Bauantrag für Thermenwelt löst gemischte Gefühle aus
Bad Vilbel. Die Bad Vilbeler Parteien haben unterschiedlich auf die Einreichung des Bauantrages für das Kombibad durch die Wund-Stiftung reagiert. In ihren Stellungnahmen haben CDU und SPD ihre Freude darüber geäußert, die Grünen hingegen bleiben bei ihrer ablehnenden Haltung. Die CDU betont, dass das Kommunalbad zuerst gebaut werde.
Alle Ordner nebeneinandergestellt – da dürften gut zehn Meter zustande kommen. 120 Aktenordner umfasst der Bauantrag, dervorige Woche bei der Genehmigungsbehörde des Wetteraukreises eingereicht wurde.
Badestadt seit 1948
Wie CDU-Fraktionsvortsitzende Irene Utter mitteilt, freue man sich darüber. Die gewaltige Menge an Akten zeige eindrucksvoll, welch große Arbeit bereits geleistet worden sei. Die CDU danke insbesondere Ehrenstadtrat Klaus Minkel für sein großes Engagement, mit dem er sich für die Verwirklichung des Projekts einsetze und es auch nicht verloren gegeben habe, als es schwierig aussah. Mit der Thermenwelt knüpfe Bad Vilbel an seine frühere Tradition als Badestadt an und sichere das 1948 verliehene Prädikat »Bad« langfristig ab.
Für Schulen und Vereine
Utter verweist weiter darauf, dass zunächst das Kommunalbad gebaut werde, das deutlich größer sein werde als das alte im Kurpark. »Schulschwimmen und Vereinssport erhalten ganz neue Möglichkeiten, sich zu entfalten – und das zu erschwinglichen Preisen.« Der Aufenthalt in der Thermenwelt solle einem entspannten Urlaubstag gleichen. »Während nahezu alle kommunalen Schwimmbäder erhebliche Defizite produzieren, die die Steuerzahler belasten, wird Bad Vilbel von Anfang an am Erfolg der Therme beteiligt sein«, geht Utter auf die finanziellen Auswirkungen ein.
Der Bau der Therme wird ihren Angaben zufolge rund 250 Millionen Euro kosten. Die Stadt stelle das knapp vier Millionen Euro teure Grundstück und erhalte dafür eine Pacht von 200 000 Euro. Die Stadtwerke, die sich am Bau des Kommunalbades und eines Parkhauses mit einer Gesamtsumme von 25 Millionen Euro beteiligen, bekommen jährlich ein Nutzungsentgelt, gestaffelt nach Jahren und Besucheranzahl. Im ungünstigsten Fall seien es zwei Millionen Euro, im günstigsten Fall könnten die Stadtwerke so 5,5 Millionen Euro pro Jahr von der Wund-Gruppe erhalten. Der Bauherr der Therme übernehme auch das zu erwartende Defizit des Kommunalbades in Höhe von 800 000 Euro jährlich. »Aus unserer Sicht kann es für die Bürgerinnen und Bürger neben dem großartigen Badeangebot auch aus finanzieller Sicht keine bessere Lösung geben.«
Hohe Verkehrsbelastung
Dazu haben die Grünen eine völlig andere Meinung. Co-Fraktionschef Jens Matthias sagt gegenüber dieser Zeitung, man bleibe bei der skeptischen Haltung, die man schon bei der Diskussion um den Bebauungsplan geäußert habe. Seinerzeit habe er im Stadtparlament geäußert: »Nein, diesem Projekt kann man nicht zustimmen«. So seien die finanziellen Auswirkungen unklar. Versprechungen und Zusagen würden je nach Kassenlage vom Investor mit der Mehrheit von CDU und FDP angepasst.
Kritisch sehen die Grünen auch die mögliche Verkehrsbelastung: Der Verkehr und die Belastung der Stadt durch die Besucherströme werde von der Koalition »entweder nicht gesehen und einfach ignoriert«. Die Öko-Partei kritisiert zudem den »maßlosen Flächenverbrauch«. Zudem werde das Stadtbild leiden. »Bad Vilbel ist die Stadt vor der Skyline von Frankfurt, die mit einer 38 Meter hohen Spaßrutsche glänzt.« Schließlich kritisieren die Grünen, dass das Schulzentrum keinerlei Wachstum mehr haben werde.
Skeptische Freude
Die SPD begrüßt zwar grundsätzlich den Bau des Kombibades, äußert aber ebenfalls auch skeptische Töne. SPD-Fraktionschef Christian Kühl sagt, seine Fraktion begrüße die Einreichung des Bauantrags als weiteren Schritt in Richtung der Therme in Bad Vilbel. »Jedoch können wir uns erst dann richtig freuen, wenn auch die ersten Baumaßnahmen getätigt werden«, betont Kühl namens der Fraktion. »Denn in den letzten Jahren wurde schon mehrmals gesagt und geschrieben, dass der Bau der Therme endlich losgeht.« Deshalb hoffe man, dass die Pandemie den Betreibern der Therme finanziell nicht zu sehr zugesetzt habe, so dass eine Finanzierung der Therme, inklusive der wahrscheinlichen Anlaufverluste, weiterhin gesichert sei.
»Die SPD hat die Ansiedlung der Therme immer unterstützt und im Gegensatz zu den Grünen auch nicht mittendrin ihre Meinung geändert, sodass wir uns selbstverständlich auf die Therme freuen und hoffen, dass der Bau, vor allem des Kommunalbads, vielleicht sogar in diesem Jahr noch beginnen kann.«
Bäderlandschaft für jährlich 1,3 Millionen Besucher
Bad Vilbel. Die Pläne für das über 200 Millionen Euro teure Thermen-Projekt in Bad Vilbel waren im Dezember 2019 bei einer großen Bürgerversammlung von den Verantwortlichen vorgestellt worden. Es soll neben einer großen Saunalandschaft ein Familienbad mit Rutschenwelt, einen Gesundheits- und einen Wellnessbereich sowie ein Sportbad umfassen. Pro Jahr rechnen die Bauherren mit 1,3 Millionen Gästen.
Die Therme soll wie eine Urlaubslandschaft gestaltet und mit mehr als tausend, teils auch größeren Bäumen bestückt werden und ganzjährig geöffnet sein. (zlp)