Bad Vilbel. Wie sieht die nahe Zukunft der Burgfestspiele aus? Und welches Fazit zieht Claus-Günther Kunzmann nach dem diesjährigen Theatersommer? In der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses hat der Intendant vom zurückliegenden Sommer berichtet, aber den Blick auch schon in Richtung Zukunft gewagt. Fürs kommende Jahr streben die Verantwortlichen ein flexibleres Modell an.
Doch bevor Kunzmann von den Planungen für die Spielzeit 2021 berichtete, blickte er zurück auf die Anfänge der Pandemie. »Wir sind grundsätzlich tieftraurig, dass die Burgfestspiele nicht in gewohnter Form stattfinden konnten«, sagte er. Noch vor Ausbruch der Pandemie sei der höchste Vorverkauf aller Zeiten verzeichnet worden. »Es ist schade, dass wir dann nicht in diesem Umfang spielen konnten.«
Gegen »Verzwergung«
Die Spielzeit wurde ins Jahr 2021 übertragen. »Wir gehen jedoch von keiner rosigen finanziellen Zukunft aus«, sagte Kunzmann. Deshalb befinde sich die Stadt in Gesprächen, diejenigen, die beispielsweise ihren Entwurf fürs Bühnenbild schon abgegeben haben, entsprechend zu bezahlen. »Wir vergüten den Mehraufwand.« Der Intendant fand es besonders wichtig, »dass wir in diesem Jahr nicht völlig die Segel gestrichen haben und Flagge gezeigt haben.« Das sei auch aus kulturpolitischer Sicht sehr wichtig gewesen. Was die kommende Spielzeit angeht, könne keiner einschätzen, wie sich die Lage entwickelt. »Wie viele dürfen kommen? Wie darf gespielt werden? Wie sieht es mit der Inszenierung der Oper oder dem Musical Hairspray aus, die unter zu starken Auflagen leiden würden? Das sind alles Fragen, die uns umtreiben. Dennoch sind wir flexibel aufgestellt. Wir haben mehrere Möglichkeiten der Entscheidung.«
Eine Million Einnahmen
Die Burgfestspielen würden grundsätzlich mit der größeren Tribüne und einer Auslastung von 50 Prozent planen. »Kleiner werden können wir. Aber das ist besser, als wenn wir von vornherein mit der kleinen Variante planen.« Es dürfe nicht der »Ansatz einer Verzwergung« zu spüren sein, sagte Kunzmann.
Über verschiedene Förderprogramme sei versucht worden, das Minus so klein wie möglich zu halten. »Ich möchte mich auch bei unseren Sponsoren bedanken, die uns die Treue gehalten haben und es auch weiterhin tun.« Im kommenden Haushalt werden 2,2 Millionen Euro für die Spiele veranschlagt sein, anstatt 2,9 Millionen. Diesen 2,9 stehen rund eine Millionen Euro Einnahmen gegenüber. »Die Einnahmen brechen weg«, sagte Kunzmann. Dennoch sei vieles nicht richtig kalkulierbar, »weil wir nicht abschätzen können, wie es weitergeht«. Dennoch sei es richtig, mit der größeren Variante zu planen. »Wenn wir direkt mit der kleinen Tribüne planen, haben wir weniger Spielräume und weniger Flexibilität.« Dann müsse auch wieder über ein alternatives Hygienekonzept nachgedacht werden. »Das ist jedoch alles spekulativ.«
Für 2022 planen die Verantwortlichen »erst mal so, als ob alles wieder normal ist«, sagte Kunzmann. Die Daten werde er den Stadtverordneten noch aufbereiten. »Wir sind am Rechnen, und ich möchte hier keine Zahlen präsentieren, die zu stark vom eigentlichen Ergebnis abweichen.« Die Ausschussmitglieder waren dankbar über die Ausführungen. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) betonte, dass »wir mit der flexibleren Variante besser fahren« und mehr Chancen vorhanden seien. »Wir können dann reagieren.«
Von Patrick Eickhoff