Karben. Während Bedürftige und Flüchtlinge nicht genügend bezahlbare Wohnungen finden, stehen, auch in allerbester Stadtlage, Häuser leer. Die Stadt versucht, das Problem pragmatisch und zügig zu lösen.
Leerstand trotz eklatanter Wohnungsnot? Ulrike Loos macht das stinksauer. „Das sind Spekulationsobjekte“, schätzt Loos. Offensichtlich warteten die Eigner Wertsteigerungen ab, die durch die Wohnungsnot entstehe. Diverse solcher Gebäude gebe es in Karben, betont Loos, die seit langem ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. „Man sieht das, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht.“
Steigende Mieten
Derweil suchen in der Stadt aktuell an die 50 anerkannte Flüchtlinge nach einer Wohnung und können nicht aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen (Siehe erste Seite). Ein Problem, das viele Menschen hätten, die sich die stark steigenden Mieten nicht mehr leisten können, sagt Erster Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU): „Es geht nicht nur Flüchtlingen so. Wir kümmern uns um alle Menschen in sozialer Notlage.“
Wie prekär die Lage ist, zeigen die Zahlen. 100 vermietete Wohnungen hat die Stadt in ihrem Besitz und zugleich 90 Namen auf der Warteliste dafür. Weitere 18 Wohnungen will die Stadt bis Mitte 2019 bauen – unter anderem in einem Mehrfamilienhaus an der Waldhohl in Groß-Karben.
Spekulationen, wonach dort ausschließlich Flüchtlinge unterkommen sollen, widerspricht Mario Schäfer (Grüne), der für Integration zuständige ehrenamtliche Stadtrat: „Die Wohnungen werden nicht nur an Flüchtlinge vermietet.“ Sonst könne Integration nicht gelingen. „Was wir ja gerade erreichen wollen.“ Flüchtlingshelfer und Stadtregierung appellieren an die Karbener, verfügbaren Wohnraum für Flüchtlinge und andere arme Menschen zur Verfügung zu stellen. „Wir brauchen Leute, die die Situation verstehen und zu akzeptablen Preisen vermieten“, sagt Ulrike Loos.
Sanierung vor Neubau
Auch die Stadt ist aktiv. So durchforstet der ehrenamtliche städtische Wirtschaftsförderer Otmar Stein die Stadt nach Immobilien, die sich sanieren und erweitern lassen – was aber die heutigen Besitzer nicht selbst in Angriff nehmen wollen. „Wir sind an zwei, drei Objekten dran“, erklärt Stein. Die Stadt prüfe alle Möglichkeiten und verhandle mit den Eignern.
Das sei nicht einfach, räumt der Wirtschaftsförderer ein: „Die Erben und Eigentümer erwarten teilweise Preise, die schwer zu realisieren sind.“ Wichtig sei aber, dass die Wohnungen anschließend trotz Sanierung günstig vermietet werden können. Neben Menschen im unteren Verdienstbereich träfen die hohen Mieten immer stärker auch Normalverdiener, weiß Stein.
Leerstände hat Otmar Stein nicht im Blick. „Einfamilienhäuser sind für unsere Zwecke zu klein.“ Kaufe die Stadt dennoch, müsse sie die Einfamilienhäuser abreißen und neu bauen. „Wir brauchen aber schnelle Lösungen.“ Schon im Februar soll das Stadtparlament über ein erstes Projekt entscheiden und den Kauf billigen. (den)