Karben. Die Bäume hängen voller Obst, die Sonne strahlt vom Himmel – eigentlich, so könnte man meinen, ideale Bedingungen für die bevorstehende Obsternte in der Gemeinschaftsobstanlage Klein-Karben. Aber es sieht nicht so rosig aus, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint.
Die Sorgenfalten in den Gesichtern von Oliver Schmidt, dem 1. Vorsitzenden der Gemeinschaftsobstanlage, und von Petra Gralka, der Vereinsschatzmeisterin, deuten auf die deutlichen Einschnitte bei der bevorstehenden Obsternte hin. »Sie wird kleiner ausfallen als im vergangenen Jahr. Wahrscheinlich sogar um bis zu 30 Prozent. Und sie wird wegen des heißen Klimas zehn Tage früher erfolgen müssen«, klagt der Vereinsvorsitzende.
Wegen der Hitze und der Trockenheit seien die Früchte wesentlich kleiner und begännen auch schon abzufallen. Deshalb sei der traditionelle Sonntagsobstverkauf auf der Anlage am Ende der Büdesheimer Straße vorgezogen worden.
Etwa 15 Prozent der Bäume vertrocknet
Bis in den Dezember hinein werden dann auf der Anlage jeden Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr frisch gepflückte Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Pflaumen und Mirabellen verkauft. Nachschub gibt es genug, denn die etwa 50 aktiven Vereinsmitglieder hegen und pflegen auf dem vier Hektar großen Vereinsgelände etwa 10 000 Obstbäume mit rund 30 verschiedenen Obstsorten. Darunter so bekannte Namen wie Cox Orange, Golden Delicious und Discovery, die wegen des sanften Bisses gerade bei Kindern und älteren Menschen sehr beliebt sind.
»Im vergangenen Jahr war es zu nass und deshalb die Erntemenge geringer. In diesem Jahr genau das Gegenteil, und trotzdem fällt die Ernte sogar noch schlechter aus«, sagt Schmidt. Es ist aber nicht nur die Ernte, die dem Vorsitzenden Kummer bereitet. »Durch die Hitze und Trockenheit sind um die 15 Prozent unserer Bäume eingegangen, die nun wieder ersetzt werden müssen«. Dabei habe der Verein gerade in der Trockenperiode dafür gesorgt, dass die Bäume mindestens einmal pro Woche gewässert wurden. »Aber die Wurzeln der kleinstämmigen Bäume auf der Anlage sind zu kurz und können sich nicht noch zusätzlich Wasser aus tieferen Schichten im Boden holen«.
Solche Situationen bringen zusätzliche Arbeit für die Vereinsmitglieder mit sich, die durchschnittlich ein bis drei Parzellen in Eigenregie bewirtschaften – jede Parzelle mit mindestens 74 Bäumen.
Alle Parzellen sind
derzeit verpachtet
Trotzdem aber lohne sich die Arbeit, wie die Schatzmeisterin Gralka weiß, denn zum einen bringe der Verkauf ein Vielfaches der Pacht ein und zum anderen hätten Vereinsmitglieder stets frisches Obst griffbereit in ihren Kellern. Deshalb gibt es auch seit Längerem schon eine lange Warteliste für die Anmietung zumindest einer Parzelle.
Beliebt sei auch das Kochen eigener Marmelade aus Brombeeren und Himbeeren, die übrigens auch bei den Sonntagsverkäufen mit angeboten werden. Bis zu sechs Helferinnen und Helfer stehen an den Verkaufssonntagen bereit, um den Ansturm bewältigen zu können. »Deshalb kommen Sie lieber frühzeitig, damit Sie auch sichergehen können, nicht mit leeren Händen wieder abwandern zu müssen«, gibt Schmidt Interessierten den Rat. Er bezieht sich dabei auf die Vergangenheit, denn verkauft werde nicht nur das frisch geerntete Obst, sondern auch der jeweils an den Tagen zuvor selbst gepresste und deshalb stark nachgefragte »Süße« (Apfelsaft) stehe im Angebot. Verzichtet wird in diesem Jahr auf das Keltern von Apfelwein. Hiervon werden nur noch Restbestände aus dem vergangenen Jahr angeboten, und zwar jeweils in Fünf-Liter-Behältern.
Während die Einnahmen der Sonntagsverkäufe in die Taschen der Parzellenbesitzer fließen, freuen sich Schmidt und Gralka schon auf den 3. Oktober, denn dann finde auf dem Gelände der Gemeinschaftsobstanlage der »Tag der offenen Tür« statt. Und der sei seit Jahren ein echter Höhepunkt im Karbener Veranstaltungskalender. Von Jürgen W. Niehoff