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Therme spaltet Parlament

Kommt solche eine Rutsche auch nach Vilbel? Die »Big Wave« steht in der Therme Erding, die von der Wund-Gruppe gebaut wurde. Die Investoren sollen auch das Kombibad in der Quellenstadt nutzen. Rutschen wird’s geben, so viel ist klar. Zu Größe und Anzahl ist noch nichts bekannt. Foto: Therme Erding Sportpark GmbH
Kommt solche eine Rutsche auch nach Vilbel? Die »Big Wave« steht in der Therme Erding, die von der Wund-Gruppe gebaut wurde. Die Investoren sollen auch das Kombibad in der Quellenstadt nutzen. Rutschen wird’s geben, so viel ist klar. Zu Größe und Anzahl ist noch nichts bekannt. Foto: Therme Erding Sportpark GmbH

SPD und Grüne lehnen umgeplantes Kombibad  ab

Bad Vilbel. Ist das geplante Millionen-Projekt Kombibad für Bad Vilbel die Chance des Jahrhunderts oder ein Horrorszenario wegen der mit Autos anreisenden Millionen Badegäste? Zwischen diesen Polen bewegte sich die teilweise emotional geführte Debatte im Parlament.

Wer, sagen wir, in fünf Jahren, auf Bad Vilbel zufährt, könnte schon von weitem eine riesigen Turm entdecken. 38 Meter hoch könnte theoretisch laut dem jetzt geänderten Bebauungsplan »Schwimmbad« der sogenannte Rutschenturm werden. Der ist für das riesige Spaßbad einer der zentralen Punkte, denn sind die »Galaxy-Rutschen« zu erreichen.
»Ein solcher Turm würde das Stadtbild in diesem Bereich markant verändern«, monierte der Fraktionschef der Grünen, Jens Matthias, während der jüngsten Parlamentssitzung. Er hatte auch einen optischen Vergleich parat: Die Hochhäuser am nahen Niddablick seien knapp 30 Meter hoch.

In der neuen Planung seien »wesentliche Eckpfeiler verändert«, so Matthias weiter. Es ging der Oppositionsfraktion dabei nicht nur um die Turmhöhe. Auch der veränderte Schulweg von Massenheim ins Schulzentrum wurde kritisiert. 700 Meter weiter sei der Weg künftig. Zudem werde in dem B-Plan festgeschrieben, dass die Anbindung der Therme über einen Kreisel in der Homburger Straße erfolgen solle. Diese Straße sei bereits jetzt überlastet, das dem Plan beigefügte Verkehrsgutachten operiere mit veralteten Zahlen.
Der Fraktionschef machte deutlich, dass die anfängliche Zustimmung der Grünen für die Wund-Therme einer großen Skepsis gewichen sei. Suie würden und das Projekt nunmehr ablehnen.

SPD: ZU WEITER SCHULWEG
Auch die SPD mochte nicht mehr für das Millionen-Projekt stimmen, wie Fraktionsvorsitzender Christian Kühl deutlich machte. Die Veränderungen seien »signifikant negativ«. So werde der Schulweg fast doppelt so lang wie jetzt. Das Bad rückte bis auf zwölf Meter an die Schulen heran. Auch die SPD sieht ein Verkehrschaos auf die Homburger Straße zukommen. Zudem gebe es »keinen Hinweis darauf, dass die Abfahrt von der B3 für die künftige Baustelle als dauerhafte Zu- und Abfahrt erhalten bleiben könnte«. Mittlerweile werde sogar mit 1,3 statt 1,1 Millionen Besuchern jährlich gerechnet.

Komplett konträre Meinungen äußerten die Vertreter von CDU und Magistrat. Stadtverordneter Oliver Juncker sagte, durch die Änderungen werde dem Naturschutz »bessere Geltung verschafft«. Die zuvor vorgesehenen Grünflächen seien zwischen den Gebäuden verteilt gewesen. Nun werde im Südwesten eine größere zusammenhängende Fläche erreicht, in der sich Tiere und Insekten ansiedeln könnten. Auch bleibe es bei der im ursprünglichen B-Plan festgelegten bebaubaren Fläche von 5,9 Hektar. Die Gebäude würden niedriger, das geplante Hotel falle ebenso weg wie die separate Heizzentrale.

Stadtrat Klaus Minkel (CDU) griff die SPD scharf an. »Sie haben bei diesem Projekt jeglichen Mut verloren«, warf er ihr vor. Die Kritik mit dem weiteren Schulweg konterte er mit dem Argument, dass sich die Stadt für eine eigene Grundschule für Massenheim einsetzen werde. »Wir bringen die Grundschulen wieder zurück in die Stadtteile«, sagte der Stadtrat unter lauten Zwischenrufen. Unter der SPD-Regierung seien die Grundschulen damals geschlossen worden, wie etwa in Gronau. Nun gebe es dort wieder eine, und die werde auch noch ausgebaut.

FÜRS PRÄDIKAT BAD
Man verfolge seitens der Stadt weiter das Ziel, die Therme anzubinden »unter Aussparung der Homburger Straße«. Die von SPD und Grünen monierten Verkehrsprobleme kämen durch die Pendler von Osten und Norden. »Wir können doch nicht unsere Bad Vilbeler Projekte aufgeben, um mehr Platz für die auswärtigen Pendler zu schaffen.« Zudem müsse man einmal die großen Zusammenhänge sehen. »Das neue Bad wird eine Nutzervielfalt abdecken, die bundesweit ziemlich einmalig sein wird.«
Neben medizinischen Behandlungen werde es auch Behandlungen mit dem Vilbeler Heilwasser geben. »Die Therme wird die Garantie dafür sein, dass das Prädikat Bad dauerhaft erhalten bleiben kann.«
Auch Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) plädierte für das Projekt. Das zweite Stockwerk der Therme werde durch die Neuplanung reduziert, zudem entstehe zuerst das Kommunalbad, das acht Bahnen haben und sich durch niedrige Eintrittspreise auszeichnen werde. »Ich kenne viele Bürgermeister, die sich nach so einem Projekt die Finger lecken würden.«

Schließlich signalisierten auch die Freien Wähler Zustimmung. Fraktionschef Raimo Biere sagte, man müsse »bei dem Projekt endlich in die Pötte kommen. Und ein längerer Weg zur Schule ist nun wirklich nicht der Untergang des Abendlandes.«
So stimmten die Koalitionsfraktionen CDU, FDP, und die Freien Wählern, für den geänderten B-Plan, SPD und Grüne votierten dagegen.