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Kein Naturerlebnis im Burgpark

Bad Vilbel. Der Magistrat hat einen Vorschlag des Gewässerökologen Gottfried Lehr abgelehnt, wonach die Nidda im westlichen Burgpark, zwischen Burg und Alter Mühle, zugänglich gemacht werden sollte, etwa mit einem abgeflachten Ufer, einer Kiesbank und Sitzstufen. Naturerlebnis Nidda-Ufer nannte sich die Ideen-Skizze, eine Art Mini-Park im Park, der den Bad Vilbelern den Fluss hätte näherbringen sollen.
Bis zum Hessentag 2020 solle alles fertig sein, Baukosten unter 200 000 Euro mit bis zu 75 Prozent Landesförderung seien machbar, warb Lehr. Auf Antrag der Freien Wähler beauftrage das Stadtparlament im Juni den Magistrat damit zu prüfen, ob das Naturerlebnis sich wie vorgeschlagen umsetzen lasse.
Nun folgte die Antwort aus dem Rathaus: Eine Absage an den Standort Burgpark, aber kein generelles Nein zu dem Vorhaben. Das »nicht zuvor mit der Stadt abgestimmte Projekt« habe sich als »Schnellschuss, der nicht genügend durchdacht« sei herausgestellt, hieß es. Bis zum Hessentag sei der Eingriff in die Natur nicht wieder ausgeglichen. Außerdem wolle man weitere Baumfällungen vermeiden. Einerseits, weil die großkronigen Bäume am Ufer schwer zu ersetzen seien. Andererseits wolle man in der »aufgeheizten Stimmung« nicht die politische Verantwortung für eine solche Maßnahme übernehmen müssen.
Bedenken regten sich auch wegen einer notwendigen Verschwenkung des Fußweges, die »optisch nicht zufriedenstellend gelöst« sei.
»DÜKER« NICHT BEDACHT
Als Letztes führte der Magistrat die Kosten als Gegenargument an. Die Planverfasser hätten nicht bedacht, dass für den Eingriff zwei Düker, also zwei unterirdische Druckleitungen versetzt werden müssten. Zusätzliche Kosten: 150 000 Euro. Das mache die »kleine Maßnahme absolut unwirtschaftlich«.
Der Magistrat schlug im Gegenzug vor, das Naturerlebnis am Westufer der Nidda nördlich der Büdinger Straße »kostensparend« zu bauen. Dort seien bereits wegen der Nidda-Renaturierung Bäume gefällt worden, sodass der Eingriff vergleichsweise gering sei.
Aufseiten der Ideengeber ist die Enttäuschung trotz dieses Angebots groß. Dass Naturerlebnis in Richtung Dottenfelderhof zu verlegen, hält Lehr für unsinnig. »Der Sinn war ja gerade, eine solche Attraktion im Burgpark zu schaffen, weil es das dort so noch nicht gibt«, sagte der Gewässerökologe.
Am Alternativstandort des Magistrats sei die Nidda sowieso schon renaturiert, während sie in der Innenstadt noch immer Kanal-Charakter habe und die natürliche Flusslandschaft fehle. Die hätte man den Vilbelern zurückgeben können. »Es ist schade, dass es keine Lösung gibt«, sagte Lehr. Er habe aber Verständnis für die Gegenargumente. Ideenskizzen wie diese seien leider nicht immer eins zu eins umsetzbar.
FREIE WÄHLER SIND SAUER
Weniger diplomatisch zeigte sich Raimo Biere von den Freien Wählern. »Im Burgpark wäre das Naturerlebnis eine tolle Sache gewesen. Es war auch eine kleine Dauerausstellung zur Renaturierung vorgesehen«, sagte er. Nördlich der Büdinger Straße sei eine Umsetzung witzlos, weil dort deutlich weniger Menschen unterwegs seien.
»Was der Magistrat vorschlägt, hat mit Lehrs Idee nichts mehr zu tun«, so Biere. Er verbat sich die Unterstellung, das Projekt sei nicht gut vorbereitet. Auch die Planverfasser hätten mit Ingenieuren gesprochen, die ihrerseits prognostiziert hätten, die Düker müssten nicht teuer verlegt werden – anders als von der Stadt nun verkündet.
Über die Sachgründe hinaus vermutet Biere hinter der Absage politischen Unwillen. Stadtrat Klaus Minkel (CDU) sei ein entschiedener Gegner des Vorhabens. Dass in der Sommerpause über das Naturerlebnis entschieden wurde, ärgert Biere. Er hätte die Bürger darüber abstimmen lassen wollen, ob sie bereit wären, für einen zugänglichen Fluss Baumfällungen hinzunehmen. Die Chance dazu wird es nun wohl nicht geben. Von Alexander Gottschalk