Karben. Die Überraschung war groß bei den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses. Denn sie haben jetzt erfahren, dass bei der Stadt deutlich mehr Frauen als Männer arbeiten. Und es gab noch eine weitere Neuigkeit.
Seit zwei Jahrzehnten gibt es in Hessen das Gesetz über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und zum Abbau von Diskriminierungen von Frauen in der öffentlichen Verwaltung. Die Landesregierung sieht dies als »wichtigen Baustein für das Anliegen der Hessischen Landesregierung, die Chancengleichheit von Frauen und Männern auf allen politischen und beruflichen Ebenen und in allen gesellschaftlichen Bereichen voranzubringen und durchzusetzen«, so eine offizielle Broschüre des Landes dazu.
Planwerk in Arbeit
Das Gesetz sieht zwingend die Aufstellung von sogenannten Frauenförder- und Gleichstellungsplänen vor. Die Stadt Karben arbeitet gerade daran. Zur jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses konnte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) bereits die ersten Grundzüge dieses Planwerks vorstellen, das in vollständiger Form mit allen Details den Mandatsträgern im Januar zugeleitet werden soll.
In einem Power-Point-Vortrag nannte das Stadtoberhaupt aber schon einige Eckdaten. Und dabei sieht die Stadt in Sachen Frauenförderung ziemlich gut aus, wie er betonte und anhand einiger Zahlen auch belegen konnte.
Zunächst teilte er mit, dass bei der Stadt und ihren Eigenbetrieben 63 Prozent Frauen und 37 Prozent Männer beschäftigt seien. Naturgemäß gebe es im Sozialbereich einen hohen Frauenüberschuss. Grund ist, dass hier die Erzieherinnen in den Kindertagesstäten auftauchen. 103 Frauen stehen nur elf Männer gegenüber. »Immerhin gibt es einige Männer, die als Erzieher bei der Stadt arbeiten wollen«, informierte Rahn. Nehme man die anderen Fachbereiche, betrage das Verhältnis 96 Männer zu 82 Frauen.
Die Stadt muss laut Gesetz auch ausweisen, wie viele Frauen denn in leitender Funktion dort beschäftigt sind. Werde die erste und die zweite Leitungsebene zusammengelegt, so gebe es dort 20 Frauen und 17 Männer, sagt der Bürgermeister. Auch bei den Kindergärten seien die Leitungsstellen fast ausschließlich mit Frauen besetzt. Aber es gebe auch in einem typischen männerdominierten Sektor eine Frau als Leiterin, sprach der Bürgermeister Christina Quenzel als Bauhofleiterin an.
Für den Bürgermeister zeigen diese Daten, »dass sich in den vergangenen zehn Jahren einiges bewegt hat«. Der Anteil der Frauen insgesamt sei ebenso gestiegen wie der in Führungspositionen.
Frage der Religion
FDP-Stadtverordneter Oliver Feyl fragte danach, warum in der bisherigen Statistik nicht nach »divers« aufgeschlüsselt sei. Rahn dazu: »Wir schreiben die Stelle neutral aus und fragen gar nicht danach.« Zudem empfänden sich nur 0,2 Prozent der deutschen Bevölkerung als divers, also weder als weiblich noch als männlich. Feyl wies jedoch darauf hin, dass in den Stellenausschreibungen divers anzugeben sei. Der Grüne Rainer Knak wollte wissen, ob denn ausgewiesen werde, wie viel Prozent der städtischen Mitarbeiter eine bestimmte Religion oder eine bestimmte Nationalität hätten.
Dazu merkte der Bürgermeister an, dass dies in Karben überhaupt kein Einstellungskriterium sei und deshalb auch nicht erfasst werde. (pe)