Bad Vilbel. „Wie muss sich denn ein Bürgermeister vom BI-Sprecher Wittstock besudeln lassen?!“, fragt der verärgerte Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) und rüffelt Uwe Wittstock, Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet die Amiwiese“, die eine Bebauung des Areals trotz eines einschlägigen Parlamentsbeschlusses mit allen Mitteln verhindern will. Wittstock hatte dem Rathauschef vorgeworfen, Dr. Stöhr würde die Bürgergrundrechte aushebeln und sei dazu verantwortlich, Bad Vilbel von der einst „wohlhabendsten zur höchst verschuldeten Stadt des Kreises“ heruntergewirtschaftet zu haben.
„Weil Wittstock – menschlich verständlich – kein zusätzliches Fahrzeug in seiner extrem ruhigen Villenlage duldet, kann er sich doch trotzdem ein wenig mit seinen maßlosen Vorwürfen zügeln“, so meint Klaus Minkel. Wittstock „gifte“ völlig an der Sache vorbei.
„Die wohlhabendste Stadt dürfte Bad Vilbel immer noch sein. Außerdem sind Schulden nicht gleich Schulden. Die Schulden der Stadt stecken ausschließlich in rentierlichen Maßnahmen, nicht in unrentierlichen Maßnahmen. Alle unrentierlichen Projekte, die sich nicht selbst tragen, sind somit schuldenfrei finanziert. Besser kann man das eigentlich nicht machen“, so Ex-Stadtkämmerer Minkel. Bei den rentierlichen Projekten (Kläranlage, Baugebiete) gebe es eine deutliche Überdeckung, das bedeute, „es stecken hierin nicht nur Schulden, sondern ein bedeutendes Eigenkapital, auch das ist sehr gut“, führt Minkel aus. Nur bei „geistigem Kurzschluss“ könne man sich fragen, warum investiere denn eine Stadt überhaupt in Baugebiete. „Ohne Baugebiete gäbe es keine Entwicklung mehr. Ohne die Gewerbeansiedlungen in Dortelweil-West wäre Bad Vilbel nie so wohlhabend geworden“. Es ist also völlig ungerechtfertigt, Dr. Stöhr als Kämmerer Vorwürfe wegen rentierlicher Schulden zu machen“, verteidigt der Ehrenstadtrat den Rathauschef. Das Hauptproblem der Stadt werden laut Minkel in den nächsten Jahren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sein. Das werde zu bisher „noch nicht vorstellbaren Einschränkungen und Anstrengungen führen müssen“, was bei manchem Wohlstandsbürger leider noch nicht angekommen sei. Wittstock sei aber „auch in diesem Zusammenhang ein schlechter Ratgeber für die städtischen Finanzen. Die Stadt wird die Erlöse aus dem Baugebiet Taunusblick noch bitter nötig haben. Dafür war aber auch das Gebiet seinerzeit von mir erworben worden, als Rücklage für die schlechten Jahre, die unserem Land und unserer Stadt unabwendbar bevorstehen werden“, präzisiert Minkel und erinnert daran, dass Wittstock unlängst „in den Raum gestellt“ habe, das Baugebiet würde verkauft, um die Beteiligung am Kraftwerk Lubmin zu finanzieren. „Das ist in zweierlei Hinsicht zusammengelogen: Erstens ist die Entscheidung über die Teilnahme an dem Projekt noch lange nicht gefallen, zweitens brauchen die Stadtwerke hierzu keine Grundstückserlöse der Stadt“, soStadtwerkechef Minkel. (sam)