Karben. Die Grünen können sich in Karben als große Sieger der Landtagswahl freuen. Die Öko-Partei gewinnt sogar stärker als auf Landesebene hinzu. Die AfD bleibt hinter dem Landesergebnis zurück. Bei der CDU leckt man sich derweil die Wunden, bei den Sozialdemokraten ist die Stimmung tief betrübt.
Auf kommunaler Ebene sind es bei den Karbener Grünen aktuell nur 7,9 Prozent. Mit dem Sonntagabend hat sich die Öko-Partei nun in zuvor nie erreichte Höhen aufgeschwungen. Ein Plus von 10,2 auf 20,4 Prozent hat sie bei der Landtagswahl in Karben erzielt. Und sie ist an der SPD vorbeigezogen und nun zweitstärkte Kraft.
»Damit hatte ich nicht gerechnet«, räumt Vorstandssprecher Rainer Knak hochzufrieden ein. Ein solches Ergebnis – zumal noch besser als auf Landesebene – sei nicht zu erwarten gewesen, »auch wenn es nach den Umfragewerten der jüngsten Zeit nicht mehr ganz so überraschend kam«. Offenbar habe die Wähler überzeugt, dass die Grünen »emsig und fleißig« auch auf Stadtebene arbeiteten, innovative Ideen einbrächten und glaubhaft blieben. »Wir sind das ökologische Gewissen«, sagt Knak, und dem sei die Partei seit langer Zeit stets treu geblieben.
Zweiter Sieger des Wahltags ist die AfD, wenngleich die Partei in der Stadt etwas weniger stark hinzugewinnt als auf Landesebene. »Ich bin nicht enttäuscht«, erklärt ihr örtlicher Frontmann Wilfried Repp. Der AfD-Politiker, der auch im Kreisvorstand aktiv ist, räumt ein: Durch die jüngsten Wahlkämpfe »kam Karben zu kurz«, weshalb sich die Partei nun »stärker in Karbener Materie einarbeiten« wolle.
»Die Grünen hatten einfach einen großen Hype.«
FDP-Chef Oliver Feyl
Mit 11,2 Prozentpunkten Verlust hat die SPD das größte Minus in Karben eingefahren. »Das war ein Denkzettel für die Bundespolitik«, seufzt Partei-Vizechefin Nora Zado. Die teils hohen AfD-Ergebnisse zeigten, dass es viele Protestwähler gegeben habe, denen inhaltlichen Fragen egal gewesen seien.
Nach dem Absturz auf 18,8 Prozent in Karben sei die Stimmung in der SPD »eher depressiv«. »Um da herauszukommen, braucht es Ideen«, findet Nora Zado – und auch Personal, das die Partei in Karben nicht habe. »Jetzt ist Basisarbeit nötig, um das neu aufzubauen.« Denn die Politik der Partei sei weiterhin gewollt, ist die junge Parteifrau überzeugt: »Die politischen Forderungen, für die die SPD steht, werden nicht untergehen.«
Etwas weniger stark als auf Landesebene mit 2,5 Prozentpunkten hat die FDP in Karben nur 2,0 Prozentpunkte zugelegt. Karbens FDP-Chef Oliver Feyl ist dennoch zufrieden: Die Wähler schätzten »reelle Politik« der Liberalen. Aber dass andere Parteien stärker vom Aderlass der beiden Großen profitierten? »Die Grünen hatten einfach einen großen Hype«, findet Feyl.
Trotz Zugewinnen sind die Freien Wähler auch in Karben deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde geblieben. »Wir werden von den Medien nicht richtig wahrgenommen und immer nur unter ›Sonstige‹ geführt«, nennt Vorsitzender Thorsten Schwellnus als Ursache. Allerdings sei auch beim Wahlkampf »noch Luft nach oben« gewesen.
In Karben haben die Christdemokraten immerhin etwas weniger stark als auf Landesebene verloren, sind mit 30,5 Prozent weiter unangefochten stärkste Kraft. Damit sie das aber bleiben, sieht Karbens CDU-Chef Mario Beck Aufgaben für die Partei.
Besonders in den Karbener Wahlbezirken mit vielen Neubürgern hätten die Grünen stark zugewonnen. »Die Neubürger müssen wir von unserer Arbeit überzeugen bei der nächsten Kommunalwahl 2021.« Dass die CDU in Karben »einen sehr guten Job mache«, müsse die Partei den Zugezogenen erklären. Daher wolle sie verstärkt in Neubaugebieten um Unterstützer werben – und möglichst auch Mitwirkende gewinnen. (den)