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Ohne Schuh geht gar nichts

Modisch fragwürdig, dafür mit viel Schauspielfreude und beeindruckender Musik präsentieren die Burgfestspiele die Oper "Aschenputtel" von Rossini. Das Ensemble probt bereits. Fotos: Hirschmann
Modisch fragwürdig, dafür mit viel Schauspielfreude und beeindruckender Musik präsentieren die Burgfestspiele die Oper "Aschenputtel" von Rossini. Das Ensemble probt bereits. Fotos: Hirschmann
Regisseur Benedikt Borrmann (links), Ausstatterin Anja Müller und der musikalische Leiter Markus Höller vor dem Modell des Bühnenbildes und mit Figurinen für die Kostüme.

Burgfestspiele inszenieren Rossinis Aschenputtel-Oper für Kinder und Familien

 

Bad Vilbel.  Noch sind es knapp sechs Wochen bis 4. Mai, dem Tag der ersten Vorstellung der Burgfestspiele 2019. Geprobt wird für »Aschenputtel«, einer »Oper für Kinder und Erwachsene« jedoch schon seit einiger Zeit, und nun wurde die Inszenierung bei einem Pressegespräch vorgestellt.

Aschenputtel, auch als Cinderella weithin bekannt, gehört zu den weltweit bekanntesten Märchen- und Theaterstoffen. Trotz der Intrigen ihre beiden bösartigen Schwestern entscheidet sich der Prinz für die als Dienstmagd an den Rand gedrängte Titelheldin. Nachweisbar ist dieses Motiv in China und Indien schon vor mehr als tausend Jahren, wie Regisseur Benedikt Borrmann erläutert. Er inszeniert für die Burgfestspiele nach 2013 bereits zum zweiten Mal Giacomo Rossinis Aschenputtel-Oper für Kinder ab fünf Jahren und ihre Familien.

In Deutschland ist Aschenputtel in der von den Brüdern Grimm überlieferten Märchenfassung am bekanntesten. Es gibt unzählige Bearbeitungen für Verfilmungen und Theaterinszenierungen, Ballet-, Musical- und Opern-Produktionen eingeschlossen. Rossinis 1817 uraufgeführte Werk mit dem Untertitel »Sieg der Herzensgüte« oder nach anderer Übersetzung auch »Triumph des Guten« ist ganz der Aufklärung verpflichtet und hat aus dem Stoff weitgehend die märchenhafte Phantastik und Magie entfernt.
Bei den Grimms ist es ein verlorener Schuh, der dem Prinzen als Erkennungszeichen seiner Angebeteten dient, bei dem italienischen Komponisten ist es dagegen ein Armreif. War dies auch 2013 bei der ersten Bad Vilbeler Aschenputtel-Inszenierung noch der Fall, so wird nun wieder der Schuh ins Spiel gebracht. Die deutschen Zuschauer haben ihm verdeutlicht, dass sie Aschenputtel ohne Schuh nicht richtig akzeptieren wollen, berichtete Borrmann über das Feedback des Publikums von vor sechs Jahren.

Auch in anderer Hinsicht werde die nunmehrige Inszenierung anders ausfallen. So werde beispielsweise eine bei Rossini nicht vorkommende Fee die Handlung moderierend begleiten. Sie werde in weißem Frack als sphärische Erscheinung mitwirken, verriet Ausstatterin Anja Müller. Ansonsten fallen Kostüme und das Bühnenbild sehr bunt und mitunter skurril aus, bekräftigte sie. Das gehe mitunter nahe an die Grenze zum guten Geschmack heran, ergänzte Borrmann mit wissendem Lächeln.

MIT GEWITTERMUSIK
Die Texte werden wie bisher immer bei Vilbeler Opern-Inszenierungen in Deutsch gesungen. Erhalten bleibe natürlich Rossinis Originalmusik inklusive einer bekannten Gewitter-Musik, so der musikalische Leiter Markus Höller. Sicher werde vieles in verkürzter Form gespielt, und auch die Orchestrierung ist notgedrungen eine andere. Statt großem Orchester übernimmt diesen Part ein Quintett. Zum Einsatz kommen Flöte, Geige, Mandoline, Fagott und Klavier. Die Musiker werden auch in Kostümen auftreten und mit ihren Instrumenten – vielleicht nicht das Klavier – zumindest am Anfang auf der Bühne und ins Geschehen integriert  zu sehen sein.

Dargestellt wird die Fee von der Schauspielerin Katharina Sieben. Die singenden Mitwirkenden sind wieder Studentinnen und Studenten der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Die seit 2011 bestehende Kooperation von Burgfestspielen und Hochschule habe erst die Bad Vilbeler Opern-Inszenierungen möglich gemacht, erinnerte Intendant Claus-Günther Kunzmann.

Zum Pressegespräch und der ersten öffentlichen Vorführung einer Probeszene war mit Dr. Helmut Müller auch der Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main gekommen, der seit Jahren zum Kreis der Förderer der Burgfestspiele zählt. Müller lobte generell die Bad Vilbeler Inszenierungen für Kinder und im Besonderen die Opernaufführungen. Da werde früh Interesse für die Kultur geweckt, und um Gefallen an Opern zu finden, brauche es ja oft ein »Erweckungserlebnis«. In dieser Hinsicht gebühre den Bad Vilbeler Freilichtspielen große Anerkennung.

Der komplette Spielplan ist unter www.kultur-bad-vilbel.de zu finden.