Bad Vilbel. Mon Acteur TSF heißt die Nummer eins im Stall des Massenheimer Dressurreiters Lutz Weyland (36). Es ist ein Trakehner-Fuchswallach voll Feuer und Eleganz. Mit ihm ist Weyland an die Spitze der hessischen Dressur-Elite geritten. Die beiden haben diese Stellung in der vorigen Woche in der Festhalle Frankfurt erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Mit einem Siegerpokal mehr und 500 Euro Preisgeld kehrten sie zurück nach Massenheim. Mit 963 Punkten (66,8 Prozent) war ihnen in dem neun Reiter großen Starterfeld der Sieg nicht zu nehmen. Wären beide für den World-Cup am Sonntag startberechtigt gewesen, so hätte ihr Ergebnis in dem internationalen Feld Rang 13 bedeutet, sie hätten damit Isabelle Werth hinter sich gelassen. Allerdings war die Teilnahme nur Profis der nationalen A- und B-Kader vorbehalten.
Wie vorausgesehen, war in der Festhalle eine wundervolle Atmosphäre „mit den vielen Zuschauern und ich als Lokalmatador mit dabei“, hatte sich Lutz Weyland bereits im Vorfeld gefreut. Er ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Turnierreitern: Als Amateur und mit einem selbstgezogenen Pferd ist ihm vor vier Jahren der Sprung in die Grand Prix-Klasse gelungen. Manchmal kann es Weyland selbst kaum glauben, welchen traumhaften Verlauf seine Reiterkarriere genommen hat. Denn schließlich hat es bei ihm wie bei so vielen anderen reit- und pferdebegeisterten Kindern einfach mit einem Pony angefangen. Seine Eltern sind bodenständige Ur-Massenheimer, die bis heute die Äppelwoi-Gastwirtschaft „Zum Mühlengrund“ führen. Abends ist dort Weyland im Thekendienst anzutreffen, denn seinen Job als Bankkaufmann hat er vor einem Jahr aufgegeben, um Zeit für seine Pferde zu haben.
Schließlich stehen im Stall inzwischen fünf Turnier- und Zuchtpferde, die ausgebildet und gepflegt werden wollen. „Pferde sind keine Tennisschläger, die man nach dem Sport zurück in den Schrank legen kann“, sagt Weyland gutgelaunt und hat den mühevollen Spagat zwischen Arbeit in der Bank und den Turniersport beendet. „Hier komme ich morgens aus dem Haus und die Pferde sind da“, sagt er und hat die volle Unterstützung seiner Familie.
Doch zurück zu den Anfängen: „Alle ritten das Pony, mein Bruder, meine Cousins und Cousinen, aber ich machte weiter“, erinnert sich Weyland. Er weiß, dass er dann unheimliches Glück mit seinen Pferden hatte. Als er nämlich zu groß für das Pony wurde, bekam er mit 13 Jahren die Trakehner-Stute Alexa von Patron geschenkt. Deren 1990 geborenes Hengstfohlen Mon Acteur erwies sich als Spitzenpferd, „ausdrucksstark und einfach gut“, sagt Weyland.
Er holte sich Hilfen auf Lehrgängen und von Profis, gelangte mit Mon Acteur in die Trakehner-Sportförderung (TSF), wurde aber nicht Berufsreiter, sondern blieb Amateur. Anfangs nahm er mit Mon Acteur an ländlichen Turnieren teil, machte ihn dann zum Sieger in Dressurprüfungen von E – S (einfach bis schwer) und wurde in den letzten vier Jahren zweimal Hessenmeister und zweimal Vize-Hessenmeister.
2001 reifte der Entschluss, es mit den Königslektionen in der Dressur zu versuchen: Piaffe, Passage und Einerwechsel. „Das bewältigt nur ein feinfühliges und intelligentes Pferd“, sagt Weyland und das traute er seinem Trakehner zu. „Zwei gute Jahre im Turniersport hat Mon Acteur noch mindestens vor sich“, sagt Weyland und hofft, mit anderen Pferden an diesen Erfolg anschließen zu können. Sein Hoffnungsträger heißt Aragon, ein Hengstfohlen aus eigener Zucht. Die Mutter ist eine Schwester Mon Acteurs, der Vater der Spitzenhengst „Solero“ vom Gestüt Tannenhof.