Bad Vilbel. 1965 gründeten Bad Vilbeler Bürgerinnen und Bürger die »Naturschutzgesellschaft Bad Vilbel und Umgebung«. Die Förderung des Naturschutzes und die Verbesserung der Umwelt waren das erklärte Vereinsziel. Jetzt ist die Gruppe Geschichte. Annette Lockl und Ludwig Laupus blicken auf bewegte Jahre, viele Höhepunkte und die Gründe für das Ende zurück.
Vielen Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbelern ist sie bestens bekannt: die Naturschutzgesellschaft (NSG). 1965 gründete sich der Verein mit dem Ziel, den Naturschutz zu fördern und sich für die Umwelt einzusetzen. Eigene Arbeitskreise, Mitarbeit in Gremien, zahlreiche Sammel- und Wanderaktionen – wenn es um Umweltschutz ging, war die NSG nicht weit.
In den vergangenen Jahren ist es ruhiger geworden um die engagierten Naturschützer. Jetzt ist endgültig Schluss. Der Verein ist zum Ende des vergangenen Jahres aufgelöst worden. »Wir konnten einfach niemand mehr für die Vorstandsarbeit gewinnen«, bedauert Annette Lockl, die bis zum Ende dabei war. »Im Vorstand haben wir immer abwechselnd die Ämter besetzt, aber es ist einfach niemand mehr nachgekommen.«
Höhepunkt war
der Naturschutztag
Für Lockl war das keine leichte Entscheidung. »Natürlich schwingt Wehmut mit.« Sie steht gemeinsam mit Ludwig Laupus auf einem Gelände im Vilbeler Wingert. »Das hatten wir jahrelang von der Stadt gepachtet«, berichtet sie. »Ich habe hier schon in meiner Schulzeit einen Teich ausgehoben. Das war ein Ausflug mit unserer Klasse und unserem Lehrer Hans Tuengerthal«, erinnert sie sich. Tuengerthal selbst war leidenschaftliches NSG-Mitglied. Jetzt ist das Gelände etwas verwuchert. »Hier hängen viele Erinnerungen dran«, sagt Laupus, der seit den 1980er Jahren bei der NSG war.
Zu Beginn teilte sich die NSG in verschiedene Arbeitskreise ein. Artenschutz, Pflanzen, Tiere, Landschaftsschutz und Stadtgestaltung sowie Müllvermeidung und Recycling. »Damit wollten wir die gesetzten Ziele erreichen und gleich tätig werden«, sagt Laupus. Er erinnert sich an verschiedene Aktionen. »Wir haben alte Handys gesammelt und sie dem NABU übergeben.«
Aber auch Glas sei gesammelt worden. »Wir hatten sogar einen eigenen Altglascontainer. Leider mussten wir das einstellen, als dort immer wieder Flachglas entsorgt wurde.« Stets im Fokus: der Stadtwald. Die NSG veranstaltete botanische Wanderungen unter sachkundiger Führung. »Und wir haben den Finger in die Wunde gelegt«, sagt Lockl. In den städtischen Kommissionen »Umweltschutz, Landwirtschaft und Forsten« sowie »Stadtentwicklung und Denkmalpflege« arbeiteten NSG-Mitglieder mit. »Wir haben immer den direkten Kontakt zur Stadt gesucht und nicht versucht, einfach zu kritisieren«, sagt Laupus. Der Austausch sei stets fair und gut gewesen. Schließlich organisierte man jahrelang auch gemeinsam eine Veranstaltung, die Lockl und Laupus heute noch als Höhepunkte der Naturschutzgesellschaft bezeichnen. Ausgerichtet vom Naturschutzfonds Bad Vilbel, dem die Stadt, die Volksbank, die Sparkasse und eben die NSG angehörten, koordinierte NSG-Mitglied Hans Tuengerthal den jährlichen Naturschutztag. »Da wurden schon sehr früh von Referenten Themen angesprochen, die heute noch einmal eine ganz andere Brisanz haben«, sagt Laupus.
Ein Blick in die Vereinsgeschichte belegt das. »Der Wald als Ökosystem« (1981), »Unser Los – wasserlos? Zisternen« (1992) inklusive Podiumsdiskussion oder auch »Natur, Potenzial für eine Stadt mit Lebensqualität« (2007) zeigen, welche Punkte die NSG-Mitglieder schon früh ausgearbeitet haben. »Das sind alles Themen, die man eins zu eins heute vortragen könnte«, ist sich Lockl sicher. So weit wird es bei der NSG allerdings nicht mehr kommen. »Natürlich haben wir auch Fehler gemacht«, sind sich die beiden sicher. »Vielleicht haben wir interessierte Neulinge zu schnell in Verantwortung gedrängt«, sagt Laupus. Außerdem gebe es mittlerweile auch unzählige neue Angebote und Gruppen in der Stadt.
Vereinsvermögen
wird gespendet
Genau diese könnten jetzt von der NSG-Auflösung profitieren. Die letzten aktiven Mitglieder kümmern sich als sogenannte Liquidatoren um die notwendigen Aufgaben. Im Frühsommer soll es dann noch ein gemeinsames Abschlussfest mit den Mitgliedern und den anderen Umweltschutzvereinen geben. Annette Lockl sagt dazu: »Dabei wollen wir aus dem Vermögen des Vereins Spenden an die Vereine übergeben.« Von Patrick Eickhoff
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