Karben. Im Mütterzentrum Karben (Müze) bietet Schreinermeister Alexander Fröhlich aus Karben an sechs Abenden einen Handwerker-Workshop für Frauen an. Der Kurs ist so begehrt, dass aktuell viele Frauen auf der Warteliste stehen. Sie reißen sich nahezu darum, Werkzeugkisten zu bauen, Silikonfugen zu ziehen oder Lampen anzuschließen. »Do it yourself« boomt, weil Frauen unabhängig von Handwerkern und Männern sein wollen.
Fröhlich und die acht Kursteilnehmerinnen haben sich vor dem Hintergrund der Pandemie an der frischen Luft im Hof des Mütterzentrums versammelt. Sie sind neugierig auf Werkzeugkunde und praktische Beispiele. Einige von ihnen haben schon erste Erfahrungen mit Hammer, Dübel, Zange oder Schraubenzieher gemacht.
Zum Kurs angemeldet haben sie sich aus den unterschiedlichsten Beweggründen. Alexander Fröhlich (39) ist Präventionsberater bei der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik und gelernter Schreiner. »Frauen trauen sich im handwerklichen Bereich nicht so viel zu wie Männer, bedingt durch die Rollenunterschiede«, sagt er. Es ist Fröhlichs erster Kurs dieser Art. Ein Folgekurs in Karben ist wegen des großen Interesses angedacht. Am zweiten und voraussichtlich auch dritten Kursabend wird eine Werkzeugkiste gebaut, in Folge Silikonfugen gezogen. »Die Frauen lernen auch verschiedene Dübel und Schrauben kennen, bekommen vermittelt, wie etwas aufgehängt wird und wie man mit einer Säge umgeht.«
Viele Bewerbungen
Birgit Kahl vom Mütterzentrum erklärt, dass Vorsitzende Gabriele Ratazzi-Stoll privaten Kontakt zu Fröhlich suchte, um den Kurs anzubieten. »Wir haben Bewerbungen ohne Ende bekommen für den Kurs«, sagt Kahl. Diana Kugler aus Bad Nauheim hat schon gelegentlich zu Hause »gehandwerkelt«. Sie klopfte schon Nägel in die Wände oder half beim Verlegen von Laminat. Im Kurs sei man unter Frauen, traue sich zu, etwas mehr zu fragen und es sei etwas anderes, wenn ein Fremder handwerkliche Fähigkeiten vermittele, sagt sie.
Celia Roser aus Ilbenstadt hat schon beim Hausbau mit angepackt, um die Handwerker zu unterstützen und früher viel gesägt, gehämmert und gebohrt, wie sie erzählt. Ihr Geld verdient sie im IT-Bereich. Daniela Bug aus Karben hat ihrem Vater in der Jugendzeit geholfen, hat abgeguckt und wusste beim Workshop genau, welches Werkzeug man brauchte. »Ich mache auf meine Weise meine Dinge, möchte mich aber auch einmal an kompliziertere Sachen trauen«, sagt sie. Sie wünscht sich Grundlagenkenntnisse.
Welt des Werkzeugs
Und die will Fröhlich zunächst mit Werkzeugkunde vermitteln. Im Hof hat er einen Tisch aufgebaut, auf dem er diverse Werkzeuge präsentiert. Es ist eine Auswahl aus seinen Werkzeugkisten. Er zeigt unterschiedliche Hammer, einen Zollstock und ein Bandmaß in verschiedenen Längen. Auch ein Sechskantschlüssel, ein Cuttermesser und diverse Stifte finden sich darunter. Die Teilnehmerinnen lernen Sägen für Holzverbindungen, Winkel und Schraubenzieher kennen. Auch das Thema Arbeitsschutz spricht Fröhlich an. »Heftpflaster, Handschuhe, Schutzbrille und Gehörschutz gehören in eine Werkzeugkiste«, sagt er.
Immer wieder taucht Fröhlich in seine Werkzeugkisten ab, bringt Dübel, Meißel für Holz, Zangen oder eine Blechschere zum Schneiden von dünnem Blech zum Vorschein. Zum Nachbauen hat er eine kleine Figur aus Hölzern vorbereitet, die die Teilnehmerinnen nachbauen dürfen. Da ist Teamwork gefragt. Die dünnen Holzleisten müssen vermessen und abgesägt, die passenden Schrauben und Bohrer gefunden werden. Die Schnittränder der Säge werden mit Schleifpapier bearbeitet.