Klaus Minkel feierte vorige Woche seinen 70. Geburtstag. An diesem Tag blieb sein Handy ausnahmsweise mal ausgeschaltet. Doch ansonsten gibt der Stadtrat auch neun Jahre nach seinem eigentlichen Eintritt in den Ruhestand weiter Vollgas. Es gibt noch viel zu tun.
Bad Vilbel. Klaus Minkel stammt aus einer Zeit, zu der ein Handschlag noch als bindende Verpflichtung galt. „Das ist heute nicht mehr so“, ist er sich bewusst. Und sagt, mit seinem 70. Geburtstag habe er „ein Ziel erreicht, aber es geht immer weiter“. In zwei Jahren will er aber alle noch ausstehenden Großprojekte zu Ende gebracht haben und dann vielleicht tatsächlich in den Ruhestand gehen.
Auf links gekrempelt
„Eigentlich“ ist der CDU-Politiker ja schon seit 2009 Rentner, arbeitet aber trotzdem weiterhin als ehrenamtlicher Stadtrat und Betriebsleiter der Stadtwerke. In dem Firmengebäude am nördlichen Bad Vilbeler Stadtrand laufen schon lange viele Fäden für all jene Projekte zusammen, welche die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten geprägt haben. „38 prall gefüllte Jahre“ liegen hinter Minkel, in denen die Kommune einmal auf links gekrempelt wurde.
„Damals konnte die Stadt kaum ihre Gehälter zahlen, musste finanziell saniert werden. Die Brunnenbetriebe rund ums Alte Rathaus habe ich vom Aussehen her immer mit der DDR verglichen“, blickt Minkel zurück. Es war die Zeit, in der er die neu gegründeten Stadtwerke übernahm. „Wir haben mit einer Million D-Mark Kapital angefangen, heute bewegen wir uns bei 40 Millionen Euro mit hohen Vermögenswerten.“ Nachdem die Finanzen saniert waren, sei es daran gegangen, die Stadt nach und nach umzubauen.
Gegen Grüne und SPD
„Heute ist die Kernstadt von der Schmiedgasse bis zum Alten Rathaus erneuert oder saniert“, sagt Minkel nicht ohne Stolz. Es war eine wesentliche Voraussetzung für den Bau der Neuen Mitte. Doch genügte das nicht. Entlastungsstrecken mussten her, „diese haben den Innenstadtring, Dortelweil-West mit knapp 1000 Wohnungen und den Quellenpark erst ermöglicht, erinnert er an Kämpfe um den Ausbau der B 3 und die Nordumgehung. Doch nicht nur überörtlich habe er für seine Visionen kämpfen müssen. „Die Grünen haben ein ellenlanges ,Sündenregister‘, das würden sie am liebsten vergessen machen“, begründet er seine immer noch vorhandene Aversion gegen die Öko-Partei. Sie hätten sich gegen alles gestemmt, was die Stadt nach vorn gebracht habe. Vor allem Ulrich Rabl habe sich im Stadtparlament immer wieder gegen die Großprojekte gestellt. Aber: „Der hat keine Spuren hinterlassen.“
Offene Projekte
Auch mit der SPD hatte er zu kämpfen. Doch hier schränkt Minkel ein: „Die hatten immer wieder vernünftige Leute im Magistrat.“ Mit dem früheren SPD-Stadtrat Helmut Lehr und dessen Frau verbindet ihn eine enge Freundschaft, bedingt durch dessen „menschliches Auftreten und die Hilfsbereitschaft, die er vielen Bürgern und der Stadt hat zukommen lassen“.
Auch Josef Rubin und Johannes Frank blieben positiv in Minkels Erinnerung. Aus den eigenen Partei-Reihen hebt er Hubert Schulte hervor. Der frühere Stadtverordnetenvorsteher habe menschlich und fachlich großes Format bewiesen. Auch Hansgeorg Jehner will er als den „bedeutendsten Mäzen der Stadt“ nicht unerwähnt lassen. Ohne ihn seien die Neue Mitte und die Europäische Schule nicht entstanden. Auch die Nidda-Renaturierung gehe auf sein Konto.
Die Vermarktung des Baugebietes Quellenpark sei so gut wie abgeschlossen, „das ist mehr oder weniger gelaufen“, sagt Minkel trotz der noch immer offenen Frage, ob Segmüller dort ein Möbelhaus errichten darf oder nicht. Noch immer im Gange sei die Sanierung des Kurhauses mitsamt dem Neubau einer Stadthalle und eines Hotels sowie der Bau des Kombibades, das nach dem Unfalltod von Josef Wund nicht vorankommt.
Eigentlich hatte Minkel im Jahr 2009 mit 15 Jahren Arbeit gerechnet, um alles in trockenen Tüchern zu haben. Während es beim Kombibad jetzt aber nur stockend vorangehe, gehe es beim Kurhaus zu schnell. Für dieses Projekt hätte er noch Zeit angehängt. Jetzt aber müsse es bis zum Hessentag 2020 fertig werden. Trotzdem kann er den Beschluss verstehen. „Irgendwann müssen wir den Hessentag machen, sonst haben wir dafür keine Grundstücksreserven mehr.“
Ein Nachfolger für Minkel ist nicht in Sicht. Auf diese Aufgabe vorbereitet hat er niemanden, sagt nur, dass jeder ersetzbar sei. Deswegen wolle er auch ein geordnetes Feld überlassen – ohne Großbaustellen. „Dann wird es auch etwas ruhiger“, sagt er und lacht. Denn sicher bleibt genug zu tun.
Bad Vilbel habe in den vergangenen Jahrzehnten Führungspositionen in vielen Bereichen in der Wetterau eingenommen. „Wenn nichts passiert, fallen wir im Wettbewerb der Städte zurück.“ Sein unermüdliches Tun habe seine Frau Christa und Tochter Anna stark belastet. Auch deswegen diskutieren sie, ob Minkel nach seiner „Mission“ Bad Vilbel den Rücken kehren wird. Denn heute kann er kaum einmal irgendwo einen Kaffee trinken, ohne gleich auf irgendeines seiner vielen Projekte angesprochen zu werden.
Die Wochenenden hat er seiner Frau inzwischen versprechen müssen. An seinem Geburtstag wurde gewandert und abends mit Familie und Freunden gefeiert. Und das Handy blieb auch da aus.