Karben. Amts- oder Fachdienstleiter hat der Ortsbeirat Klein-Karben eher selten zu Besuch. Deshalb hätte es dem einen oder anderen schon schwanen können, dass an diesem Abend wichtige Neuigkeiten zu verkünden sein würden. Als Ortsvorsteher Christian Neuwirth dann den Punkt »Verkehrsänderung Uhlandstraße« aufrief, hatte der Chef des Fachdienstes Stadtpolizei, Manuel Peña Bermudez, eine überraschende Ankündigung. »Die Aufsichtsbehörde des Wetteraukreises hat die verkehrsberuhigte Zone in der Uhlandstraße für unzulässig erklärt.« Begründung: Eine Straße, die einen Gehweg enthalte, dürfe laut Straßenverkehrsordnung keine verkehrsberuhigte Zone sein.
Empörte Zwischenrufe
Schon hier setzte höhnisches Gelächter der zahlreichen Zuhörer im Kolleg der Gaststätte »Zur Ludwigshöhe« ein. Teilweise empörte Zwischenrufe begleiteten die weiteren Ausführungen. »Wir als Stadt müssen das leider umgehend ändern«, erklärte der Fachdienstleiter.
Vor zehn Jahren hatte die städtische Verkehrsbehörde die Straße zur verkehrsberuhigten Zone umgewidmet. Die schmale und von der Rathausstraße her leicht abschüssige Straße war von vielen als Abkürzung missbraucht worden, weil die Landesstraße ständig verstopft war. Um die Staus zu umfahren, fuhren viele durch die Uhlandstraße. Begleitend zu der Umwidmung als verkehrsberuhigte Zone hatte die Stadt Verbote der Durchfahrt während des morgendlichen Berufsverkehrs verhängt und Teile der Uhlandstraße zur Einbahnstraße erklärt.
Parken wird unmöglich
Nun muss die Stadt dies laut Peña aufheben. »Wir werden jetzt eine 30er-Zone ausweisen«, nannte er im Ortsbeirat den Beschluss seiner Behörde. Das ungläubige Kopfschütteln im Saal war deutlich zu sehen. Es schwoll zum Protest an, als der Fachdienstleiter auch noch verkündete, dass in der 30er-Zone künftig nicht mehr geparkt werden dürfe. »Bis zur Gartenstraße wird es auch ein Parkverbot geben.« Erneute Zwischenrufe waren zu vernehmen: »Wo sollen die Leute denn parken? Dann parken sie in der Rathausstraße, wo schon kein Parkplatz mehr frei ist«, meinte einer. Eine andere Zuhörerin sagte: »Die Bewohner haben dort viele Autos, die müssen irgendwo hin.«
Peña sagte, er könne den Unmut verstehen, »aber wir sind an Recht und Gesetz gebunden«. Weil ein Gehweg existiere, dürfe die Straße nicht als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen werden. Dies gehe nur dann, wenn die Straße und die Gehwege auf einer Ebene verlaufen. »Das ist lächerlich«, entfuhr es einem Zuhörer. »Der Gehweg ist doch so schmal, dass er selbst von Fußgängern nicht benutzt wird.«
SPD-Ortsbeirat Thomas Görlich schlug vor, Pflanzkübel aufzustellen und eventuell die Bordsteine abzufräsen. »Dann hätte man Fahrbahn und Gehweg fast auf einer Ebene, das wäre dann so wie in einer verkehrsberuhigten Zone.«
Görlich schlug vor, man könne doch im Haushalt 2021 entsprechend Geld bereitstellen für einen Umbau der Straße. Görlich will seiner Fraktion das vorschlagen, damit diese einen entsprechenden Antrag ins Parlament einbringt.
Seitens des Kreises hieß es, die Uhlandstraße sei eine städtische Straße. Kreissprecher Michael Elsaß: »Da kann die Stadt entscheiden, ob sie dort eine verkehrsberuhigte Zone einrichtet oder nicht.«