Karben. Reparaturcafé, Tauschabend, Frauen-Flohmarkt: Das Mütterzentrum (Müze) will Karben nachhaltiger machen. Bis jetzt lief das Engagement eher »nebenbei« – doch nun plant das Team einen neuen, ganz konkreten Schritt. Und jeder kann mitmachen und sein Wissen einbringen.
Entstanden ist die Idee im Privaten: In den Urlaub geht es in dieser Woche mit dem Zug statt mit dem Flieger, und ihre Tochter kaufe aktuell nur noch Secondhand-Klamotten. »Sie will sich sogar ihre Schuhe noch einmal besohlen lassen, anstatt sie wegzuwerfen«, erzählt Gabriele Ratazzi-Stoll.
Schnell merkte die Vorsitzende des Mütterzentrums (Müze) Karben, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur in ihrer Familie, sondern auch bei anderen auf Interesse stößt: Gleich zwei Frauen hätten in den vergangenen Wochen angerufen, um fürs Thema vorzusprechen. »Dann ging irgendwie alles ganz schnell«, sagt Ratazzi-Stoll.
Die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft (AG) wurde beschlossen, das Auftaktdatum 4. Februar (Dienstag) mit großer Veranstaltung festgelegt. Die Arbeitsgruppe soll Ideen sammeln, wie das Thema Nachhaltigkeit auch langfristig im Müze-Programm platziert werden kann. Drei Frauen verschiedener Generationen haben sich dafür bereits zusammengetan. »Von der Herstellung eines eigenen Waschmittels bis zum Energiesparen, jeder bringt das ein, was er kann oder weiß«, spricht Ratazzi-Stoll von ersten Ideen.
Aus diesem »geteilten Wissen« werde dann ein Vielfaches an Wissen, ist sie überzeugt. Das gelte auch für mögliche Kooperationspartner: Wenn andere Karbener Vereine bereits Anstrengungen oder Veranstaltungen am Laufen hätten, wolle sie eine mögliche Zusammenarbeit prüfen. »Es geht um den Austausch rund um das nachhaltige Leben. Daraus kann sich ja viel entwickeln.«
Reparaturcafé
Dabei ist das Thema Nachhaltigkeit für das Müze keinesfalls ein neues. Das Reparaturcafé, das einen deutlichen Gegenpol zur Wegwerf-Gesellschaft darstellt, ist einer der Veranstaltungs-Schlager. Vor fast genau vier Jahren mit drei Männern gestartet, basteln mittlerweile regelmäßig elf Männer an defekten Föns, Radios oder Küchenmixern. Ein passender Zufall: Der 4. Februar, an dem die AG Nachhaltigkeit ihren Start feiert, war 2016 der Gründungstag des Reparaturcafés. Seither hat sich das Angebot fortwährend professionalisiert, sagt Ratazzi-Stoll. So habe man jüngst die Elektrogeräte-Entsorgungswerkstatt der Behindertenhilfe Wetterau besucht, um seltene Ersatzteile für ältere Geräte zu finden.
»Unser Team ist sehr kreativ und muss gerade bei Geräten, die nicht mehr hergestellt werden, mitunter Teile nachbauen oder eigene Lösungen entwickeln«, erklärt sie den Ursprung des Besuchs. Gefunden hat das Müze-Team nicht nur Ersatzteile, sondern auch neues, teils schockierendes Wissen: Wie schwer heute verbaute Verbundstoffe etwa zu trennen sind oder dass neue Elektrogeräte oft so verschweißt sind, dass eine Reparatur unmöglich ist. »Hier hätte der Gesetzgeber reichlich Betätigungsfeld«, mahnt Ratazzi-Stoll. Bis sich »von oben« etwas tut, will das Müze weiter Akzente gegen die Wegwerf-Mentalität setzen. Auch die regelmäßigen Tausch- und Flohmarktabende gehen in diese Richtung.
Schleppender Start
Was alle Formate eint, ist der Einsatz wider das Wegwerfen. Eine Strategie, die das Müze auch intern angeht: So würden bei Veranstaltungen kein Einweggeschirr oder Plastikstrohhalme eingesetzt, sagt Ratazzi-Stoll. Aber auch intern könne man »noch besser werden«, weiß sie. Betätigungsfelder für die AG Nachhaltigkeit gibt es also zuhauf.
Ohne Plastik
Die neue AG Nachhaltigkeit startet ihre Arbeit offiziell im Februar. Den Auftakt macht ein Vortrag zum Thema »Leben ohne Plastik«, für den Andreas Arnold ab 19.30 im Mütterzentrum (Müze) sprechen wird. Der Friedberger lebt seit fast sechs Jahren weitgehend ohne Verpackungsmüll und Plastik. Danach wird sich die AG einmal im Monat treffen; angedacht ist zunächst dienstags, dies richtet sich nach den Teilnehmern. Interessierte können direkt zur Auftaktveranstaltung kommen oder sich im Müze melden: 0 60 34 /5 09 89 74. (jkö)