Karben. Zusätzliche Einwohner und mehr Gewerbe bringen mehr Abwasser. Deshalb ist die Karbener Kläranlage an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Da hilft nur ein Ausbau. Den bereiten die Stadtwerke derzeit intensiv vor. Einige Arbeiten werden schon demnächst beginnen.
Abwassermeister Michael Kratz und seine Kollegen stehen im Labor der Kläranlage und schauen sich zufrieden die Ergebnisse der Wasseranalysen an. »Die gesetzlich vorgeschriebenen Werte können wir einhalten«, sagen sie. Das bezieht sich auf die geklärten Abwässer, die dann in den Vorfluter Nidda eingeleitet werden.
Dass die Werte eingehalten werden können, ist Beleg dafür, dass die Anlage an der Industriestraße gut arbeitet. Aber bei den Verantwortlichen weiß man auch: Lange dürfte das nicht mehr gut gehen. Denn die Anlage ist an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Grund sind die zusätzlichen Neubaugebiete und das Gewerbe. Denn Karben ist in den letzten zehn Jahren kräftig gewachsen. Mehr Einwohner und mehr Gewerbe bedeuten mehr Abwasser.
Die Kapazität der gesamten Anlage ist für sogenannte 40 000 Einwohnergleichwerte ausgelegt. Rund 23 000 Einwohner aus Karben plus 5 000 Einwohner aus Rodheim hängen daran. Hinzukommen die Gewerbegebiete, deren Abwasser quasi in Einwohner umgerechnet werden.
VORARBEIT GELEISTET: Rund zwei Dutzend Firmen zahlen nach Angaben des technischen Betriebsleiters Michael Quentin höhere Abwassergebühren als andere Unternehmen, weil sie mehr Abwasser produzieren. Bei manchen Stoffen, die in der Kläranlage ankommen, sind die Werte so hoch, als wäre die Anlage für 70 000 Einwohnergleichwerte ausgelegt, etwa beim sogenannten chemischen Sauerstoffbedarf.
Schon länger haben die Verantwortlichen die Notwendigkeit eines Ausbaus der Karbener Kläranlage erkannt. Deshalb haben sie schon Vorarbeiten geleistet und beispielsweise zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Außerdem existiert ein Plan, der aufzeigt, wo auf dem Gelände welche Erweiterung vorgenommen werden könnte. Denn bei der Stadt hat man sich gegen einen Neubau entschieden und somit für den Ausbau der bestehenen Kläranlage.
Nicht nur die wachsenden Einwohnerzahlen und die Zunahme der Betriebe macht einen Ausbau notwendig, sondern auch eine Verschärfung der Düngeverordnung und der Klärschlammverwertung. Der meiste Klärschlamm, der in der Anlage anfällt und jetzt noch am Einfahrtstor gelagert wird, darf künftig nicht mehr auf die Felder ausgebracht werden.
PROBLEM MIT SCHLAMM: Nach der verschärften Klärschlammverordnung darf der Schlamm nicht mehr auf Felder aufgebracht werden, die in Wasserschutzzone III liegen. Einen Teil des Schlamms geben die Stadtwerke an den Oberhessischen Recycling Dienst, »der den Schlamm aber verbrennt«. Hinzukommen Beschwerden der Nachbarn über Geruchsbelästigungen durch den Klärschlamm. Deshalb sehen die Pläne zur Kapazitätserweiterung auch den Wegfall des Klärschlammplatzes und den Bau eines Silos.. Im Rahmen der Kapazitätserweiterung soll die Anlage modernisiert werden. »Damit haben wir zum Teil schon begonnen«, sagen Quentin und Kratz. Denn die Online-Messtechnik werde Zug um Zug erneuert, und zwar auch so, dass eine spätere größere Anlage die Datenmenge verarbeiten könne. Zudem soll im Jahr 2019 die Automatisierungstechnik ersetzt werden. Neben dem Silo sind noch der Bau eines weiteren Schlammspeichers, eines neuen Belebungsbeckens und eines Nachklärbeckens vorgesehen. Die Belüftungsanlagen in den Belebungsbecken soll davor ausgebaut werden.
Aktuell liegen die Pläne bei der Oberen Wasserbehörde. »Wenn die uns sagt, wie wir vorgehen sollen, legen wir los.« Dann erhält ein Ingenieurbüro den Auftrag zur Erarbeitung der Baupläne. »Dafür«, so Quentin, »haben wir schon viel Vorarbeit geleistet«. Drei bis vier Jahre dürfte der Ausbau dauern.