Der Bürgermeister zieht die Reißleine: Wegen explodie- render Baupreise stoppt Guido Rahn (CDU) das größte für 2018 geplante Straßenbauprojekt. Die Sanierung der Bahnhofstraße im Ortskern von Groß-Karben wird verschoben, stattdessen die Sanierung der Ortsdurchfahrt Klein-Karben vorgezogen.
Karben. Da öffneten sich die Augen von Ortsvorsteher Gerd Hermanns (CDU) weit. Es war kurz vor 21 Uhr am Abend, und unter „Mitteilungen“ ließ Bürgermeister Guido Rahn (CDU) vor den Mitgliedern des Infrastrukturausschusses die Bombe platzen.
„Wir werden den zweiten Bauabschnitt zur Sanierung der Ortsdurchfahrt Groß-Karben im nächsten Jahr verschieben“, kündigte er an. Ursprünglich wollte die Kommune ab März 2018 den zweiten Abschnitt des großen 3-Jahres-Projekts angehen. Zwischen Schloss Leonhardi und dem ehemaligen KSG-Sportplatz sollte die Bahnhofstraße saniert werden. Das hatte der Bürgermeister nun gestoppt.
Zu dieser Entscheidung hatten ihn die Planer gebracht, konkret: die Fachleute hatten die Kostenschätzung aktualisiert. Eigentlich sollten die Arbeiten ausgeschrieben werden, damit es im Frühjahr hätte losgehen können.
„Wir haben das Problem, dass uns die Baupreise davongaloppieren“, erklärte Rahn. Mit Kosten von 1,3 Millionen Euro müsse die Stadt für den zweiten Bauabschnitt rechnen. Bisher waren nur 900 000 Euro kalkuliert. „Das hat sich innerhalb von einem Jahr um fast 50 Prozent erhöht.“
Ursache dafür sei, dass die Baukonjunktur im Land brummt. Das merke die Stadt schon länger, habe aber oft noch Glück gehabt bei Ausschreibungen. Und wenn das niedrigste Gebot noch horrend teuer sei, sei die Stadt aufgeschmissen: „Würden wir dann die Ausschreibung aufheben, könnten wir uns wohl auf eine Schadenersatzforderung des Bieters einstellen.“ Noch ein weiterer Grund drängte den Bürgermeister, die Bauarbeiten in Groß-Karben auf Eis zu legen. Denn in Klein-Karben soll die Ortsdurchfahrt im nächsten Jahr saniert werden, und das will der Bürgermeister keinesfalls verschieben, weil das Land dort saniert. Es übernimmt die Hauptarbeiten – die Sanierung der Fahrbahn. Die Stadt ist zuständig für neue Gehwege und Bushaltestellen. „Man könnte niemandem erklären, dass das Land die Fahrbahn saniert und wir zwei Jahre später die Straße erneut sperren, um den Rest zu machen“, bemerkte Rahn.
Deshalb seien die Arbeiten in Klein-Karben gesetzt – und sie dürften laut aktualisierter Kostenschätzung zwei Millionen statt bisher kalkulierter 1,5 Millionen Euro kosten. Hier solle in zwei Bauabschnitten vorgegangen werden: 2018 zunächst in der Homburger und Rendeler Straße von der Kreuzung Gehspitze bis zur Ellernstraße. 2019 solle dann die restliche Rendeler Straße zwischen Ellernstraße und dem Ortsausgang nach Rendel saniert werden – samt umfangreichen Leitungsbauarbeiten.
Besonders den Gewerbetreibenden in der Bahnhofstraße in Groß-Karben komme das Pausenjahr wohl gelegen, schätzte der Bürgermeister. Ganz ohne Bauarbeiten soll es 2018 aber in Groß-Karben nicht bleiben. Die Sanierung der kurzen Strecke zwischen Ex-KSG-Sportplatz und der Christinenstraße wolle die Stadt machen. Hier sind für eine Viertelmillion Euro „nur“ eine Erneuerung der Gehwege, der Fahrbahndecke und der Neubau der Bushaltestellen vorgesehen.
„Das dauert vier bis sechs Wochen statt sechs bis acht Monate“, erläuterte Rahn. Auch sei eine simple Umleitung via Christinenstraße möglich – außer während der „zwei bis drei Wochen“, in denen die Kreuzung Bahnhof-/Christinen-/Weingartenstraße umgebaut werde. In welchem Umfang es dann im Jahr 2019 weitergeht, solle im nächsten Jahr entschieden werden. „Wir beobachten die Baupreise“, sagte der Bürgermeister. (den)