Karben. „Immer für eine Überraschung gut.“ So lautet das Motto der kleinen, dafür nach eigener Einschätzung aber schönsten Szenekneipe von Karben. Das Bistro Chilly’s im Jugendkulturzentrum (Jukuz) beschert nun der Stadt Karben als Besitzerin von Haus und Grund aber eine ganz unangenehme Überraschung: Die Kneipe soll städtischen Strom abgezapft haben, nachdem Energieversorger Ovag den eigenen Anschluss nach Zahlungsverzug trockengelegt hatte. Daraufhin kündigte die Stadt Pächter Bernd B. fristlos. Trotzdem ging der Betrieb am Wochenende weiter.
Bei einer Überprüfung der Stromanlage war der Ovag aufgefallen, dass am Zählerautomaten für das benachbarte Jukuz das Siegel aufgebrochen, der Anschluss manipuliert worden war. „Solche Überprüfungen der Zähleranlagen finden dann statt, wenn einem Kunden nach erheblichem Zahlungsrückstand der Strom abgestellt wird und er sich trotzdem weiterhin in dem Gebäude aufhält“, erklärte Ovag-Sprecher Andreas Matlé die sonst nicht übliche Prüfung.
Der Szenekneipe war nämlich schon vor Wochen der Strom abgestellt worden, weil der Inhaber schon seit Monaten mit der Zahlung der Stromkosten im Rückstand war und auf die üblichen Mahnungen nicht reagiert hatte. Die Techniker des Stromunternehmens brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass ein Kabel vom Jukuz-Zähler zur Gaststätte Chilly’s führte. Damit versorgte nun die Stadt die gesamte Kneipe mit Strom. Deshalb informierte die Ovag sofort das Rathaus und wies auf die Manipulationen hin. Im Rathaus reagierte man prompt: Der Magistrat beschloss Anfang vergangener Woche, Bernd B. fristlos zu kündigen. Das bestätigt ein Mitglied des Gremiums der FNP.
Trotz des offensichtlichen Stromdiebstahls vereinbarte man unter den Magistratsmitgliedern noch zusätzliches Stillschweigen, obwohl bereits die Sitzung nichtöffentlich war. „Schließlich handelt es sich um eine angesehene Familie in Karben“, sagt das Magistratsmitglied. Deshalb wolle man jede öffentliche Aufregung vermeiden.
Erst in diesem Jahr hatte Bernd B. das fünfjährige Bestehen des Chilly’s groß gefeiert. Er sieht die fristlose Kündigung nicht ein. Gegenüber der FNP erklärt er: „Es gibt keinen wirklichen Grund zur Schließung. Deshalb läuft der Betrieb normal weiter.“ Schließlich habe er Verträge mit der Stadt. An die müssten sich alle halten – auch er. Die Pacht-Konditionen sind für B. dem Vernehmen nach sehr günstig. Die Rede ist von einer Monatspacht von weit unter 1000 Euro – was im Rathaus zusätzlich für Unmut über den Diebstahl sorgt.