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Helfen wenn’s darauf ankommt

Der Bad Vilbeler DLRG-Vorsitzende Yannick Pflug (links) und sein Vereinskollege Sven Spreer (rechts) trainieren mit Cedric Arndt, Saskia Vetter, Jörg März, Alen Mahmity und Kathrin Weißbecker, damit sie die Prüfungen als Rettungsschwimmer absolvieren können. Foto: Jürgen Schenk
Der Bad Vilbeler DLRG-Vorsitzende Yannick Pflug (links) und sein Vereinskollege Sven Spreer (rechts) trainieren mit Cedric Arndt, Saskia Vetter, Jörg März, Alen Mahmity und Kathrin Weißbecker, damit sie die Prüfungen als Rettungsschwimmer absolvieren können. Foto: Jürgen Schenk

Bad Vilbel. Es gibt immer weniger Rettungsschwimmer. Im Freibad an der Huizener Straße absolviert gerade ein Quintett die Ausbildung bei der Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). 16 Übungseinheiten sind bis zur Prüfung zu absolvieren.
Während die »normalen« Badegäste im Wasser des Bad Vilbeler Freibades herumtollen, steht den angehenden Profis eine doppelstündige Übungseinheit bevor. Am DLRG-Stützpunkt warten drei Männer und zwei Frauen auf den Beginn des Rettungsschwimmkurses.
Ihre Beweggründe Rettungsschwimmer zu werden, sind ganz unterschiedlicher Natur. Für eine Tätigkeit bei der Badeaufsicht ist ein Rettungsschwimmernachweis unerlässlich. Sportstudierende und pädagogische Fachkräfte profitieren von den erworbenen Kenntnissen. Andere kommen von einem Ausbildungscamp des Hessischen Rundfunks und sprühen nur so vor Energie. Und dann gibt es Leute, die wegen eines schlimmen Unglücks sich ausbilden lassen.
Saskia Vetter, Kathrin Weißbecker, Jörg März und Cedric Arndt sind dankbar, dass sie in ihrem bisherigen Leben noch nie in einen Badeunfall verwickelt waren. Alen Mahmity, ein junger Serbe, meldet sich erst zum Schluss. Seine Geschichte klingt ganz anders. »Als Teenager habe ich miterlebt, wie eine gute Freundin von mir in der Donau untergegangen ist«, erzählt er. Es ist schwer zu ergründen, wie es ihm bei diesen Worten wirklich geht. Mit mehreren Freunden habe er versucht, das Mädchen zu retten. Ohne Erfolg. »Die Donau ist gefährlich. In der Flussmitte gibt es viele Strudel. Und sie ist zu weit in die Mitte geschwommen«, erinnert sich Alen Mahmity.
Erste-Hilfe-Kurs
gehört dazu

»Vor zwei Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. Hier möchte ich Rettungsschwimmer werden, denn die Ausbildung ist viel besser als in Serbien.« Beim Zuhören merkt man sofort, dass der junge Mann durch sein Engagement ein ganz persönliches Ziel verfolgt.
Kathrin Weißbecker ist Lehramtsanwärterin und beginnt bald ihr zweites Staatsexamen. Sie sagt, als spätere Lehrerin fühle sie sich besser, wenn sie in Notfallsituationen auf die erlernte Rettungsfähigkeit zurückgreifen könne. »Zur Ausbildung gehört auch ein Erste-Hilfe-Kurs, den wir nach den Sommerferien machen werden«, erklärt sie.
Gute Schwimmfähigkeiten sowie ein Faible für das Element Wasser sind Grundvoraussetzungen. Manchmal geschieht die Anmeldung zum Kurs auch einfach aus einer Laune heraus. Jörg März kam über das »Heldencamp« des Hessischen Rundfunks zum Rettungsschwimmer-Lehrgang nach Bad Vilbel. HR 3 suchte Ende Juni nach Freiwilligen, die Hessens Seen und Badeanstalten sicherer machen sollen. Seinen Sohn Adrian habe er gleich zum Schwimmkurs mitgebracht, verrät März. Er selbst könne sich im Anschluss an seine Ausbildung einen Job im Freibad vorstellen.
»Die Resonanz auf die HR-Aktion war sehr groß. Rund 200 Schwimmerinnen und Schwimmer haben daran teilgenommen«, sagt der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Bad Vilbel, Yannick Pflug. »Drei Teilnehmer machen bei uns im Schwimmbad jetzt das Rettungsschwimmabzeichen in Silber. Die Ausbildung besteht aus praktischen und theoretischen Lerninhalten. Das Mindestalter ist auf 15 Jahre festgesetzt.«
Was tun bei
Sonnenstich?

Pflug skizziert einen breiten Aufgabenbereich. Zum Rettungsdienst gehöre nicht allein, hilfebedürftige Menschen aus dem Wasser zu holen. Vielmehr seien Rettungsschwimmer auch fit darin, Menschen, die im Schwimmbad einen Sonnenstich bekommen, zu versorgen. Klar, können die Rettungsschwimmer auch sonstige Verletzungen der Badegäste versorgen. »Wir leisten Erste Hilfe und koordinieren die weiteren Maßnahmen, wenn es erforderlich ist«, informiert Gruppenleiter Pflug. Die meiste Arbeit warte natürlich in den Sommermonaten.
Im Freibad kämen schlimme Badeunfälle aber glücklicherweise seltener vor. Was die angehenden Rettungsschwimmer wissen: »Schwieriger könnten Einsätze in fließenden Gewässern oder Seen werden.«
Von Jürgen Schenk