Bad Vilbel. Russische Laute im Rathaus: Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) empfing 18 Russen, Mitglieder einer Delegation aus der Region Kaluga bei Moskau. Die Abgeordneten aus dem Regionalparlament, Landräte, Bürgermeister und Unternehmer informierten sich in der vergangenen Woche auf Einladung der russisch-deutschen Beratungs- und Betreuungsgesellschaft „Ost-Euro“ bei kommunalen Verbänden und Einrichtungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen über die Selbstverwaltung von Städten und Gemeinden.
Auf dem Weg von Regensburg nach Düsseldorf machten sie in Bad Vilbel Halt, um die hessische Kommunalverfassung und die Struktur einer aufstrebenden Mittelstadt in der Metropolregion Rhein-Main kennen zu lernen. Aus dem Bundesamt für Finanzen war um diese Stippvisite nachgefragt worden.
Auch wenn die russische Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung viele Besonderheiten aufweise, vermochte der Vorsitzende des Regionalparlaments Kaluga, Pavel Kamenskiy, der die Delegation leitete, auch viele Gemeinsamkeiten feststellen. Deshalb seien deutsche Erfahrungen bei der Organisation der Selbstverwaltung in Russland sehr wertvoll. Dies gelte umso mehr in Bad Vilbel, dessen Situation durch die Nähe zu Frankfurt durchaus jener des direkt an Moskau angrenzenden Bezirks Kaluga vergleichbar sei. Wie Bad Vilbel könne diese Region auf eine permanent positive Entwicklung verweisen, nachdem dort ein günstiges Investitionsklima geschaffen worden sei. Stolz hob Kamenskiy die guten Kontakte der Wissenschaftsregion Kaluga zu Serbien hervor. Nachdem er in Stöhrs Informationen über Bad Vilbel gehört hatte, dass die Stadt Sitz eines Pharma-Unternehmens ist, berichtete er, dass eine solche Firma aus Serbien erst vor zwei Monaten auch eine Niederlassung in Kaluga eröffnet habe. Groß war die Überraschung, als sich auf Nachfragen des Bürgermeisters herausstellte, dass es sich um eine Firma von Chemopharm, einer Tochter der Stada, handelt.
Da die russische Delegation gerade ein Berufsfortbildungszentrum bei Regensburg besucht hatte, war es umso interessanter für sie zu erfahren, dass es in Bad Vilbel ein Berufsförderungswerk gibt, das enge Kontakte nach St. Petersburg unterhält. „Warum haben Sie dann noch keine Partnerstadt in Russland“, fragte Ost-Euro-Beraterin Svetlana Isupova vor dem Hintergrund, dass Stöhr auch die Städtepartnerschaften erwähnt hatte. Der Bürgermeister wollte diese Perspektive „nicht ausschließen“. Allerdings konzentrierte er sich eher darauf, Verwaltung und Haushalt, Schulwesen, Sozialleistungen und die Rolle der Stadtwerke zu erklären. Das Zusammenwirken von Stadtparlament und Magistrat nahm im weiteren Verlauf des Gesprächs, an dem auch Hauptamtsleiter Walter Lassek und Kämmerei-Leiter Stefan Vonrhein beteiligt waren, breiten Raum ein.