Steinmetzarbeiten ohne Mörtelfugen bieten lange Lebensdauer
Bad Vilbel. Auch in Bad Vilbel geht Der Ausbau der Main-Weser-Bahn geht auch in Bad Vilbel zügig voran. Dabei wird das Brückenbauwerk am Kreisel derzeit erweitert. Danach rückt die Baustelle weiter vor in Richtung Südbahnhof. Leser Herbert Brune hat deshalb daran erinnert, dass die alte Sandsteinbrücke parallel zur Kasseler Straße bald nicht mehr zu sehen sein könnte.
Wer an der Nidda in der Nähe von Sportplatz und Freibad unterwegs ist, hat sie in voller Schönheit vor sich. Gemeint ist die gewaltige Sandsteinbrücke, über die S-Bahnen, Regionalbahnen, Intercitys und Güterzüge rollen. Diese Brücke wird im Zuge des Ausbaus der Main-Weser-Bahn bald so nicht mehr zu sehen sein, fürchtet unser Leser Herbert Brune.
Die Historiker sind sich nicht einig: Entweder ist die rote Sandsteinbrücke der Main-Weser-Bahn über die Nidda die zweitälteste Eisenbahnbrücke in ganz Deutschland, oder die drittälteste. Egal wie: Es handelt sich jedenfalls um eine gewaltige Konstruktion mit drei Rundbögen.
Lange war es nämlich nicht her, dass die ersten Eisenbahnen in Deutschland fuhren. Im Jahr 1835 führte die erste Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth. Knapp 15 Jahre später, nämlich genau am 10. März 1850, wurde der Bahnbetrieb zwischen Frankfurt und Friedberg aufgenommen. In fünfjähriger Bauzeit, von 1845 bis 1850, wurde dafür die dreibogige Sandsteinbrücke erbaut. Der Eisenbahnverkehr nahm jedoch rasch zu, und so wurde die Strecke schon zwischen 1863 und 1865 zweigleisig ausgebaut.
Nun also laufen die Arbeiten für eine abermalige Erweiterung. Eines der beiden zusätzlichen Gleise soll auf einem Damm entlang der Kasseler Straße verlaufen, das andere auf einem Damm in der Straße Am Sportfeld und mittels neuer Brücke dann parallel zum Sandsteinbauwerk.
Herbert Brune meint, es lohne sich, sich diese Sandsteinbrücke einmal genauer anzuschauen. »Solche Steinmetzarbeiten ohne Mörtelfugen gibt es kaum noch. Die Sandsteine sind sehr groß herantransportiert und genau behauen worden. Die eigentlich horizontale Steinmaserung ist sorgfältig rechtwinklig zum Bogen ausgesucht, weil dadurch der Stein besonders druckfest ist«, schreibt er an die Redaktion. Im oberen Bereich unter dem bestehenden Gleiskörper seien Reste der Verzierung im Mauerwerk zu sehen.
Stabile Statik trotz vermehrtem Zugverkehr
Interessant ist auch, dass die Brücke parallel zur Kasseler Straße die beiden Weltkriege weitgehend unbeschadet überstand. Risse im Gewölbe seien mit Füllmaterial geschlossen und die Pfeiler durch Betonummantelung verstärkt worden, schrieb die Wetterauer Zeitung im Jahr 2015.
»Die Statik ist so stabil, dass sie trotz wachsenden Zugverkehrs keine Veränderung erforderte.« Anfang der 1980er Jahre sei der Gleiskörper mit Stahlbeton verbreitert worden. Dabei ist die ursprüngliche, von Kreuzblumen durchbrochene Brückenbrüstung verloren gegangen, die historische Bogenkonstruktion aus Sandstein blieb jedoch erhalten, so der Zeitungsartikel der Frankfurter Neuen Presse (FNP) vom 15. August 2015.
Von der Innenstadtseite her kommend ist die dreibogige Konstruktion nicht mehr zu sehen, denn die Autobrücke der Kasseler Straße verläuft dort dicht vorbei. Nur von der Freibadseite her ist das Bauwerk noch zu sehen. Leser Brune fürchtet, dass durch den Ausbau »ein weiteres Vilbeler Juwel seinem Ende entgegensehen« könnte.