Die Vilbeler Burg hat sich mit ihren vielfältigen Freilichtspiel-Programmen zu einer Diva unter den Festspielorten entwickelt. Das würdigt das Land Hessen mit einer Steigerung der Fördersumme.
Bad Vilbel. Mit der Premiere der bissigen Komödie „Außer Kontrolle“ wurde am Dienstag (5. Juni) das Hauptprogramm der diesjährigen Burgfestspiele im Hof des historischen Gemäuers eröffnet (nach Redaktionsschluss).
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert die Festspiele in diesem Jahr mit 55 000 Euro. Das sind 5000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Bis zum 11. September 2018 bringt das in seiner Vielfalt einem mittleren Stadttheater vergleichbare Freilicht-Theater die Besucherinnen und -besuchern zum Staunen.
Das Ensemble als Star
Die Burgfestspiele zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Geschichten des Theaters stets aufs Neue auf die Bühne bringen. Der Ort ist das Besondere daran, mit ihrem rauen Charme zwingen die Steine der mittelalterlichen Burg dazu, bei allen Themen und Inszenierungen den Faktor Zeit und Mensch zumindest am Rande mitzudenken.
Der Stadt Bad Vilbel ist es vor mehr als 30 Jahren gelungen, mit ihrer seinerzeit durchaus unpopulären Entscheidung für den Beginn von Theaterfestspielen in der ungenutzten Burg den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte zu legen. Zum einen haben sich die Festspiele zu einem veritablen Dreispartenhaus entwickelt: Inszeniert werden Stücke aus dem Schauspiel, dem Musical und der Oper: Für Kinder ab 5 Jahren, für Jugendliche ab 12 Jahren („Das Tagebuch der Anne Frank“) und insgesamt sieben Inszenierungen für Erwachsene. Komödie der klassischen Art wie „Außer Kontrolle“ von Ray Cooney, Klassiker wie Hebbels „Die Nibelungen“. Ob aktuelle Themen und Stoffe über das Anderssein („Ziemlich beste Freunde“, „Ein Käfig voller Narren“, „Honig im Kopf“), Erziehungsprobleme („Der Gott des Gemetzels“) – auf theatral-unterhaltsame Art gelingt es den Machern der Festspiele, nicht nur Vielfalt und Qualität anzubieten, sondern auch ein Ensemble zu engagieren, deren Mitglieder hervorragend ausgebildet sind und die sich souverän auf den Bühnen des deutschsprachigen Raums bewegen.
Absolventinnen und Absolventen von renommierten Schauspielschulen, von Ernst-Busch über das Mozarteum und – natürlich – der Hochschule für Darstellende Kunst in Frankfurt, stehen hier unter Vertrag. Entsprechend niveauvoll sind auch die Inszenierungen von renommierten Regisseurinnen und Regisseuren.
Was die Burgfestspiele zusätzlich auszeichnet ist, dass sie den komplexen Zusammenhang von Arbeit und Entspannung nicht vergessen. Wer an einem Werktag direkt von der Arbeit kommt, wird auf dem Festspielgelände der Burg ästhetisch und kulinarisch komplett versorgt. Es gibt eine gehobene Gastronomie, die Tische unter den Bäumen und auf dem Palas haben weiße Tischdecken, die Hostessen stehen unermüdlich bereit, um Fragen zu beantworten, die richtigen Plätze zu finden und die Burg selbst hat sich zur Diva unter den Festspielorten entwickelt. Majestätisch grüßt der Turm alle, die durchs Tor hereinkommen und sich auf einen schönen Abend freuen.
Die Vilbeler Festspiele haben sich auch deshalb so etabliert, weil die Menschen vor Ort stolz sind auf ihre Burg und dem Geschehen dort. Die Vilbeler schätzen die Förderung als Anerkennung für ihre kulturellen Anstrengungen, die weit über den Ansatz hinausgehen, die einer Kommune zusteht, resümiert die Festspielleitung. Auch deshalb ist die Freude groß, dass die Landesregierung ihre diesjährige Unterstützung auf 55 000 Euro erhöht hat. (zlp)