Karben/Bad Vilbel. Alkoholsucht bleibt nach wie vor Problem Nummer Eins bei der Suchtberatung der Städte Bad Vilbel und Karben. Berater Lutz Illhardt kann aber Erfolge verzeichnen, vor allem durch die aktive Ansprache von Jugendlichen bei Festen aller Art.
Er kommt in einer blauen Regen- und Windjacke. Meistens ist Lutz Illhardt aber nicht allein, sondern in Begleitung eines Polizisten. Auf der Jacke stehen die Worte »Suchtprävention« und »Jugendschutz«. Und schon ist jedem klar, worum es hier geht.
Der Drogen- und Suchtberater ist auf allen größeren Festen unterwegs. Ob auf dem Bad Vilbeler Markt, den Kerbveranstaltungen in Gronau, Dortelweil und Massenheim, auf dem Klein-Kärber Markt oder den Weihnachtsmärkten in den beiden Städten. Stets ist Illhardt in Polizeibegleitung auf Streife, um vor allem Jugendliche anzusprechen. »Wir machen ihnen klar, wie gefährlich übermäßiger Alkoholkonsum ist«, sagt er während der Pressekonferenz in Karben, auf der er seinen Tätigkeitsbericht für 2018 vorlegt.
Es gibt Ausnahmen
Offenbar hat diese Form von aufsuchender Jugendarbeit Erfolg. »Bei allen Veranstaltungen im Berichtsjahr wurden keine nennenswerten Vorfälle festgestellt. Der Alkoholkonsum bei den Minderjährigen war nicht auffällig. Es konnten keine hohen Promillewerte bei Jugendlichen gemessen werden«, heißt es in dem offiziellen Bericht. Auf Nachfrage lässt sich der Suchtberater entlocken, dass bei einer auffälligen 15-Jährigen 1,76 Promille gemessen wurden. Das sei aber Ausreißer und Ausnahme gewesen. Und harter Alkohol, wie etwa Wodka, sei nur vereinzelt eingezogen worden.
Dieses Vorgehen, seit Jahren Usus bei den Festen in der Region, scheint Wirkung zu zeigen: »Allgemein wurden die Jugendschutzkontrollen positiv von den Volksfestbesucherinnen und -besuchern aufgenommen.«
Spektakulär ist der Jahresbericht also nicht. Allerdings belegt er einmal mehr, wie wichtig diese von den beiden Städten Bad Vilbel und Karben getragene Stelle doch ist. Denn Lutz Illhardt berichtet von insgesamt 153 Menschen, die er im vergangenen Jahr in der südlichen Wetterau beraten hat. Das waren geringfügig weniger als im Vorjahr. 127 dieser 153 seien selbst von einer Suchtproblematik betroffen, 26 hätten zum sozialen Umfeld gehört.
»Meistens kommen die Eltern und melden sich. Das passiert nun deutlich früher als in vorherigen Jahren«, weiß Hans Peter Krämer, der die Jugendberatung und Jugendhilfe im Wetteraukreis leitet. Der Verein ist quasi die Dachgesellschaft auch für die Suchthilfe und die Suchtprävention.
Deutlicher als die Zahl der Klienten ist die Zahl der Beratungsgespräche: 2018 habe er insgesamt 681 Beratungsgespräche geführt, sagt Illhardt. 448 seien auf Bad Vilbel entfallen, 233 auf Karben. Problem Nummer eins bei den Süchten ist nach wie vor der Alkohol. 43 Prozent der Klienten schauten regelmäßig zu tief ins Glas, 34 Prozent konsumierten im Übermaß Cannabis.
Der Erfolg Illhardts misst sich allerdings nicht an diesen Daten, sondern daran, dass 87 Menschen die Betreuung beenden konnten. 37 von ihnen hatten es geschafft, von ihrer Sucht wegzukommen. In weiteren 28 Fällen konnte Illhardt die Süchtigen an eine andere Stelle weitervermitteln, also etwa in eine Fachklinik.
Die Vollzeitstelle Illhardts ist aufgeteilt: Die Hälfte seiner Zeit ist er beratend tätig, die andere präventiv. Und damit ist nicht nur die aufsuchende Jugendarbeit bei den größeren Festen gemeint. Der Sucht- und Drogenberater geht auch in die Schulen.