Bad Vilbel. Die Verbesserung innerstädtischer Mobilität ist für viele Kommunen eine Mammutaufgabe. Bad Vilbel wagt nun den großen Wurf und präsentierte am Montagvormittag »Vilcar«. Unter diesem Namen sollen ab dem Jahreswechsel 22 Carsharing-Fahrzeuge an 15 Standorten in allen Stadtteilen bereitstehen.
»Carsharing gab es in der Stadt schon vorher, aber ich freue mich, dass wir mit unserem Kooperationspartner, dem Autohaus Jörg, das Konzept weiterentwickeln konnten«, erklärte der Erste Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) bei einem Pressetermin. Die Parkplätze für die Autos würden weiter für diese zur Verfügung stehen und seien in Zukunft mit »Vilcar«-Schildern gekennzeichnet. »Wir erhoffen uns eine gewisse Verkehrsentlastung, weil sich manche durch das Carsharing-Angebot, den eigenen Zweit- oder Drittwagen sparen können.«
Kurze Wege zum nächsten Carsharing-Stellplatz sollen das Angebot für jeden attraktiv machen und auf diese Weise sowohl Vilbeler Parkplätze als auch Straßen entlasten. Für Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke, die als Betreiber fungiert, ist »Vilcar« ein weiteres Element für die Stadtwerke, zur städtischen Mobilität beizutragen. Neben den »Vilbussen«, den Radwegen und den Anschlüssen an das Bahnnetz und überregionale Busse bilde »Vilcar« bald eine zusätzliche Option. Gerade für Personen, die nur wenige Tausend Kilometer im Jahr mit dem Auto zurücklegen müssten, sei das ressourcenschonende Carsharing deutlich kostengünstiger als ein eigenes Auto. »Derzeit wird Carsharing in Bad Vilbel noch nicht so stark genutzt, aber das geht auch nicht von heute auf morgen«, sagt Franke. Doch sei das Nutzen eines solchen Fahrzeuges deutlich unkomplizierter als viele es sich vorstellten.
Auto muss an selben Standort zurück
Gregor Emmerich vom Autohaus Jörg führte das Prozedere vor. Über eine App, die Webseite oder per Telefon können Kunden ein Auto an einem der bald 15 Standorte reservieren. Dann müssen sie nur noch ihre Zugangskarte an einen Scanner an der Windschutzscheibe halten. Das Fahrzeug öffnet sich, der Schlüssel liegt innen. »Das Auto muss am selben Platz wieder abgegeben werden. Der Fahrer hält die Karte noch einmal an den Scanner und das System merkt sich die Zeit und wie viele Kilometer zurückgelegt wurden«, erläutert Emmerich. Neben einer einmaligen Gebühr von 49 Euro, die das bereits bestehende Ford-Carsharing-Modell koste, werde für die Schlüsselkarte eine Kaution von knapp 10 Euro fällig. Jeder Kilometer koste 19 Cent, jede Stunde »einen kleinen Euro-Betrag«, so Emmerich. Aktuell sind es 2,30 Euro.
Monatliche oder andere regelmäßige Gebühren würden nach der Anmeldung nicht fällig, Kunden der Stadtwerke würden zudem »deutliche Vorteile« erwarten können. Und auch für Gewerbetreibende soll das Carsharing interessant gemacht werden. Informationen darüber und die exakten Kosten für Nutzer würden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
»Meines Wissens nach verfügt keine Stadt von der Größe Bad Vilbels über ein Carsharing-Angebot dieser Größenordnung. Da kann Vilbel stolz drauf sein«, betonte der Verkaufsberater.
Offiziell läuft »Vilcar« über das bestehende Carsharing von Ford (www.ford-carsharing.de). Hierfür gibt es eine App, alternativ kann die Flinkster-App der Deutschen Bahn genutzt werden. Sollte es Probleme beim Nutzen der Schlüsselkarte oder mit einem Fahrzeug geben, hilft ein 24-Stunden-Service.
Mit bald 22 Fahrzeugen an später 15 Standorten in allen Stadtteilen habe man eine Flächenabdeckung erreichen wollen – und das sei auch gelungen, fügt Erster Stadtrat Wysocki hinzu. Für jeden Vilbeler solle der nächste Carsharing-Parkplatz problemlos zu Fuß zu erreichen sein, auch Fahrradabstellmöglichkeiten werde es geben.