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Der Herr der Bücher – Dieter Körber leitet Karbens Literatur-Treff

Dieter Körber in seinem Lesezimmer mit dem Programm des Karbener Literatur-Treffs für 2019. Foto: (ach)
Dieter Körber in seinem Lesezimmer mit dem Programm des Karbener Literatur-Treffs für 2019. Foto: (ach)

Karben. »Ich brauch Tapetenwechsel«, sang einst Hildegard Knef. Wenn sie es auch im übertragenen Sinne meinte – Dieter Körber hat ihn nicht nötig, die Wände seiner Wohnung in Burg-Gräfenrode sind nicht zu sehen, sondern nur voll bestückter Bücherregale. »Von allen meinen Studienfächern habe ich mir viele Bücher zugelegt«, erzählt Körber. Fünfeinhalbtausend sind es. Seit Kurzem ist der Herr der Bücher Vorsitzender des Karbener Literatur-Treffs.
Dieter Körber ist 2012 nach Karben gezogen, 2013 sah der studierte Germanist einen Prospekt des Literatur-Treffs und nahm an einer Veranstaltung teil. »Die Leute haben mir gefallen, also bin ich in den Verein eingetreten.« Er wurde stellvertretender Vorsitzender, zuständig für den Außenauftritt des Vereins, für Plakate und die Presse. Im Dezember folgte er auf den bisherigen Vorsitzenden Hans-Martin Thomas.
JETZT AUCH LESUNGEN
Das Wirken des Literatur-Treffs hat sich seit der Gründung 2010 geändert. Waren es ursprünglich Mitglieder, die selbst Texte verfassten, veröffentlichten und sich »Bei Anna« in der Christinenstraße trafen, so gibt es nun Lesungen.
»Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal in Karben, wir lesen Weltliteratur«, erklärt Körber. Umgezogen ist man auch, und zwar ins Groß-Karbener »Kuhtelier«. Jeden Monat gibt es einen Literaturabend, immer am letzten Donnerstag, garniert mit Musik. Für 2019 sind zwölf Veranstaltungen geplant. Vier Abende sind jährlich »gesetzt«: Es gibt ein Sommerfest »Jazz und Literatur«, eine generationenübergreifende Veranstaltung mit den Wetterauer Poetry-Slamern, einen Abend mit Poeten der Region (vier Autoren aus den Reihen des Literaturtreffs und vier Gäste) und es wird ein bekannter Autor eingeladen. In diesem Jahr ist dies Eva Demski. Beibehalten werden soll auch die Zusammenarbeit mit dem Karbener Geschichtsverein.
Es gibt viele Ideen für die Literaturabende aus einem zwölfköpfigen »Aktivistenkreis« heraus, wie Körber berichtet. 30 Themen wurden für dieses Jahr vorgeschlagen. Sie werden vom Team geheim mit Punkten zwischen fünf und zwölf bewertet. Die Themen mit den meisten Punkten kommen ins Programm. Seine Idee – ein Abend über »Walter Benjamin, die mahnende Stimme« – hat sich durchsetzen können. Körber hat seine Magisterarbeit über den Denker geschrieben.
Das Programm der Literaturliebhaber erreicht jährlich etwa 700 Menschen. Manche Abende werden länger als geplant. »Und die Leute bleiben trotzdem da. Wenn über 70-jährige Damen um 23 Uhr noch Zugabe rufen, dann ist das Programm wohl doch nicht zu lang geraten«, sagt Körber lachend.
Dieter Körber hat mit 42 Jahren das Abitur am Abendgymnasium nachgeholt, hat »als Spätstudierender« in Frankfurt in, wie er sagt, einem »Neigungsstudium« Germanistik, Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie studiert. Zudem hat er eine heilpraktische Ausbildung in Psychologie, und er besuchte in jungen Jahren in Wien eine Schauspielschule. Er lebte fünf Jahre in der Schweiz, wo er in einem Verlag als Reproduktionstechniker arbeitete, und wechselte dann zum Schwanen Verlag nach Düsseldorf. Zudem war er 25 Jahre lang als selbstständiger Unternehmensberater unter anderem im Gesundheitswesen tätig sowie als Dozent und Personalentwickler. »Da ich vier Kinder ernähren musste, habe ich von 1985 bis 1995 parallel zur Arbeit studiert, dadurch hat sich das Studium endlos gezogen.«
LITERATUR PFLEGEN
Hauptaufgabe des Karbener Literatur-Treffs sei die Pflege der Literatur, gibt Körber das Ziel vor: »Es geht darum, aus Weltliteratur zu lesen und zu erkennen, was uns Literatur zu sagen hat.« Die Besucher seien »60 aufwärts«. Man solle sich klarmachen, dass 32 Prozent der Bevölkerung in Deutschland älter sind als 60 Jahre. »Die muss man versorgen«, schmunzelt Körber, der am 20. Januar seinen 80. Geburtstag feierte.
Von Antje Grunenberg-Heuer