Bad Vilbel. Mit ihrem gemeinsamen Vorstoß, einen Antrag des Magistrats beim Kreisbauamt in Friedberg auf vollständigen Abriss des Fachwerkhauses Frankfurter Straße 58 durch das Stadtparlament missbilligen zu lassen, sind SPD und Grüne an der Mehrheit von CDU und FDP gescheitert.
Abgelehnt wurde von Schwarz-Gelb auch die Aufforderung, bis auf weiteres keine Maßnahmen zum Abriss des Hauses in die Wege zu leiten, sondern statt dessen mit den Denkmalbehörden eine Lösung zu finden, durch die das Erscheinungsbild des Fachwerk-Ensembles mit der Fassade und dem vorderen Teil der Häuser Frankfurter Straße 58 und 60 erhalten bleibt.
SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Callies rief die Aussagen von Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) bei der Beratung über den Verkauf städtischer Grundstücke im Bereich der Neuen Mitte an die Humanistische Gesellschaft am 11. und 16. September im Haupt- und Finanzausschuss und im Parlament in Erinnerung: Der Erhalt der Fassade Nummer 58 könne erst bei der weiteren Planung geklärt werden. Dazu sei der Verkaufsbeschluss der Auslöser. Dem Planungsprozess sollte nicht vorgegriffen werden. „Völlig widersinnig“ findet es Callies, dass der Magistrat am 6. Oktober den Antrag auf Abbruch gestellt und zugleich sein Einvernehmen mit dem Abbruch erteilt habe. Der Abriss stelle einen massiven Eingriff in den künftigen Planungsprozess dar. Durch den Erhalt der vorderen Gebäudeteile mit den Fassaden könne die Neue Mitte attraktiv gestaltet werden, indem sie das traditionsreiche Fachwerkensemble mit einer modernen, zukunftsweisenden Architektur verbinde, so Callies. Der Bürgermeister verteidigte den Abrissantrag. Um herauszufinden, was geschützt sei und erhalten werden müsse, wo Veränderungen möglich seien, sei die Meinung der Fachbehörden einzuholen. „Das ist die einzige logische Vorgehensweise.“ Diese Fragen abzuklären, dazu gebe es auch andere Möglichkeiten, so Ulrich Rabl (Grüne). Darauf erinnerte CDU-Fraktionschef Josef Maetz an eine Anfrage der SPD-Fraktion an die Denkmalschutzbehörden, auf die es keine Reaktion gegeben habe. „Bei einem Abrissantrag stehen die Behörden unter dem Zwang, sich zu äußern“, sagte er. Rabl vermutete, es sollten vollendete Tatsachen geschaffen werden. „Wenn die CDU den Magistrat beauftragt hat, den Abriss voranzutreiben, sollte man den Bürgern nicht weiter Sand in die Augen streuen, sondern sagen, dass alles plattgemacht werden soll“ .
Es gehe „nicht ums Plattmachen“, so Stöhr, sondern um klare Vorgaben, um unter Mitwirkung des Parlaments einen Bebauungsplan aufzustellen. SPD und Grüne wüssten selbst nicht, was sie wollten: Alles erhalten oder einen Teil oder die Fassade oder eine barrierefrei umgestaltete Fassade. Callies blieb bei seiner Meinung: „Der Magistrat will das maximale Abrisspotential ermitteln.“
FDP-Fraktionschefin Heike Freund-Hahn und ihr Fraktionsmitglied Raimo Biere wollten nicht ausschließen, marode Bausubstanz durch einen historisierenden Nachbau mit modernen Materialien zu ersetzen.