Initiative »wellcome« wirbt um Ehrenamtliche
Bad Vilbel. Kinder sind ein Geschenk, das ganze Glück der Eltern, ja vielleicht sogar der Sinn des Lebens. Doch Kinder sind, bei all der Glückseligkeit, vor allem auch eins: verdammt anstrengend. Und so sehr die Eltern ihren Nachwuchs auch lieben, irgendwann reichen zwei Arme und 24 Stunden pro Tag einfach nicht mehr aus, um dem Kind, vielleicht auch den Geschwistern und vor allem dem eigenen Schlafbedürfnis gerecht zu werden.
Eltern in der Quellenstadt sind mit diesen Herausforderungen nicht allein. Schon seit neun Jahren gibt es das Angebot »wellcome« – derzeit in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des städtischen Familienbüros. Das Konzept ist so simpel wie ausreichend: Ehrenamtliche Helferinnen stehen den Müttern und Vätern zu bestimmten Zeiten bei.
»Das kann ganz verschieden sein«, erklärt Jutta Wagner vom Familienbüro, »die Ehrenamtlichen gehen mit dem Geschwisterkind auf den Spielplatz, passen auf das Kind auf, wenn die Mutter sich ausruhen muss oder geben ihre Erfahrungen an die Eltern weiter.« In welchen Alltagssituationen sie für wie lange Zeit die Kohlen aus dem Feuer holen, dass entscheidet jede Familie individuell. Nur eines steht nicht zur Debatte: »Die Ehrenamtlichen helfen nicht bei der Hausarbeit«, erklärt wellcome-Koordinatorin Ilona Schopf.
Infos im Sonnenschein
Doch was bringt das beste Angebot, wenn niemand davon weiß? Darum pflegen Schopf und Wagner nicht nur den Kontakt zu Kinderärzten, Hebammen und Gynäkologen, sondern verbringen selbst gerne Zeit auf den Spielplätzen der Quellenstadt, um vor Ort die Eltern anzusprechen und zu informieren.
Kürzlich war dies an einem sonnigen Mittag der Spielplatz am Ritterweiher. Munter toben die Kinder über die Gerüste, während die Eltern die letzten Sonnenstrahlen der Spielplatz-Saison genießen. Schopf und Wagner wissen genau, wie sie bei den Kleinen Aufsehen erregen. Mit einer großen Flagge und bunten Luftballons haben sie einen kleinen Stand aufgebaut und suchen das Gespräch mit den Eltern.
Unterstützung bekommen sie dabei von Kinderbürgermeisterin Michelle Jakob, die freudig beachtlich große Seifenblasen über den Spielplatz pustet. Da dauert es nicht lange, bis die kleinen Spielplatzbesucher vor ihr auftauchen – und mit ihnen die Eltern, die sich mit Schopf und Wagner austauschen und einen Flyer mitnehmen.
Die beiden wellcome-Initiatorinnen sind mit zwei Missionen zum Spielplatz gekommen. Zu einen wollen sie natürlich die Eltern der Stadt auf ihr Angebot aufmerksam machen. Im gleichen Zug wollen sie jedoch auch um weitere Ehrenamtliche werben. 13 Ehrenamtliche sind zur Zeit bei wellcome aktiv, darunter Seniorinnen und Erzieherinnen. »Das sind Frauen, deren eigenen Kinder schon größer sind, die aber noch genau wissen, wie es sich anfühlt Mutter geworden zu sein«, berichtet Schopf.
Viele der Helferinnen seien schon lange Jahre dabei: »Es ist einfach eine schöne und sinnstiftende Tätigkeit«, erklärt Schopf. Sie selbst kümmert sich darum, dass auch den Helferinnen geholfen werden kann: »Unsere Ehrenamtlichen werden nicht alleine gelassen. Ich stehe im Hintergrund bereit, um pädagogisch beratend zur Seite zu stehen.«
viele Zwillinge
Die Arbeit habe sich im vergangene Jahrzehnt allerdings kaum verändert, resümiert Schopf. Nur eine Sache ist ihr aufgefallen, wenngleich sie sich das nicht so recht erklären kann: »Wir haben sehr viele Familien mit Zwillingen in Bad Vilbel, da wird natürlich besonders Unterstützung benötigt.«
Damit zur mütterlichen Müdigkeit nicht noch Anmeldungsaufwand hinzukommt, ist das wellcome-Angebot niederschwellig angelegt. Das heißt, wer Hilfe benötigen könnte, müsse sich bloß bei Ilona Schopf melden. Nach Priorität und Dringlichkeit findet man sich dann auf einer Warteliste wieder und kann sich mit etwas Glück schon bald darauf über eine weitere gute Seele in den eigenen vier Wänden freuen.
Wer mehr über wellcome erfahren möchte, kann sich bei Ilona Schopf unter der Telefonnummer (01 52) 04 91 51 71 melden oder ihre Sprechstunde dienstags von 10.30 bis 12.30 Uhr im Haus der Begegnung, Marktplatz 2, besuchen.