Vermögen des nun aufgelösten Pflegevereins wird aufgeteilt
Bad Vilbel. Die Quellenstadt hat in diesem Dezember einen Verein mit langer Historie verloren. Das ist wohl traurig, doch die Zeit war für den Evangelischen Förderverein für Kranken- und Gemeindepflege einfach gekommen, sind sich die Verantwortlichen sicher. Sie blicken auf die lange Geschichte des Vereins zurück.Am 9. Dezember fiel die Entscheidung bei der Mitgliederversammlung des Vereins, an der 60 von immer noch 600 Mitgliedern teilnahmen. Ein Jahr dauert das Auflösungsverfahren nun noch, ein Prozess, den das deutsche Recht genau steuert und vorgibt. »Das wurde einstimmig beschlossen, und der geschäftsführende Vorstand wickelt das nun alles ab«, sagt Uwe Zeiher, Vorsitzender des Evangelischen Vereins
Diakonissen waren oft in der Stadt unterwegs
Der Verein ist eine Weiterentwicklung des Krankenpflegevereins, der schon 1890 in der Quellenstadt gegründet wurde, erläutert Pfarrer Klaus Neumeier. Er hat die Chronik der Christuskirche vor sich liegen, die auch die Geschichte des Vereins beinhaltet. Mit über 1000 Mitgliedern war der Verein lange der mitgliederstärkste in Bad Vilbel, und das in einer Zeit mit deutlich weniger Einwohnern. »Das zeigt, welche Bedeutung dieser Verein hier einmal hatte«, sagt Neumeier.
Steffen Kreiling, Kirchenvorstand, erinnert sich: »Mein Vater hatte lange den Vorsitz inne. Ich kann mich noch erinnern, dass Schwestern mit Haube und Gewand einmal zum Stadtbild von Bad Vilbel gehört haben und das Bild der Frankfurter Straße geprägt haben«, sagt er. »Diese Diakonissen hatten ihr Leben diesem Dienst gewidmet, haben Kranke gepflegt und viel Verantwortung inne gehabt«, so Neumeier. Das einstige Schwesternwohnheim ist heute das Pfarrhaus neben der Kirche.
Die Blütezeit erlebte der Verein zwischen den 50er und 80er Jahren. »Vor grob 30 Jahren endete die Arbeit der Diakonissen. Die Pflegeversicherung wurde, die Krankenpflege professionalisiert. Kirche, Kita, Krankenpflege. So ist das Gelände damals hier angelegt worden.« Neue Institutionen gründeten sich, übernahmen die Pflegeaufgaben des Krankenpflegevereins, zum heutigen Förderverein wurde. Die Diakoniestationen wurden umfunktioniert. Seit 2011 führt Uwe Zeiher den Förderverein, und er sagt: »Wir haben in den vergangenen Jahren noch viel Gutes getan, aber die Zeit ist einfach vorüber.«
Für die Bad Vilbeler Diakoniestation wurde zum Beispiel Geld für Weiterbildungen, Fahrzeuge oder einfach Jacken mit Aufdruck finanziert. Auch eine Zuwendungszulage hat der Förderverein bezahlt: »Wenn ein Mitarbeiter noch länger bei einem Patienten bleiben wollte, weil dieser einfach Redebedarf hatte, haben wir die zusätzlichen Kosten für diese Stunden getragen«, betont Zeiher. Auch das Café Kleeblatt für demenzkranke Menschen in den Räumlichkeiten der AWO in der Wiesengasse sei aus den Mitteln des Fördervereins für Krankenpflege hervorgegangen und profitiere weiterhin davon.
»Es kamen keine Mitglieder mehr nach, wir waren für die Gemeinnützigkeit nicht mehr aktiv genug. Deshalb war jetzt einfach die Zeit gekommen«, meint Zeiher.
Auch Klaus Neumeier weiß: »Im Prinzip war seit den 90er Jahren klar, dass Verein früher oder später aufgelöst wird. Das ist auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite ist das aber ganz einfach ein Wandel der Zeiten.« Und dass die Pflege mittlerweile ein eigener Beruf ist, sei letztendlich eine Wertschätzung der Arbeit des früheren Vereins und der Diakonissen, findet Neumeier.
Weitere Förderung des Café Kleeblatt
Das verbliebene und recht üppige Vermögen des Vereins geht nicht verloren, sondern wird an die evangelischen Kirchengemeinden Bad Vilbels aufgeteilt und muss für kirchlich diakonische Zwecke verwendet werden. Das Café Kleeblatt erhält weitere zehn Jahre Unterstützung aus dem Vereinsvermögen, die Diakoniestationen werden ebenfalls weiter mitfinanziert.