„Ich bin dann mal weg“: Schulleiterin Evelyn Neumann geht nach 36 Jahren als Lehrerin an der Saalburgschule in Ruhestand. Leicht fällt ihr das aber nicht.
Bad Vilbel. „Lehrerin ist für mich auch noch nach 36 Jahren im Schulbetrieb der Traumberuf“, konstatiert Saalburgschulen-Rektorin Evelyn Neumann. Und ergänzt: „Heute sind die Kinder zwar schwieriger als früher, ich freue mich aber trotzdem immer wieder darauf, in eine Klasse zu gehen. Ein reiner Verwaltungsjob wäre für mich nichts gewesen.“
Neumann ist 1952 in Frankfurt geboren, in Bad Vilbel aufgewachsen, gehörte am Georg-Büchner-Gymnasium zum ersten Abiturjahrgang. Nach drei Semestern Architekturstudium an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung wechselt sie an die Frankfurter Goethe-Universität, um Deutsch, Geschichte und Kunst fürs Lehramt an Grundschulen zu studieren. „Das war mein Wunsch-Studiengang.“
Dem ersten Staatsexamen 1976 folgte das Referendariat an der Dortelweiler Grundschule. Nach dem zweiten Staatsexamen 1978 gab es keine Stellen für Grundschullehrer. Sie zog nach Wiesbaden, unterrichtete als Angestellte in Büttelborn und heiratete. Nach der Geburt der Tochter 1981 und einem halben Jahr Elternzeit, kam sie wieder nach Bad Vilbel. Und erhielt im Februar 1982 eine beamtete Stelle an der Saalburgschule.
Kritisch erziehen
Auch 1984, nach der Geburt ihres Sohnes, arbeitete sie weiter in Vollzeit als Klassenlehrerin. Ab 1998 war sie Konrektorin, und wurde im Jahr 2000 Schulleiterin. „Ich habe mich an der Saalburgschule wohl gefühlt, meine Kollegen zuvor befragt, ob sie mit mir als Rektorin einverstanden wären. Ich war von Anfang an in der Lage, mich in die Rolle des Personalrats zu versetzen“, sagt die Gewerkschafterin.
Sie ist seit 1998 im Gesamtpersonalrat der Lehrkräfte in Friedberg aktiv. Dort nimmt sie an einem Wochentag als Abgeordnete der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an Sitzungen im Schulamt teil. „Das hat mir geholfen, an meiner Schule mit 20 Kollegen und 270 Schülern ein partnerschaftliches Verhältnis auf Augenhöhe zu entwickeln“, sagt Neumann.
Ihr Ziel ist es, dass Kinder ihre Grundschuljahre mit Freude verbringen – damit sie mit bildungs- und erzieherischen Grundlagen gestärkt in weiterführende Schulen gehen. „Ich will meine Schüler zu kritischen und selbstständigen Menschen erziehen.“ Deshalb wird Mitbestimmung an der Saalburgschule großgeschrieben. Die Schüler werden etwa in die Neuanschaffung von Büchern und Spielgeräten einbezogen. Die Klassensprecher der Jahrgänge drei und vier treffen sich monatlich zum Infoaustausch. Und sie führen für sie Umfragen zu Themen wie „Wie schmeckt das Mensaessen?“ oder „Wer kommt mit dem Rad zur Schule?“ in ihren Klassen durch. Stolz ist Evelyn Neumann auf den guten Ruf der Saalburgschule bei den Eltern, die stets die gute Vorbereitung ihrer Kinder beim Wechsel auf weiterführende Schulen lobten.
Mit Blick auf den neuen Lebensabschnitt sagt sie: „Ich muss lernen loszulassen, mich zurückzunehmen. Damit habe ich noch Schwierigkeiten.“ Sie liest viel, Romane und Krimis, und morgens Zeitung in Papierform. Und: „Seit drei Jahren bin ich Oma, habe zwei Enkel, freue mich darauf, mit ihnen noch mehr Zeit zu verbringen. Und künftig außerhalb der Schulferien in den Urlaub fahren zu können.“