Karben. „Der 9. November 1938 ist der dunkelste Tag in unserer Geschichte“, sagt Ingrid Lenz (CDU), Stadtverordnetenvorsteherin, zur Eröffnung der Dokumentation „Vor 70 Jahren – Pogrom in Karben“ im Bürgerzentrum. Veranstalter sind die Initiative Stolpersteine sowie der Magistrat der Stadt Karben.
In der Dokumentation werden Straßenszenen aus noch unbeschwerten Zeiten ebenso gezeigt wie eine im Bild festgehaltene Szene, als Bürger die Trümmer der Scheune von Seppel Junker aus der Heldenberger Straße 1 wegräumen, die in der Pogromnacht gemeinsam mit der Synagoge angezündet worden war und abbrannte. Einzelne Schicksale jüdischer Bürger werden skizziert, zudem liefert die Dokumentation einen chronologischen Überblick über Gesetze und Maßnahmen, die den Juden das Leben ab 1933 erschwerte. „Erst nahm man ihnen die Würde, dann das Eigentum und zuletzt das Leben“, sagt Hartmut Polzer von der Initiative Stolpersteine.
„Der Verdienst der Ausstellung ist der Bezug zum eigenen Wohnort, da ist die Distanz zu den Ereignissen viel geringer als beim Blick in die Geschichtsbücher“, erklärt Monika Lenniger, Geschichtslehrerin an der Kurt-Schumacher-Schule. „Auch wenn wir schon 60 Jahre in einem demokratischen Rechtsstaat leben, müssen wir uns bewusst machen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist“, betont Stadtrat Jochen Schmitt. Es sei ihnen nicht bewusst gewesen, dass es in der Reichspogromnacht „selbst in einem so kleinen Ort wie Karben solche Ausschreitungen gegeben hat“, sagen Elena Martini und Agnes Obermann von der KSS. Beim Betrachten der Ausstellung werde einem bewusst, „welch großen Reichtum an jüdischem Leben wir hier in Karben hatten. Es ist traurig, dass das verloren gegangen ist“, erklärt Sven Hebisch, Pfarrvikar von Groß-Karben. (kre)
Die Dokumentation ist bis zum 21. November in der Stadtverwaltung bei freiem Eintritt zu sehen.