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Petterweils steinerne Zeugen – Fundament des historischen Obertors freigelegt

Bei Straßenarbeiten im Petterweiler Ortskern wurde das Fundament des Obertors mit seinen Rundbögen freigelegt. Foto: Kessler
Bei Straßenarbeiten im Petterweiler Ortskern wurde das Fundament des Obertors mit seinen Rundbögen freigelegt. Foto: Kessler

Karben. Es sind spannende Tage für Geschichtsinteressierte in Petterweil. Bauarbeiter haben unter der Straßenoberfläche der Alten Heerstraße eine nicht ganz unerwartete Entdeckung gemacht: Etwa 10 bis 20 Zentimeter tief befindet sich dort ein quaderförmiger Mauerblock im Boden. Nicht ohne Grund ist er genau an dieser Stelle.

An der Kreuzung Alte Heerstraße/Am Dicken Turm/Alte Haingasse endete Petterweil einst. Wenn Horst Preißer seine historischen Ortsführungen unternimmt, zeigt er bewusst auch diese Stelle. »Genau hier war das Obertor«, erklärt der Lokalhistoriker. »Bei dem jetzt freigelegten Mauerwerk dürfte es sich um das Fundament handeln.«
Eigentlich war es nicht anders zu erwarten gewesen. Die alten Karten und Aufzeichnungen konnten nicht trügen. Sie berichten von einem mächtigen, turmartigen Gebäude, das die ganze Breite der Hauptstraße überspannte. In der Chronik »1200 Jahre Petterweil« beschreibt Wolfhard Bornschein das Obertor als mehrgeschossig. »Unter- und Obergeschoss waren aus Steinen gemauert; den Abschluss bildete ein verhältnismäßig großes steinernes Dachgeschoss, welches mit Schiefer bedeckt war und dem Obertor zu einem mächtigen Aussehen verhalf.«

Sonnenuhr und Gefängniskammer
Über den beiden Torflügeln sollen sich auf der Südseite eine Pechnase und eine Sonnenuhr mit römischen Ziffern befunden haben. Unter dem Dach gab es eine Gefängniskammer, in der während der Hexenverfolgung zahlreiche Personen eingesperrt wurden. Das Obertor bildete den südlichsten Punkt der mittelalterlichen Dorfbefestigung. Durch eine Mauer war es mit dem »Dicken Turm« und dem »Hohen Turm« verbunden.
»Diese ehemalige Wehranlage macht deutlich, welche Bedeutung dem Dorf früher zukam«, erläutert Preißer. Tatsächlich muss Petterweil schon im Hochmittelalter ein relativ sicherer Flecken gewesen sein. Um das Jahr 1394 ließen die Herren von Falkenstein an der Süd-Ost-Ecke des Dorfes eine Burg mit Wassergraben errichten. Die Vermutung liegt nahe, dass ebenfalls zu dieser Zeit die anderen Elemente der Dorfbefestigung entstanden sein könnten. Sicher weiß das aber niemand. Jetzt ist ein günstiger Augenblick, um diese und andere Fragen zu klären.

Archäologen dokumentieren Funde
»Die Bauarbeiten in diesem Bereich der Alten Heerstraße werden weiterhin archäologisch begleitet«, kündigt der Kreisarchäologe Jörg Lindenthal an. »Alle Funde werden durch Zeichnungen und Fotografien dokumentiert. Von dem Fundament wird mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms ein 3-D-Modell erstellt. Alles, was nicht baurelevant ist, kommt danach weg.«

Jahrhundertealte Pflastersteine kommen an die Oberfläche. Archäologen sichten und fotografieren die Fundamente. Foto: Schenk

Auch die Bodenstruktur im Schacht der angrenzenden Wasserleitung ist von Interesse. Sie wird von Spezialisten der Firma AAB (Archäologische Ausgrabungen und Bauprojektbetreuung) auf Hinweise untersucht. Möglicherweise sind im weiteren Verlauf noch zwei alte Brunnen zu erwarten, deren Existenz Horst Preißer bestätigen kann. »Durch solche Untersuchungen können wir bis in die Zeit der Ortsgründung zurückschauen. Hin und wieder finden wir auch noch römische Spuren«, sagt Experte Lindenthal.

Was auffällt: Um das Mauerwerk herum wurden in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Arbeiten ausgeführt. In den 1970er Jahren hat die Deutsche Post Telefonkabel unter die Straßendecke gelegt. Und bei Kanalarbeiten wurde das Fundament sogar angeschnitten, wie man an den Baggerspuren erkennen kann. Aber niemand hat dabei die historische Hinterlassenschaft bemerkt.

Dass bei der von Erstem Stadtrat Friedrich Schwaab anberaumten Ortsbesichtigung auch Zuschauer anwesend sind, verwundert weiter nicht. Selbst die Kleinen stehen staunend vor dem Steingebilde. Ihnen wird schon in der Grundschule die Petterweiler Historie nähergebracht. Die achtjährige Jenny hatte erst vor Kurzem über das Obertor im Unterricht gesprochen. Jetzt kann sie die Reste davon mit eigenen Augen betrachten. »Ich finde das alles sehr interessant«, sagt sie. »Mit meiner Klasse bin ich auch schon mal hier gewesen.«

Das Interesse an Petterweils Geschichte will Preißer wachhalten. Er hofft, dass er im neuen Schuljahr wieder Kinder auf historischen Spuren durch ihren Heimatort führen kann. Den ersten historischen Ortsrundgang nach über eineinhalb Jahren Corona-Pause hat er am Samstag angeboten.

 
Geschichte zum Anschauen, immer wieder informieren sich Petterweiler an der Grabungsstelle.

Jahrhundertealte Pflastersteine kommen an die Oberfläche. Archäologen sichten und fotografieren die Fundamente. Fotos: Schenk

Der Mitarbeiter der Grabungsfirma zeigt Scherben. Es sind Teile eines Kachelofens.
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