Schöneck / Niederdorfelden. Symbolischer Spatenstich zur Erweiterung und Modernisierung der Gruppenkläranlage Schöneck-Niederdorfelden bei nur sechs Grad Plus, dafür aber bei strahlendem Sonnenschein. Gute Wetterbedingungen sind bei symbolischen Ersten Spatenstich kürzlich am Dienstagnachmittag auch erforderlich, denn die Vorarbeiten für den ersten Bauabschnitt, also das Ausheben einer etwa 10 Meter tiefen Grube und das Einbringen der 19 Meter langen Spundbohlen für das spätere Rückhaltebecken, haben mit fünf Monaten wesentlich länger gedauert als ursprünglich geplant.
Verantwortlich dafür war die italische Baufirma, die die europaweite Ausschreibung gewonnen hatte, dann aber mit den Gegebenheiten vor Ort nicht zurechtkam. Falsch eingesetzte Baugeräte und deutlich zu wenig Personal, bemängeln die Planer von Planungsbüro Hartwig.
1987 wurde die bestehende Kläranlage für die beiden Nachbargemeinden Schöneck und Niederdorfelden gebaut. Ausgelegt war sie auf 20.000 Einwohner in beiden Orten. Die Zahl ist zwar noch nicht erreicht, aber so wie die beiden Gemeinden wachsen, ist dies nur noch eine Frage der Zeit. Durch ständige Erhaltungs- und Unterhaltungsmaßnahmen wurde sie permanent auf dem Stand der Technik gehalten und an aktuelle Erfordernisse angepasst. So wurden zuletzt 2017 ein Schlammlagerplatz gebaut und in 2018 das Betriebsgebäude aufgestockt. Jährlich werden zirka 1,1 Mio. Kubikmeter Abwasser gereinigt. Aufgrund ihres Betriebsalters hat ein Großteil der in der Anlage verbauten Teile der Anlagen- und Maschinentechnik seine Nutzungsdauer überschritten und ist erneuerungsbedürftig. Hinzu kommt, dass die Anforderungen an die Anlage immer weiter steigen, was sich in den einzuhaltenden Grenzwerten der Wasserbehörde widerspiegelt. Diese fordert außerdem für die Zulassung neuer Bau- und Gewerbegebiete eine Ertüchtigung der Anlage zur Anpassung an künftige Belastungen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der anfallende Klärschlamm immer weniger landwirtschaftlich verwertet werden darf und die Entsorgung sich deshalb stark verteuert hat. Der künftige Entsorgungsweg geht hier immer weiter in Richtung Verbrennung. Hierfür ist es vorteilhaft, wenn der Klärschlamm in entsprechend günstig konditionierter Form vorliegt.
Das alles hat die Gemeindeparlamente in den beiden Nachbarkommunen schließlich zum Um- und Ausbau der Gemeinschaftskläranlage veranlasst – auch wenn dafür so manche Hürde übersprungen werden musste. »Wir sind oftmals auf Unverständnis und Probleme gestoßen, die wir mit vielen, vielen Argumenten nur langsam beseitigen konnten«, erinnert sich Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (SPD). Auch zwischen den beiden Gemeinden hat es deswegen gelegentlich geknirscht, ging es doch um die Aufteilung der 12,4 Millionen Euro Baukosten. Schließlich einigte man sich auf drei Viertel Schöneck und ein Viertel Niederdorfelden. Danach wurden 2018 erst die Planungsarbeiten und 2019 dann die Bauarbeiten ausgeschrieben. Mit den Vorarbeiten für den oben erwähnten Zwischenspeicher wurde am 1. Juni dieses Jahres begonnen. »Wenn wir nicht noch einmal so ein Pech mit der Ausschreibung haben, dann sollte die Fertigstellung aller drei Bauabschnitte im Sommer/Herbst 2023 erfolgen«, hofft Schönecks Bauamtsleiter Günter Rauch. Die 12,4 Millionen Euro sind gut angelegten Geld, ermöglicht es den beiden Gemeinden nicht nur weiteres Wachstum, vor allem aber erspart das Investment rund 200.000 Euro jährliche Betriebskosten. »Deshalb war am Ende der Ausbau der gemeinsamen Kläranlage die richtige Entscheidung. Es ist ein gutes Beispiel für funktionierende interkommunale Zusammenarbeit«, freut sich auch Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) über das Zusammenwirken. Es gibt aber auch Leidtragende bei diesen Baumaßnahmen und das sind die Mitarbeiter der Kläranlage. »Weil es momentan eine ganze Menge Provisorien gibt, die dummerweise auch noch die Angewohnheiten haben, immer nachts auszufallen, sind unsere Schichten oftmals ganz schön lang«, hofft auch Andreas Lotz, der Betriebsleiter des Klärwerks, auf schnellen Baufortschritt.
Von Jürgen W. Niehoff