Karben. Rund um die Frankfurter Paulskirche wird noch bis Sonntag die Demokratie gefeiert. Vor 175 Jahren tagte dort das erste gesamtdeutsche Parlament. In Petterweil gibt es auch einen Grund, sich daran zu erinnern: Das Robert-Blum-Denkmal.Als Mitglied des ersten deutschen Parlaments hatte der gebürtige Kölner Robert Blum sein Leben liberalen und demokratischen Grundsätzen verschrieben. Zeitgenössische Quellen skizzieren ihn als »einen Mann von Feuer und hoher Beredsamkeit, dabei besonnen und oft mäßigend, wo die Wogen der Leidenschaft sich überschlugen«.
Am 9. Juli 1848 wurden eine Menschenmasse aus der Wetterau Zeugen seiner letzten öffentlichen Rede. Eingeladen hatte ihn sein demokratischer Weggefährte, Petterweils Pfarrer Christian Flick. Auf der damals außerhalb des Dorfes gelegenen Bauchwiese waren am Morgen mehrere Tausend Menschen aus der Umgegend zusammengelaufen, um Blums Worte zu hören. Ortshistoriker Horst Preißer glaubt an die Wortgewalt des Redners in jeder Hinsicht. »Denn sonst hätte ihn bei einer solchen Menschenansammlung bestimmt niemand verstanden«, vermutet er.
Über den Ort des historischen Ereignisses kann er genau Aufschluss geben: »Die Bauchwiese erstreckte sich bis zum ehemaligen Dorfrand an der Berenger Straße. Da, wo später der Alte Sportplatz war, stand Blum und hielt seine Rede.« Zum Gedenken errichteten die Petterweiler an entsprechender Stelle das Robert-Blum-Denkmal. Das war am 9. November 1849, genau ein Jahr nach Blums Erschießung in Wien. Inzwischen gehört dieses Areal längst zum Wohngebiet des Stadtteils.
Denkmal musste
weichen
Als die großherzogliche Regierung 1852 die Zerstörung des Denkmals verfügte, wurde es von einer Gruppe Männer um Pfarrer Flick und Bürgermeister Holtzmann umgelegt. Es soll daraufhin in dem stark morastigen Erdreich versunken sein. 1895 wurde es aus der Versenkung geholt und an Ort und Stelle wieder aufgestellt.
Seinen jetzigen Platz in dem kleinen Park an der Walter-Rohmeis-Straße bekam der Gedenkstein im Jahr 2007. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet: »Hier sprach zum Volke Robert Blum, Mitglied der deutschen Nationalversammlung, am 9. Juli 1848. Geboren zu Köln am 10. Nov. 1807. Standrechtlich erschossen zu Wien am 9. Nov. 1848.« Auf der Rückseite stehen Blums letzte Worte kurz vor seiner Hinrichtung: »Ich sterbe für die Freiheit, für die ich gekämpft. Möge mein Volk meiner eingedenk sein.«
Blums legendäre Rede auf der Bauchwiese gibt es nicht mehr im Originaltext. Wohl aber existiert eine Niederschrift, die der damalige Petterweiler Schullehrer mitgeschrieben haben soll.
Von Jürgen Schenk