Auch wenn ein neuer Rekord verpasst werden könnte, steuern die diesjährigen Burgfestspiele in Bad Vilbel erneut auf ein sehr gutes Ergebnis zu. Erfreut ist Intendant Claus-Günther Kunzmann vor allem darüber, dass die Zuschauer bei ihrem Besuch nicht nur die jeweilige Aufführung in den Fokus nehmen, sondern gern auch länger verweilen. Doch es gibt auch kleinere Wermutstropfen.
Bad Vilbel. Vom 5. Mai bis zum 9. September laufen die diesjährigen Festspiele in der Bad Vilbeler Wasserburg. Es ist somit eher eine Zweidrittel- denn eine Halbzeitbilanz, die die Verantwortlichen am Montag der Vorwoche auf dem Palas der Burg präsentierten. Trotz anhaltender großer Hitze, sehr früher Schulferien und der Fußball-WM konnten sie erneut sehr gute Zahlen vorlegen.
92 500 Karten sind bis jetzt verkauft worden. „Davon bezieht sich natürlich ein Teil auf noch kommende Veranstaltungen, wir müssen weiter bis zum letzten Tag werben“, sagt Kunzmann. Trotzdem sind die Zahlen verheißungsvoll. Im Rekordjahr 2016 mit insgesamt rund 108 000 Gästen waren zu diesem Zeitpunkt etwas mehr Karten verkauft. Doch im Vergleich zum vergangenen Jahr mit einer Bilanz von insgesamt 103 000 Zuschauern sind es bereits jetzt 2500 mehr verkaufte Tickets.
Dabei setzen Kunzmann und seine Mitarbeiter weiter auf Experimente. Sie wollen nicht stehenbleiben in ihrem Bemühen, dem Publikum ein gutes Angebot zu machen. Sehr gut angekommen ist etwa der Versuch, Stücke am Sonntagnachmittag um 15 Uhr anzubieten. Die Resonanz spreche dafür, dies im nächsten Jahr auszubauen.
„Enttäuscht und ein wenig verwundert“ ist Kunzmann allerdings über die Resonanz auf die vormittäglichen Aufführungen. „Das Tagebuch der Anne Frank“ im Theaterkeller. „Im vergangenen Jahr wurden wir überrannt, dieses Mal war es sehr flau.
Umso erfreulicher sind die Verkaufszahlen zu den abendlichen Eigenproduktionen. Absoluter Renner ist „Maria, ihm schmeckt’s nicht“. Das Stück läuft zwar bis zum letzten Tag der Saison, doch Karten dürfte man so gut wie nicht mehr ergattern können. „Das ist selten, dass ein Stück zu 100 Prozent ausverkauft ist“, freut sich Kunzmann.
Beliebter Narrenkäfig
Während der „Käfig voller Narren“ mit 75 Prozent verkaufter Karten und „Außer Kontrolle“ mit 70 Prozent ebenfalls gute Zahlen aufweisen, fallen „Die Nibelungen“ mit 50 Prozent ab. „Damit war aber zu rechnen“, sagt Kunzmann. „Es ist eine hervorragende Inszenierung, aber man muss das wollen. Wir warten jetzt noch auf Kurzentschlossene“, sagt Kunzmann über das dramatische Schauspiel. Es gibt noch vier Vorstellungen (13., 14., 28. und 29. August).
Ebenfalls zufrieden ist der Intendant mit dem Kinderprogramm. Als absoluter Renner hat sich hier „Pippi Langstrumpf“ mit über 90 Prozent Absatz erwiesen, „Peter Pan“ folgt knapp dahinter. Ungewöhnlich ist allerdings, dass „Hänsel und Gretel“ nur mit 50 Prozent Auslastung zu Buche schlägt. Er vermutet, dass das Stück zu oft gespielt und als Winterstück eingestuft wird.
Als homogen bezeichnet Kunzmann das Zusammenwirken der verschiedenen Ensembles (Musical, Schauspiel, Keller und „Ziemlich beste Freunde“ sowie Oper). Fast jeder Darsteller übernimmt zwei Rollen in seiner Sparte, das läuft laut Kunzmann sehr gut.
Matineen laufen gut
Ebenfalls gut laufen die Matineen und Gastspiele. Hier setzen die Macher nicht nur auf immer wieder neue Formate wie etwa den ausverkauften Auftritt von Magier Nicolai Friedrich, sondern auch auf Bewährtes. So sei die Brass Band Hessen bereits zum achten Mal dabei gewesen. War der Zuspruch anfangs eher überschaubar, sei nun zum ersten Mal ausverkauft gewesen.
Bleiben die neben „Anne Frank“ übrigen Auftritte im Keller. Die Zahlen fallen wegen der deutlich geringeren Anzahl an Plätzen hier deutlich kleiner aus, doch laufen „Honig im Kopf“ und „Der Gott des Gemetzels“ ebenfalls sehr gut, schildert Kunzmann. Und auch abseits der Vorstellungen gibt es gut angenommene Angebote wie die Führungen „Hinter die Kulissen“.
Wichtig für Kunzmann, Bürgermeister Thomas Stöhr und die Dramaturginnen Ruth Schröfel und Angelika Zwack ist allerdings die Tatsache, dass der Abend in der Burg als Gesamterlebnis wahrgenommen wird. „Die Menschen kommen früher, sie essen hier, trinken etwas, kommen ins Gespräch“, ist Kunzmann zufrieden, dass das gastronomische Angebot immer intensiver genutzt wird.