Von Patrick Eickhoff
Bad Vilbel. Zum Abschluss an die Spitze: Seit seiner Gründung 2012 ist Jochen Brings ein Teil des Bad Vilbeler Seniorenbeirates. Bei der Wahl im kommenden Jahr tritt der 71-Jährige nicht mehr an. Jetzt hat er den Vorsitz übernommen.
Das Wetter lädt an diesem Morgen nicht gerade zum Verweilen ein. Ein kalter Wind bläst durch die Frankfurter Straße in Bad Vilbel. Die meisten, die durch die – wie so häufig – ordentlich befahrene Straße eilen, sind dick angezogen, haben ihre Hände tief in die Jackentaschen vergraben. Jochen Brings hat ebenfalls einen Schal dabei, während er auf einer Bank gegenüber der Stadtschule Platz nimmt. »Die neuen Sitzgelegenheiten sind sehr schön geworden«, sagt er. »Sie sind aber auch wichtig für alle Senioren, die mal eine Pause brauchen.«
Digitalisierung im Fokus
Die Belange der Senioren sind dem 71-Jährigen wichtig. Er ist während der 14. öffentlichen Sitzung des Bad Vilbeler Seniorenbeirates im Haus der Begegnung zum neuen Vorsitzenden gewählt geworden. Ebenfalls einstimmig erfolgte die Wahl von Angelika Peschke als Stellvertreterin. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil Reinhard Kreuzer im Juli den Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt und sein Mandat abgegeben hatte. Brings ist seit der Gründung 2012 ein Teil des Seniorenbeirates. »Derzeit ist einiges in Planung«, verrät er.
Zusammen mit dem Seniorenbüro und der Nachbarschaftshilfe arbeiten einige der Beiräte derzeit daran, die Digitalisierung der Senioren zu verbessern. »Viele haben kein Smartphone oder fühlen sich im Gebrauch unsicher. Mit Schulungen können wir das verbessert«, so Brings, der über die Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro kurz und knapp sagt: »Klappt hervorragend.«
Die Pandemie hat auch das Gremium in den vergangenen Monaten ausgebremst. »Bis dahin haben wir allerdings einiges bewegt«, sagt Jochen Brings. Er holt ein Magazin aus seiner Tasche. »2020 ist die Bad Vilbeler Spätlese veröffentlich worden.« Der Wegweiser mit Tipps für aktive Senioren. Neben Berichten über die Arbeit ist dort auch ein Einleger dabei, der alle wichtigen Einrichtungen und Adressen der Stadt bündelt.
Gegründet wurde der Seniorenbeirat 2012. Wahlberechtigt sind alle Vilbeler, die das 60. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten in der Quellenstadt ihren Erstwohnsitz haben. Ein wichtiges Thema seit der Gründung: Die Sanierung der Bürgersteige der Frankfuter Straße. »Es kommt immer wieder zu heftigen Stürzen«, berichtet Brings. Dass die Gehwegplatten saniert werden, schreibe sich auch der Seniorenbeirat auf die Fahnen. »Auch wenn der Hessentag da mit Sicherheit ausschlaggebend war.« Brings ist froh, dass die Bürgersteige saniert werden. »Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack«, sagt er. Zu viele hätten sich zum Teil schwere Verletzungen zugezogen. »Das wäre vermeidbar gewesen.«
Günstige Wohnungen für Senioren anbieten
Der Seniorenbeirat trifft sich einmal im Monat zu einer Arbeitssitzung, alle drei Monate erfolgt eine öffentliche Sitzung mit anschließendem Bürgergespräch. Jeden dritten Donnerstag bietet der Beirat außerdem eine Sprechstunde im Haus der Begegnung an. »Das Echo könnte etwas besser sein«, sagt Brings. In den vertraulichen Gesprächen werde immer deutlich, dass die Einsamkeit eine große Rolle bei vielen Senioren spiele. »Tagesausflüge sind ein Mittel, um dem entgegenzuwirken. Ein von mir geplanter Ausflug 2020 musste leider wegen Corona gestrichen werden.« Doch der 71-Jährige ist sich sicher: »Neu geplant ist schnell.« Dabei setze er auch auf die Unterstützung der neuen hauptamtlichen Sozialdezernentin Ricarda Müller Grimm (SPD).
Für die Zukunft würde sich der Vorsitzende des Seniorenbeirats »den Bau von kleinen Ein- oder Zweizimmerwohnungen« wünschen, da viele Vilbeler Neu-Rentner die hiesigen Mieten nicht stemmen könnten. Dabei denkt er an das zum Seniorenzentrum gehörende Helene-Weiss-Haus, wo solche Wohnungen zu moderaten Preisen angeboten werden. »So etwas könnte aber nur mit Unterstützung eines sozialen Trägers realisiert werden.«
Brings wird sich bei der Neuwahl des Seniorenbeirates im August 2022 nicht mehr zur Wahl stellen. »Ich möchte mit meiner Frau noch ein paar Reisen machen, so lange ich noch fit bin«, sagt er und lacht. Für den Beirat wirbt er aber jetzt schon. »Wir sind schon mit möglichen Kandidaten in Gesprächen und ich werde auch weiterhin mit Iris Stockbauer gemeinsam bei Bedarf zur Verfügung stehen und helfen, wo ich kann.«
Filme und Vorträge
Zusammen mit dem Seniorenbüro zeigt der Beirat am Montag, 8. November, in der Alten Mühle den Film »Mitgefühl. Pflege neu denken«. Dabei dreht sich alles um ein bahnbrechendes Pflegemodell aus Dänemark. Danach besteht die Möglichkeit mit der Gerontologin Gabriele Scholz-Weinrich über das Gesehene zu diskutieren.
Am 9. November folgt dann ein Vortrag zum Thema »Besser hören« um 15 Uhr im Haus der Begegnung. »Da wir momentan noch in Gesprächen sind, wie viele Personen wegen der Hygienekonzepte kommen dürfen, werden wir noch mal gesondert informieren«, sagt Jochen Brings. (wpa)