Karben. „Sie sind da rausgestürmt gekommen, dann aufs Fahrrad und weggefahren.“ Die Seniorin ist noch ganz aufgekratzt. Erst vor wenigen Minuten war sie Zeugin eines Raubüberfalls mitten in Okarben. Getroffen hat es wieder den Schlecker-Markt in der Hauptstraße: Zwei Jugendliche überfielen den Drogeriemarkt am vergangenen Freitag gegen 11.20 Uhr. Danach ist die Aufregung im Ort groß.
Dass ein Hubschrauber langsam in niedriger Höhe über Okarben hinweg schwebt – spätestens da bemerken viele Einwohner, dass etwas nicht stimmt. Die Beamten im Hubschrauber sind fieberhaft auf der Suche nach den flüchtigen Räubern. Am Boden, in den Gassen und Straßen des Ortes, wimmelt es in der Mittagszeit nur so von Polizeiwagen in blau, grün und auch in zivil. Großfahndung. „Leider ohne Erfolg“, muss der Friedberger Polizeisprecher Erich Müller am Nachmittag dann aber bekanntgeben. „Die Fahndung ist bisher ergebnislos verlaufen.“
Gegen 11.20 Uhr stürmten die beiden 16 bis 17 Jahre alten Jugendlichen in den zentral an der Hauptstraße gelegenen Markt. Die Angestellte ist zu dem Zeitpunkt allein im Markt. Ein von der Gewerkschaft immer wieder gegeißeltes Sicherheitsrisiko.
Für die Mitarbeiterin wird es bittere Realität, wie Polizeisprecher Müller berichtet: Die beiden Räuber richten eine silberfarbene Pistole auf die Frau und fordern das Geld aus der Kasse. Die Mitarbeiterin reagiert sofort, händigt den Jugendlichen rund 300 Euro aus. Dann flüchten die beiden aus dem Markt und den Friedhofsweg hinunter – Richtung Friedberger Weg oder an die Nidda.
Unterwegs sind die beiden bei ihrer Flucht auf einem lilafarbenen Damenfahrrad. Das hatten sie zuvor ebenfalls gestohlen: Eine Anwohnerin im nicht weit entfernten Nordweg hatte das Rad samt schwarzem Einkaufskorb zuvor aus dem Keller geholt. Ein paar Minuten ließ sie es aus den Augen – und weg war der Drahtesel.
„Beide Täter werden von den Zeugen als Jugendliche im Alter zwischen 16 und 17 Jahren beschrieben“, berichtet Erich Müller. Sie seien schlank, haben dunkle Haare und dunkle Augen. Einer war etwa 1,70 Meter groß, der andere ein bisschen größer. Beide seien dunkel gekleidet und mit Schals maskiert gewesen.
Überall unter den Nachbarn gibt es nur dieses eine Gesprächsthema. „Wir wohnen direkt oben drüber und bekommen so etwas trotzdem nie mit“, berichtet ein Mittfünfziger. Für den Okarbener Schlecker-Markt war es nämlich nicht der erste Überfall. Im Juni 2006 hatten zwei Räuber das Geschäft überfallen und die Mitarbeiterin damals im Büro eingesperrt. Im vergangenen Jahr hatte es in der Region dann drei weitere Schlecker-Märkte getroffen: Im Januar 2008 in Ober-Rosbach, im Juni in der Homburger Straße in Klein-Karben und Ende Oktober in der Berliner Straße in Niederdorfelden. Überall war die Beute gering, lag nur bei wenigen hundert Euro.
Immerhin: Im Fall Klein-Karben wurde der Täter nur 40 Minuten nach der Tat in einer Nachbarstraße festgenommen. Diesmal war der Polizei nicht so viel Glück hold. Vor allem dem Opfer gilt in den Gesprächen der Nachbarn in Okarben an diesem Mittag das Mitgefühl. (den)
Zeugenhinweise: Polizei Bad Vilbel unter Telefon (0 61 01) 5 46 00, Kripo Friedberg unter Telefon (0 60 31) 60 10