Bad Vilbel. Der Römerbrunnen in der Massenheimer Erlenbach-Aue hat schon bessere Tage gesehen. Das Wappen auf dem Deckel ist vergilbt, ein Stück der Steinwand herausgebrochen, das Dach mit Moos überzogen. Ein Zustand, der unwürdig ist für die Hunderte Jahre alte Quelle, wie im Februar der Ortsbeirat einhellig befand. Bei dessen jüngster Sitzung stellte Ingenieur und Projektplaner Wolfgang Schrötter aus Karben nun die Pläne für die Sanierung vor.
Hauptziel der Runderneuerung ist es demnach, sichtbar zu machen, dass im Römerbrunnen noch Wasser fließt – und zwar rund 38 Liter pro Minute. Wenig Zufluss also, mit dem der erfahrenen Brunnenbauer Schrötter planen konnte, dafür aber ein beständiger. Eine kleine Pumpe soll das Wasser zukünftig den Schacht hinaufbefördern, wo es oben etwa 30 Zentimeter hoch aus acht Düsen heraussprudelt. Für den letzten optischen Schliff könnten möglichst LED-Leuchten – damit das Wasserspiel rund um die Uhr laufen kann – sorgen, so die ursprüngliche Idee, auf die sich die Ortsbeiräte bei einer Besichtigung des Massenheimer Kulturdenkmals Anfang des Monats geeinigt hatten. Der Ablauf soll demnach in den nahen Erlenbach führen.
Dieser vorläufige Plan wird nun noch einmal überarbeitet, wie Ortsvorsteherin Irene Utter (CDU) sagte. Peter Paul (Grüne) habe angemerkt, die Sprudeldüsen seien historisch unpassend. Er wünsche sich lediglich eine Glasplatte, die den Wasserlauf sichtbar macht. Ein Einwand, den Utter berücksichtigen will. Nun soll ein Ortstermin im April die Details klären. Dazu wird der Brunnen geöffnet, um ihn technisch zu begutachten.
Bereits in der Vergangenheit war die Wasserqualität geprüft und für den Brunnenbetrieb für tauglich befunden worden. Mit der Zeit könnte sich jedoch Eisen absetzen, berichtet Planer Schrötter. Ein Hochdruckreiniger zur Säuberung des Schachtes wird deshalb wohl notwendig sein. Genau wie eine Grundreinigung der Abdeckplatte mit dem Wappen darauf. Fest steht auch, dass das stark bemooste Pappschindeldach mit einem Naturschindeldach ersetzt wird.
Als Gesamtbudget für das Vorhaben sind 20 000 Euro angesetzt, die die Stadt bereits im Haushalt eingeplant hat. Durch die Umplanung verschiebt sich der Baustart etwas. »Vom Umfang her ist es ein überschaubares Projekt«, erklärte Schrötter.
HOHER STELLENWERT
»Aber die vielen Details erfordern Herzblut, denn der Brunnen hat einen hohen Stellenwert bei den Massenheimern.«
Erstmals in historischen Dokumenten erwähnt wurde der Römerbrunnen im Jahr 775 – im gleichen Jahr wie das damals eigenständige Dorf Massenheim. Seinen Namen bekam er Anfang des 20. Jahrhunderts, nachdem bei Grabungen dort Scherben aus der Römerzeit gefunden worden waren.
In Massenheim war der Römerbrunnen lange als der Born bekannt. Stadtteilhistoriker Josef Knipf (83) berichtet, die Quelle des Brunnens sei selbst bei größter Trockenheit nie versiegt. Als Schöpfstelle versorgte der Römerbrunnen so einst die Krautgärten, dort wo jetzt das Wohngebiet ist, mit Wasser zum Gießen und zum Trinken.
Sogar die Nieder-Erlenbacher hielten einst ein Schöpfrecht. 1972 zur Eingemeindung war der Brunnen überdacht und zum bis dahin letzten Mal erneuert worden. »Für die Alten ist es toll, dass wieder zu sehen sein wird, das diese Quelle nicht tot ist«, freut sich Knipf.
KategorienBad Vilbel