Karben. Seit bald zwei Jahren ist die Nordumgehung in Betrieb – trotzdem ist viel los in Groß-Karbens Ortsdurchfahrt. Das belegen Zählungen. Einige Anwohner sind genervt, auch weil so viel gerast werde. Dem widerspricht der Bürgermeister, er will aber dennoch reagieren.
Er erlebt es fast jeden Tag: Mit landwirtschaftlichem Gerät durch Groß-Karben zu fahren, ist angesichts des vielen Verkehrs oft nicht einfach für Ortslandwirt Karl Jakob. Gerade in den Stoßzeiten rollen reichlich Autos über die Ortsdurchfahrt – obwohl es seit zwei Jahren die Nordumgehung gibt.
»Ich bin überrascht, wie stark die Ortsdurchfahrt noch frequentiert wird«, sagte Jakob. Im Ortsbeirat erntete er dafür zustimmendes Nicken. Christel Zobeley von der SPD hatte das Thema auf die Tagesordnung geholt. »Es gibt doch noch Durchgangsverkehr in der Heldenberger Straße«, monierte sie. »Dadurch haben wir weiterhin viel Verkehr im alten Ortskern.«
Eigentlich sollte sich die Verkehrsmenge nach Eröffnung der Nordumgehung im Groß-Karbener Ortskern um bis zu zwei Drittel reduzieren. 15 800 Fahrzeuge pro Tag sollten die neue Ost-West-Tangente nördlich des Ortes nutzen. Doch es sind bisher erst weniger als 13 000.
Das habe die Stadt Anfang Oktober gezählt, erläuterte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) erst jüngst im Parlament. In der Ortsdurchfahrt sei die Verkehrsmenge um mehr als die Hälfte zurückgegangen – ebenfalls etwas geringer als gehofft.
Nicht nur das: »Das Lkw-Durchfahrtsverbot scheinen viele zu übersehen«, beklagte sich eine Anwohnerin. Selbst Lastwagen von Karbener Firmen nutzten die Durchfahrt.
MEHR TEMPO 30
Der Bürgermeister bestätigte die Beobachtungen: »Bei einigen ist es offenbar immer noch Gewohnheit, auf diesem Weg ins Gewerbegebiet zu gelangen.« Die großen Firmen mit viel Lieferverkehr habe die Stadt gebeten, ihre Fahrer auf das Durchfahrverbot hinzuweisen.
Rahn will den Durchgangsverkehr während der Stoßzeiten ebenfalls aus der Ortsdurchfahrt herausdrängen. Dafür soll der Tempo-30-Bereich im Heldenberger Weg ausgeweitet werden: Die niedrige Geschwindigkeit solle auch auf dem Abschnitt zwischen der Straße Talblick – also der Zufahrt ins neue Baugebiet »An der Waldhohl« – und der Lindenstraße gelten. Auf der übrigen Heldenberger Straße bis zur Bahnhofstraße gilt bereits Tempo 30.
Zusätzlich wolle die Stadt entlang der Ortsdurchfahrt Parkplätze am Straßenrand auf der Fahrbahn markieren. Außerdem will er in nächster Zeit die Fahrzeuge zählen lassen. Allein nur zu zählen genügte der Anwohnerin vom nördlichen Ortsrand aber nicht, denn es gebe auch viele Temposünder auf dem kurzen Stück der Burg-Gräfenröder Straße zwischen Ortsausgang und Kreisverkehr.
»DIE RASER GIBT ES«
»Ja«, räumte Rahn, »die Raser gibt es.« Per Messtafel hat die Stadt seit anfang September das Tempo von 80 000 Fahrzeugen am Ortseingang festgehalten. Egebnis: der Spitzenreiter sei mit Tempo 96 hier entlanggerast, sagte Rahn. Dieser Extremfall gehöre aber nur zu »zwei bis drei Prozent« der Autos, die hier mit Tempo 50 oder schneller unterwegs seien. Sprich: 97 Prozent der Fahrer beachten das Tempolimit. Der Verkehr rolle sogar eher langsam: 85 Prozent der Fahrzeuge seien mit höchstens Tempo 46 unterwegs. Rahn räumte aber ein, dass die wenigen Raser das subjektive Gefühl prägten.
Deshalb sei es wichtig, dass die Stadt etwas tue, fand die Anwohnerin. Das will der Bürgermeister auch: Bevor die Burg-Gräfenröder Straße 2020/21 saniert werde, »sollten wir darüber nachdenken, was wir baulich ändern können«. Außerdem bot Rahn an, in nächster Zeit ab und zu dort blitzen zu lassen und »die Raser abzufischen«. Das fand die Anwohnerin gut: »Blitzen ist schon einmal ein guter Anfang.« (den)