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Autos in Kolonne

Burg-Gräfenröder klagen über zu viel Verkehr in der Ortsdurchfahrt

Die Anwohner sind genervt: Auf der Berliner Straße rollen besonders morgens und abends immer mehr Autos. Foto: Dostalek
Die Anwohner sind genervt: Auf der Berliner Straße rollen besonders morgens und abends immer mehr Autos. Foto: Dostalek

Aus Burg-Gräfenrode kommen verstärkt Klagen, dass der Autoverkehr durch den Ortsteil zugenommen hat. Auch durch Rendel und Klein-Karben fahren immer mehr Pendler aus der östlichen Wetterau. „Liegt das nur an der Sperrung der Kreisstraße?“, fragen sich Anwohner.

 

Karben. „Die Nordumgehung ist super, keine Frage, aber wir haben jetzt deutlich mehr Verkehr in Burg-Gräfenrode“, sagt Anwohner Rolf Lange. Er ist genervt von den Kolonnen von Autos, die im Berufsverkehr morgens und abends durch die Berliner Straßen rollen. Wer von einer Nebenstraße einbiegen wolle, müsse oft zehn Minuten auf eine Lücke warten.

Gefährlich findet er die Situation überdies, weil an der Berliner Straße das Mütter- und Familienzentrum (Müze) liegt, und dorthin wollen viele Mütter von Kleinkindern. „Warum gilt angesichts dieser Situation nicht Tempo 30?“, fragt Lange besorgt. Er möchte gerne wissen, ob sich nur „gefühlt“ zehnmal mehr Autos durch den Stadtteil bewegen oder ob die Verkehrsdaten dies belegen.

Die Ursache ist für ihn klar: Die Pendlerströme hätten sich mit der Eröffnung der Nordumgehung verlagert. Die Autofahrer aus den östlichen Wetteraugemeinden hätten schnell gelernt, dass man nicht mehr durch Wöllstadt fahren muss, um nach Frankfurt zu kommen. Viel schneller und bequemer gehe es durch Burg-Gräfenrode und über die Nordumgehung.

Mehr Beschwerden

„Es stimmt, die Verkehrsbelastung ist gestiegen“, gab unumwunden Bürgermeister Guido Rahn (CDU) in der Ortsbeiratssitzung in Burg-Gräfenrode zu. Im Oktober 2017 seien 72 000 Autos im Monat gezählt worden und im Oktober 2016 sogar mehr als 80 000. Damals war die Ortsdurchfahrt Nieder-Wöllstadt gesperrt.

Das ergibt aktuell an Werktagen deutlich über 3000 Autos. An Wochenenden sind es immerhin deutlich weniger. 2014 und in den Jahren zuvor waren es an vergleichbaren Werktagen im Schnitt 30 Prozent weniger.

„Mit Eröffnung der Kreisstraße von Heldenbergen nach Karben werden wieder deutlich weniger Fahrzeuge durch Burg-Gräfenrode und durch Klein-Karben fahren“, beruhigte Rahn die Anwohner. Denn den Grund für die Zunahme des Verkehrs sieht der Rathauschef vor allem in der Sperrung der Kreisstraße 246 zwischen Nidderau-Heldenbergen und Karben.

Das bekämen auch die Anwohner der Ortsteile Rendel und Klein-Karben zu spüren. „Wir haben aus diesen Stadtteilen verstärkt Klagen über den zugenommenen Autoverkehr “, sagte Rahn. Die Pendler aus Kaichen und Ilbenstadt, Büdingen, Altenstadt und Nidderau wählten entweder den Weg über die L 3351 durch Roggau oder durch Rendel und Klein-Karben.

Kein Tempo 30

Anwohner Lange befürchtet, dass die Nordumgehung dauerhaft mehr Autos und Lastwagen anlockten wird. „Die früheren Aussagen, dass der Verkehr durch Burg-Gräfenrode nur minimal anwachsen werde, entsprechen nicht der Realität“, kritisierte er. „Wir bekommen erst belastbare Zahlen über die Verkehrsflüsse, wenn die Kreisstraße im nächsten Jahr wieder geöffnet ist“, erklärte dagegen Rahn während der Ortsbeiratssitzung.

Das Gespräch mit der Landesverkehrsbehörde Hessen Mobil hat der Rathauschef bereits gesucht. Doch mit den Forderungen nach einem generellen Tempo 30 in Burg-Gräfenrode oder einem Durchfahrtsverbot für Lastwagen ist er bislang auf Granit gestoßen. Denn die Berliner Straße ist eine Landesstraße, und Hessen Mobil sieht keine Gefahrenpunkte in Burg-Gräfenrode, die Tempo 30 erforderten.

Geradezu erbost zeigte sich Bürgermeister Rahn über Überlegungen bei Hessen Mobil, das Tempolimit 70 auf der Landesstraße zwischen Ilbenstadt und Roggau aufzuheben. Denn das werde Autofahrern ein noch schnelleres Fahren erlauben und trage nicht zur Entschärfung der Situation bei. Die Hoffnung auf Tempo 30 in der Berliner Straße hat der Rathauschef trotzdem nicht aufgegeben.

Neuer Antrag

„Wir haben einen neuen Antrag gestellt, weil die Kita Zwergenburg ihr Interimsdomizil in der Stadtbücherei an der Berliner Straße gefunden hat. Dann greifen andere Regeln für Tempo 30, und diese Chance werden wir nutzen“, erklärte Rahn.

„Kann man nicht ein weiteres fest installiertes Blitzgerät aufstellen?“, fragten Anwohner nach. Doch Rahn winkte ab. „Das lohnt sich nicht“, sagte er, die Autofahrer würden sich ganz schnell darauf einstellen. Doch die Stadtpolizei werde die Einhaltung des Tempos auch weiterhin mittels mobiler Blitzgeräte kontrollieren.