Karben. „Wenn Sie glauben, Sie sind im Recht, dann müssen Sie Ihren Standpunkt halt vor Gericht geltend machen.“ Das gab nach einer langen Debatte Stadtrat Jochen Schmitt (SPD) dem aufgebrachten Rentner Dieter Eitel (69) in der Sitzung des Ortsbeirates Rendel am Donnerstag zu verstehen. Sein Problem, das Hin und Her um das Fällen der mehr als 60-jährigen Esche vor seinem Grundstück am Gronauer Weg, beschäftigte erneut den Ortsbeirat.
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Auf Bitten Eitels und mit Zustimmung des Ortsbeirats hatte der Magistrat am 24. November 2008 das Fällen des Baumes angeordnet, der inzwischen als Ärger-Esche in Karben traurige Berühmtheit erlangt hat. Die Esche war nach Auskunft Eitels nicht nur nach oben gewachsen, sondern die Wurzeln hatten sich zwischenzeitlich auch so ausgebreitet, dass das Mauerwerk seines Hauses sowie die Kanalisation und die Gehwege vor seinem Grundstück bereits erhebliche Schäden aufweisen.
Über den Beschluss konnte Eitel sich jedoch nur kurze Zeit freuen, denn drei Wochen später erhielt er erneut Post aus dem Rathaus. Es liegt ein Satzungsbeschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem Jahr 2003 vor, nach der wichtige Bauwerke und Straßenzüge in Rendel zu erhalten sind. Dazu gehört auch die Esche. Der Baum wird deshalb nicht gefällt. So in etwa stand es im Schreiben.
„Was ist Ihnen denn nun wichtiger, Herr Schmitt, die alte Satzung, die ohnehin ausläuft, oder das berechtigte Anliegen eines Bürgers, der durch den Baum Schaden erleidet?“, fragte Eitel unter dem Applaus der gut 20 anwesenden Rendeler Bürger den Stadtrat. Der ließ sich von dem Appell jedoch wenig beeindrucken und wiederholte immer wieder, dass es sich um einen gültigen Beschluss des Stadtparlaments handele, an den sich der Magistrat zu halten habe.
Auf die Einwendung des Ortsbeiratsmitglieds Laura Macho (FWG), der Baum stehe außerhalb der im Plan eingezeichneten Grenzen und falle deshalb nicht unter die Satzung, erwiderte Schmitt, dass der Baum, farblich markiert, trotzdem Gegenstand der Satzung und damit schützenswert sei. Dieses Beharren auf dem möglicherweise juristisch vertretbaren Standpunkt brachte Schmitt von allen Seiten Kritik ein.
„Hier geht es doch nur darum zu zeigen, wer die Macht im Rathaus hat“, meinte der Rendeler Jürgen Gralka. Selbst Magistratsmitglieder, die an der Sitzung des Ortsbeirates teilnahmen, schüttelten ob des Verhaltens des Stadtrates mit dem Kopf und sprachen von „reiner Schikane“.
Ein Ausweg kristallisierte sich dann doch noch heraus. „Wenn die Stadtverordnetenversammlung einen neuen Beschluss fasst, der das Fällen dieses Baums betrifft, wird der Magistrat den Beschluss dann ausführen“, fragte Ortsbeiratsmitglied Markus Hau (CDU) den Stadtrat. „Ja, das wird er dann wohl tun müssen“, antwortete dieser ohne größeres Zögern.