Der April beginnt mit sehr vertrauten und zugleich ziemlich merkwürdigen Festen. Kann man das überhaupt ein Fest nennen, wenn am Karfreitag eines Toten gedacht wird, der auf sehr grausame Weise hingerichtet wurde? Gedenken ja, aber ein „FeierTag“? Und dann Ostern: Klar: Ostereier, Osterhasen, das Leben, der Frühling… aber die Auferstehung eines Toten? Die Leugnung des Sterbens, das wir so gerne im eigenen Leben leugnen würden und doch nicht können – bei Jesus soll es gehen? Ja: Es ist eine eigenartige Woche, die mit dem Palmsonntag beginnt, als Jesus in Jerusalem einzieht, um dort mit seinen Freunden das jüdische Passahfest zu feiern – und dabei wie ein König Gottes empfangen wird. Wirklich eigenartige Feste…
Wie einfach scheint dagegen Weihnachten zu sein: Das „Fest der Liebe“ – okay, manchmal kommt es sehr weltlich daher, wie es heute gefeiert wird. Aber auch in der Bibel ist es das „Fest der Liebe Gottes“, die in Jesus aus Nazareth Mensch wird und uns nahe kommt. Das tut einfach gut! Aber die Karwoche und Ostern? Sie sind den meisten unter uns von kleinauf vertraut, aber wir tun uns viel schwerer damit, mit dem Verstehen, auch mit dem Feiern. Auch in unseren Kirchen sind die Gottesdienste nicht annähernd so gut besucht wie an Weihnachten.
„Gegen den Strich“ geht das daher auch für einige, wenn an den Kartagen und vor allem an Karfreitag selbst Stille verordnet wird. Ist ein allgemeines Feier- und Tanzverbot noch zeitgemäß? Manche protestieren dagegen. Einkehr und Besinnung, Stille und Gebet lassen sich ja auch nicht staatlich verordnen. Trotzdem ist es gut, wenn der Staat Rahmen vorgibt: Die Nachtruhe muss gegen Fluglärm geschützt werden, der Sonntag als besonderer Tag der Woche – und vielleicht eben auch ein besonderes Gedenkfest, auch wenn es sperrig ist und sicher kaum in moderne Zeittrends passt.
Christinnen und Christen feiern die Karwoche und Ostern. Sie feiern nicht das Sterben Jesu. Sie feiern die Liebe Gottes, die hinter allem aufleuchtet und hoffentlich durchscheint, wenn wir die besonderen Gottesdienste dieser Tage feiern. Denn ja, es gibt Grund zum Feiern: Jesus will auch heute in mein Herz einziehen als mein Retter. In seinem Tod darf ich Versöhnung und Vergebung erfahren und damit die Liebe Gottes. In seinem Auferstehen den Sieg des Lebens über den ewigen Tod. All das ist nicht so eingängig wie Weihnachten, aber es lohnt sich, der etwas verborgenen Liebe Gottes gerade in diesen Wochen nachzuspüren.
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier
Evang. Christuskirchengemein- de Bad Vilbel