Weite Umwege werden wohl vor allem die Heilsberger Schüler in Kauf nehmen müssen, wenn die Unterführung am Berkersheimer Weg im Zuge des Bahnausbaus verfüllt wird. Doch ganz so schlimm, wie es der ADFC Bad Vilbel sieht, dürfte es dann doch nicht werden.
Bad Vilbel. „Die machen sich da keinen Kopf bei der Stadt“, ist Wulfhard Bäumlein überzeugt. Der Vater einer zwölfjährigen Tochter, einst Vorsitzender und heutiges Mitglied beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), ärgert sich darüber, dass die rege genutzte Fuß- und Radunterführung am Berkersheimer Weg verfüllt werden soll.
Für die Bewohner der südlichen Innenstadt, aber vor allem für die Heilsberger bedeute dies weitere Wege in Richtung Schulzentrum. Nach dem Südbahnhof in Richtung Wiesengasse geht es derzeit wegen der Bauarbeiten ohnehin nicht weiter.
Denn Schüler würden dann nicht mehr entlang der Kläranlage in Richtung Schulzentrum fahren können, sondern vielmehr die Frankfurter Straße den Schöllberg hinab und dann die Kasseler Straße befahren, was eine gefährliche Alternative sei. Je nach Fortschritt der Arbeiten an der Bahnerweiterung, müssten sie dann sogar bis auf die Homburger Straße ausweichen, um zur Schule zu gelangen.
Noch kein Termin
Bäumlein ärgert sich auch darüber, dass er seitens der Stadt keine genaueren Angaben zum zeitlichen Ablauf, sondern nur den Verweis auf die Zuständigkeit der Bahn erhalten habe. Die Stadt habe ihm nur mitgeteilt, dass kein genauer Termin feststehe und die Bürger rechtzeitig unter der Internet-Adresse www.bad-vilbel-baut.de informiert würden. Auch die Schulen würden frühzeitig kontaktiert.
Doch darauf will Bäumlein nicht wetten. Er erinnert an den Umbau der Homburger Straße und die Bauarbeiten im Quellenpark, die vor allem für Radfahrer aus Dortelweil zu einigen Verwirrungen geführt hätten.
Am Berkersheimer Weg könnte es schneller gehen als gedacht. So sagt ein Sprecher der Bahn, dass der Durchstich gesperrt wird, sobald die ersten Lastwagen über eine neue Abfahrt an der B 3 entlang der Nidda auf dem Weg an der Kläranlage vorbeirollen. Die vorbereitenden Arbeiten liefen. Für die Unterführung am Südbahnhof laufe die Ausschreibung, einen Termin für Bau oder gar Fertigstellung kann der Sprecher nicht nennen.
Einen Ersatz für die Unterführung im Berkersheimer Weg wird es allerdings geben. So baut die Bahn eine neue Unterführung am Südbahnhof. Doch Bäumlein fürchtet, dass die Schüler vom Heilsberg dann weiterhin den Schöllberg hinunterjagen. Deswegen solle die Unterführung doch unbedingt beibehalten werden.
Doch so will Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) die Ausführungen Bäumleins nicht stehenlassen. Bereits 1998 habe es erste Gespräche über mögliche Alternativen gegeben, 2004 habe die Stadt dann erneut auf den Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der Bahn reagiert.
So habe die Bahn die Unterführung eigentlich nur weiter in Richtung Südbahnhof verschieben wollen. „Wir haben daraufhin eine Unterführung vorgeschlagen, so wie dies inzwischen auch beim Nordbahnhof der Fall ist“, erläutert Wysocki den weiteren Verlauf. Denn im Gegensatz zur bisherigen Überquerung oberhalb der Züge sei eine Unterführung barrierefrei und biete so einen Zugang zur jeweils anderen Seite für alle.
„Dieser Effekt wird am Nordbahnhof dann voll zum Zug kommen, wenn der Quellenpark steht“, ist Wysocki überzeugt. Doch auch am Südbahnhof biete das Vorteile. Und das nicht nur für Reisende, die zum Berufsförderungswerk wollen, sondern auch für jene, die per Bahn zur neuen Stadthalle anreisen.
Bahn blockte ab
Beides, also neuer Durchstich und Unterführung, habe aber die Bahn nicht gewollt. „Entweder, oder“, hieße es. Die Stadt habe schließlich für die Unterführung gestimmt. Mit dem Fortschritt der Arbeiten werde die Sperrung der Unterführung unumgänglich, da dann entlang der Kläranlage Stützwände errichtet werden, die die Bahnstrecke absichern. Wegen der vielen Baustellenfahrzeuge werde der Weg entlang der Kläranlage dann ohnehin gesperrt werden müssen. Wenn die alte Unterführung geschlossen, die neue Unterführung aber noch nicht fertig ist, sieht Wysocki weitere Ausweichmöglichkeiten.
So könnten Radler und Fußgänger zunächst die Wiesengasse benutzen. Sei dort wegen der Baustelle ebenfalls kein Durchkommen, stehe die andere Niddaseite offen. „Das ist mit der Bahn klar besprochen: Eine Seite bleibt immer offen. Und der bisherige Weg bleibt so lange wie möglich nutzbar.“ Doch die Stadt selbst steuert dann ebenfalls weitere Vorteile für Radfahrer bei. Denn im jüngst beschlossenen Radverkehrskonzept ist der Ausbau der bisherigen Schlammpiste am Berkersheimer Weg zu einem guten Radweg vorgesehen.
Wenigstens ein Punkt, dem Bäumlein zustimmen kann. „Durchs neue Radverkehrskonzept bewegt sich was“, stimmt er zu.