Karben. Im Kinderbeirat können sich Dritt- und Viertklässler in die »große« Stadtpolitik einbringen. 2020 sollen auch Jugendliche ein neues Gremium erhalten – was sich deutlich schwieriger gestalten dürfte.
Wenn bald die Raumgestaltung der neuen Stadtbücherei beginnt, steht ein ganz besonderer Baustellen-Besuch an: Rund zwei Dutzend Dritt- und Viertklässler werden dann die neue Bücherei besichtigen, Baupläne anschauen, vielleicht sogar mit der Architektin sprechen. Denn: Die modern geplante Bücherei soll auch eine Lese-Ecke für Kinder erhalten – und diese sollen beurteilen, ob die Ideen der Erwachsenen auch wirklich abbilden, was Kinder brauchen.
Die Stadt Karben bezieht nun Grundschüler in Form eines festen Gremiums, dem neu gegründeten Kinderbeirat, regelmäßig bei Entscheidungen ein. »Für uns ist der Austausch mit den Kindern ein wichtiger Input für die eigene Arbeit«, erklärt Stadträtin Heike Liebel (CDU). »Darüber hinaus ist es ein wichtiger Auftrag der Jugendarbeit, Selbstbestimmung mit auf den Weg zu geben«, ergänzt Thomas Frühauf, stellvertretender Fachbereichsleiter der Stadtjugendpflege und Ansprechpartner für die Schul- und Sozialarbeit. Gemeinsam betreuen und organisieren sie die Arbeit des frisch gewählten Kinderbeirats, der sich Ende November 2019 zur konstituierenden Sitzung getroffen hatte.
Demokratie lernen
Die Grundidee: Kinder dürfen bei Themen mitentscheiden, die ihnen am Herzen liegen. So seien die Kinder-Abgeordneten in der Vergangenheit etwa zum Bau des großen Spielplatzes an der Nidda befragt worden; auch bei der anstehenden Neugestaltung des Pfarrgartens in Burg-Gräfenrode sollen sie mitreden. Dabei sind die 21 Mitglieder des Kinderbeirats nicht immer »on tour«. Vier- bis sechsmal im Jahr treffen sich die Vertreter aller Karbener Grundschulen und damit Stadtteile zu einer Versammlung, zu der sie eigene Tagesordnungspunkte setzen können. »Wir können mitbestimmen und wirksam sein«, bringt es Frühauf, der gemeinsam mit Stadträtin Liebel an jeder Sitzung teilnehmen wird, auf den Punkt.
Die Sitzungen – für jeweils rund 1,5 Stunden wird getagt – starten jeweils mit Input aus den Stadtteilen, den Liebel gezielt in den Magistrat trägt. Wie wichtig das Gremium der Stadt ist, zeige auch die Stellung auf der Internetseite, die aktuell umgearbeitet werde, erklärt sie: So soll der Kinderbeirat – analog zu Senioren- oder Ausländerbeirat – einen eigenen Auftritt erhalten.
Das Thema Partizipation ist dabei kein neues. Bereits Ende der 1990er Jahre habe Karben ein bis zuletzt Kinder- und Jugendforum genanntes Gremium ins Leben gerufen, erklärt Frühauf. Jüngst wurde dieses jedoch getrennt. »Der Altersunterschied im Gremium war einfach zu groß«, erklärt Frühauf. Auch an der Satzung sei im Zuge der Teilung geschraubt worden.
Die Jugendlichen verbleiben unterdessen auf der Agenda. Denn die Altersgruppe der über Zwölfjährigen sei deutlich schwerer zu erreichen als die Jüngeren.
»Es geht beispielsweise um die Frage, wo wir die Jugendlichen abholen: in ihrer Lebenswelt, der Schule, oder über digitale Wege?« Denn: Während das Forum bei Kindern äußerst beliebt ist, ist das bei Jugendlichen oft anders. Konkrete Ideen zu verraten, dafür sei es jedoch noch zu früh, sagen Liebel und Frühauf. Allerdings sehe er durchaus Chancen in Karben: »Wir haben eine sehr intakte Vereinsstruktur, das hilft schon einmal sehr.«