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Mittel gegen wilde Parkerei

Am Bauzaun des Kurhausareals haben viele Bad Vilbeler ihre Fahrräder angeschlossen. Und nicht nur dort: Ringsherum stehen die Velos an Laternen und Pfosten. Rund um den Nidda-Platz fehle es an Stellplätzen, kritisiert die SPD. Sie fordert den Bau einen Fahrradparkhauses. Die CDU setzt derweil voll auf die Stadthallengarage, in der auch Fahrradanlagen entstehen. Foto: privat
Am Bauzaun des Kurhausareals haben viele Bad Vilbeler ihre Fahrräder angeschlossen. Und nicht nur dort: Ringsherum stehen die Velos an Laternen und Pfosten. Rund um den Nidda-Platz fehle es an Stellplätzen, kritisiert die SPD. Sie fordert den Bau einen Fahrradparkhauses. Die CDU setzt derweil voll auf die Stadthallengarage, in der auch Fahrradanlagen entstehen. Foto: privat

Parlament stimmt für Fahrradparkhaus am Nordbahnhof – Stadthallengarage muss der Innenstadt vorerst reichen

Bad Vilbel. Fahrräder am Zaun, Fahrräder am Treppengeländer, Fahrräder an den Straßenlaternen, Fahrräder mitten auf dem Gehweg: In Bad Vilbel ist das ein wiederkehrendes Bild – zumindest in den sonnigen Monaten. Am Nordbahnhof haben sich die Wildparker zuletzt zum Problem entwickelt, blockieren sie mit ihren Drahteseln doch Treppen sowie Rampen und versperren so vor allem Senioren ansonsten barrierefreien Wege.
Die Stadtverordneten haben deshalb beschlossen, dass die Bahnstation ein Fahrradparkhaus bekommen soll. Zu oft seien die vorhandenen Stellplätze komplett belegt, darin waren sich die Parlamentarier weitestgehend einig. Und so brachten gleich zwei Fraktionen Anträge ein, die eine neue Parkmöglichkeit forderten, wenn auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen.

 

Zum Umstieg anreizen
Der erste Antrag kam aus der schwarz-gelben Regierungskoalition. Die betonte, die Stadt habe bereits 33 überdachte Abstellplätze und fünf Fahrradboxen östlich des Nordbahnhofs auf den Weg gebracht. Errichtung: August 2020. Etwas mehr als 100 Stellplätze gibt es bereits. »Es ist sinnvoll, wegen der hohen Verkehrsbelastung in Bad Vilbel zusätzliche Anreize zu schaffen, aufs Fahrrad umzusteigen«, sagte Oliver Junker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU.

Für den Bau eines Fahrradparkhauses mit »ausreichend Kapazität« wollen die Christdemokraten die DB in die Pflicht nehmen. Der Magistrat soll bei der DB anregen, die Kosten fürs Parkhaus zu übernehmen, die auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofsgebäudes in der Dieselstraße entstehen könnte.
In diesem Punkt unterschied sich der CDU-Antrag von dem der SPD. Es gebe viele staatliche Fördertöpfe, die man für einen Fahrradparkhaus anzapfen könne, ohne sich von der DB abhängig zu machen, sagte SPD-Stadtverordnete Katja Koci, die bereits grobe Pläne mitgebracht hatte: Dasselbe Gelände in der Dieselstraße, 250 Stellplätze, Lade-Optionen für Pedelecs.
»Falls die Bahn nicht bereit sein sollte, das Fahrradparkhaus zu bauen, sollte die Stadt es selbst machen«, regte Christopher Mallmann (Grüne) an. Eine ähnliche Anlage habe in Bad Homburg alle Erwartungen an die Auslastung übertroffen.
Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) begrüßte die Vorstöße, sprach sich jedoch dafür aus, erst zu versuchen, die DB zu überzeugen, den Bau zu stemmen. Der Stadtrat hofft, einen Fall wie bei den 33 beschlossenen Stellplätzen abwenden zu können: Auch sie entstehen auf einem Grundstück der DB, mit der Kommune wurde ein Gestattungsvertrag geschlossen. Die Stadt zahlt der Bahn also Geld, um auf ihrem Land Parkplätze bauen zu dürfen.
Wysocki will vermeiden, die Stadt bei den Verhandlungen ins Hintertreffen zu geraten, indem diese von vornherein bekräftigt, einzuspringen, sollte die Bahn sich sträuben.
Ergebnis der Debatte: Der SPD-Antrag schaffte es trotz der Pro-Stimmen von Sozialdemokraten und Grünen nicht. Der Antrag der Koalition wurde bei Gegenstimmen der SPD angenommen. Der Magistrat will nun mit der DB sprechen.

Die Wildparker-Probleme will Wysocki kurzfristig mit einer Zettelaktion bekämpfen: So sollen städtische Mitarbeiter unrechtmäßig abgestellte Fahrräder mit Hinweisschildern versehen, um auf das Vergehen aufmerksam zu machen.

Abwarten statt umplanen
Ein zweites Fahrradparkhaus in der Innenstadt ist vom Stadtparlament abgelehnt worden. Die SPD hatte dieses in einem weiteren Antrag vorgeschlagen. Möglicher Standort: Das Kurhaus-Areal. Umfang: 250 reguläre Stellplätze plus 25 Stellplätze für Lastenräder. »Der Bereich rund um Niddaplatz und Kurhaus sei sehr »autolastig«, sagte Koci. Für Radfahrer sei wenig getan worden. Überall würden Velos wild angeschlossen, die vorhandenen Ständer seien oft belegt.
Die CDU erwiderte, ein Fahrradparkhaus sei dort unnötig, da in der Stadthallengarage 150 Stellplätze und zusätzliche Ladestationen gebaut würden. »Wir sollten abwarten, wie die Situation ist, wenn Kurhalle und Parkhaus fertig sind«, sagte Junker. Seine Fraktion plädierte für dezentrale Lösungen der Parkproblematik. Wysocki kritisierte, dass die SPD den Vorschlag nicht während der Planungen für die Stadthalle gemacht habe. Der Stadtrat sieht keinen Weg, ein Fahrradparkhaus im Nachhinein ins im Umbau befindliche Areal zu integrieren.

Grünen-Parlamentarier Mallmann will derweil sehr wohl noch eine Fläche östlich der Orangerie ausgemacht haben, die frei wäre. Auch hohe Kosten will er angesichts des finanziellen Aufwands, den die Stadt für die Tiefgarage betrieben hat, nicht als Ausrede gelten lassen. »Wir sollten die Chance ergreifen«, betonte er erneut.
Letztlich mussten die Beführworter eines City-Parkhauses sich aber dennoch geschlagen geben. Der Antrag wurde von CDU, FDP und Freien Wählern abgelehnt. Neue Stellplätze am Kurhaus wird es also erst mit der Fertigstellung der Stadthalle nach dem Hessentag geben.
 Von Alexander Gottschalk

Am Bauzaun des Kurhausareals haben viele Bad Vilbeler ihre Fahrräder angeschlossen. Und nicht nur dort: Ringsherum stehen die Velos an Laternen und Pfosten. Rund um den Niddaplatz fehle es an Stellplätzen, kritisiert die SPD. Sie fordert den Bau einen Fahrradparkhauses. Die CDU setzt derweil voll auf die Stadthallengarage, in der auch Fahrradanlagen entstehen.  Foto: privat

So voll ist es an den Stellplätzen am Nordbahnhof in Bad Vilbel fast täglich. Deshalb soll dort ein neues Fahrradparkhaus entstehen. Foto: Gottschalk
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