CDU und SPD setzen stattdessen auf Stärkung und Ausbau von Bus- und Bahn-Verkehr
Bad Vilbel. Die Quellenstädter Regierungskoalition aus CDU und SPD hat sich entschieden: Sie will kein weiteres Geld für eine Machbarkeitsstudie für eine Straßenbahnlinie durch Bad Vilbel ausgeben. Das teilen die Koalitionäre in einer Pressemeldung mit. »Uns haben in den vergangenen Wochen viele besorgte Nachrichten und Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern erreicht, die keine Straßenbahn durch Bad Vilbel wollen. Diese Bedenken teilen wir aus vielerlei Gründen. Mit uns wird es deshalb kein Geld für eine weitere Untersuchung und auch keine Straßenbahn geben«, erklären dazu Irene Utter, Vorsitzende der CDU-Fraktion, und Mirjam Fuhrmann, Vorsitzende der SPD-Fraktion.
Zuvor hatten Bad Vilbel und Frankfurt gemeinsam eine sogenannte Potenzialanalyse in Auftrag gegeben. Die Analyse ergab, dass eine Erweiterung der Straßenbahnlinie 18 von Frankfurt nach Bad Vilbel wirtschaftlich rentabel und förderfähig sein könnte – allerdings nur in einer ganz bestimmten Trassenführung.
Ein massiver Eingriff ins Stadtbild
Die Trasse müsste über die B 521 (Unfallklinik) über die Alte Frankfurter Straße (Heilsberg), den Lidl-Kreisel, die Frankfurter Straße (Schöllberg) via Biwer-Kreisel (Südbahnhof-Kreisel), dann über die Kasseler Straße durch das Viadukt hindurch über die Homburger Straße bis zum Grünzug und von dort durch den Grünzug bis kurz vor die Landschaftsbrücke im Quellenpark geführt werden. In einem weiteren Schritt müsste diese Trassenführung nun in einer teuren Studie noch einmal eingehender auf ihre technische Machbarkeit untersucht werden.
»Wir sind vom Ergebnis der Potenzialanalyse enttäuscht. Nur eine einzige Trassenführung gilt als wirtschaftlich vernünftig. Diese Trassenführung würde aber das Stadtbild Bad Vilbels massiv zum Schlechteren verändern – von der Lärmbelastung für die Anwohnerinnen und Anwohner einmal ganz zu schweigen. Sämtliche Kreisel entlang der Strecke müssten zurückgebaut oder durch Ampeln gesteuert werden. Entlang der Alten Frankfurter Straße und des Schöllbergs müssten rund 100 Bäume gefällt und sämtliche Parkplätze sowie der Radweg wegfallen. Für die Anwohnerinnen und Anwohner und die Gewerbetreibenden eine Katastrophe«, fasst Utter zusammen.
Hinzu komme die Tatsache, dass laut Potenzialanalyse im Bereich der Alten Frankfurter Straße und auf der Kasseler Straße kein Platz für eigene Tramgleise ist: »Die Straßenbahn würde also auf wesentlichen Teilen der Strecke gemeinsam mit den Autos auf der Straße fahren – und somit morgens und nachmittags auch mit ihnen im Stau stehen«, stellt Fuhrmann fest. Auch würde der geplante große Grünzug im Baugebiet Quellenpark der Straßenbahn zum Opfer fallen: Die Analyse sieht vor, dort statt einem Park für die Anwohner die Straßenbahnendhaltestelle zu bauen. Im städtebaulichen Konzept sei der Grünzug jedoch als ein wichtiger Ausgleich zur verdichteten Bebauung des Stadtviertels vorgesehen.
»Bad Vilbel ist durch die bald viergleisig ausgebaute S-Bahnlinie 6 und verschiedene Busverbindungen bereits gut an Frankfurt angebunden. Diese bestehende Verkehrsinfrastruktur wollen wir lieber ausbauen und fördern, anstatt die Bürgerinnen und Bürger über viele Jahre hinweg mit einer weiteren Großbaustelle im Herzen unserer Stadt zu belasten«, so Utter und Fuhrmann.
Einen entsprechenden Antrag stellen CDU und SPD in der kommenden Stadtverordnetenversammlung: Der Magistrat soll gebeten werden, sich in Gesprächen mit den lokalen Nahverkehrsorganisationen des Wetteraukreises und der Stadt Frankfurt für eine Umstellung des Fuhrparks der Buslinie 30 auf CO2-neutrale Antriebsarten und eine Optimierungen der Taktung und der Linienführung einzusetzen.
Weiterhin soll der Magistrat auf Antrag von CDU und SPD prüfen, ob Möglichkeiten bestehen, die Geschwindigkeit zu erhöhen, etwa durch die Einrichtung zusätzlicher Busspuren auf der B 521 oder – insofern möglich – auch im Stadtgebiet von Bad Vilbel. »Wir wollen und werden unseren Beitrag zur Verkehrswende und klimafreundlicher Mobilität leisten. Der Bau einer Straßenbahn mitten durch die Stadt ist jedoch der falsche Weg für Bad Vilbel«, meinen Utter und Fuhrmann. (zlp)