Karben. Beim Einspielen sind die ersten Schussversuche der Spieler des KSG 1920 Großen-Karben noch recht zaghaft. Schließlich ist es am Freitagabend nach fast drei Jahren wieder das erste Heimspiel auf dem alten Platz am Hessenring. Dass die Premiere mit 0:1 gegen den SV Bruchenbrücken verloren geht, liegt dabei aber bestimmt nicht an den Platzverhältnissen. Die können sich nach der grundhaften Erneuerung der Anlage wieder sehen lassen.
Monate-, ja jahrelang war in den politischen Gremien der Stadt um den Sportplatz mitten im Wohngebiet von Groß-Karben gerungen worden. Die einen wollten eine Grünanlage, die anderen ein Neubaugebiet daraus machen. Der Fußballverein sollte ins Stadion hinter der Kurt-Schumacher-Schule ziehen. Da die Sportstätte An der Waldhohl aber bis heute noch nicht endgültig fertiggestellt werden konnte, verfügt das Stadion immer noch nicht über vernünftige Umkleideräume und Duschen.
Die Verantwortlichen der KSG, wie Fußballerchef Andreas Himmel, stemmten sich deshalb von Anfang an gegen den Umzug. „Für das so abseits gelegene Stadion finden sich keine Sponsoren“, erklärt er. „Die brauchen wir aber dringend.“ Außerdem ließen die Zuschauer die KSG dort im Stich, was die vergangenen drei Jahre dramatisch gezeigt hätten.
Zu der lange von den Fußballern herbeigesehnten Entscheidung der Politik zugunsten der alten Sportkampfstätte hat am Ende aber nicht nur das Drängen der Fußballer beigetragen. „Im Stadion war einfach keine Atmosphäre“, berichtet Oliver Fritsche, Mitglied im Fußballausschuss. Dazu seien die wenigen Zuschauer durch die Tartanbahnen viel zu weit weg vom Geschehen auf dem Platz gewesen.
In der Nachbarschaft scheint inzwischen Ruhe eingekehrt zu sein. „Mit der Einzäunung des Geländes und der Entfernung der Blech-Bandenwerbung kann man mit dem Platz jetzt wirklich wieder leben“, erklärt Manfred Schröter. Aus seinem Haus am Hessenring kann man direkt auf den Platz sehen. „Jedenfalls besser als mit einem Neubauviertel“, findet Schröter. So gab es keine vernünftigen Gründe, den Platz nicht wieder herrichten zu lassen. Nicht einmal 100 000 Euro musste die Stadt dafür auf den Tisch legen. „Der alte Platz war vor unserem Umzug in das Stadion wirklich nur noch der reinste Acker mit kaum noch Grün darauf. Deshalb gab es auch zum Schluss so furchtbar viele Verletzungen bei den Spielern“, erinnerte sich Michael Schmidt. Er gehört ebenfalls zum Spielausschuss und kümmert sich um die Gastronomie am Rande des Platzes.
Nachdem bis zum vergangenen Jahreswechsel alle Möglichkeiten in den politischen Gremien in Erwägung gezogen, dann aber doch wieder verworfen worden waren, einigte man sich schließlich auf die Wiederherstellung des alten Platzes. Dafür wurden die Löcher gestopft, der Platz begradigt und ein rund zehn Meter breiter Streifen von Tor zu Tor mit Rollrasen versehen. Außerdem wurden alle Werbeträger abgehängt und das gesamte Gelände umzäunt.
„Leider mussten wird dem Verein die gewünschte Bewässerungsanlage streichen“, gesteht Ortsbeiratsmitglied Hans-Jürgen Kuhl (SPD) ein. „Dafür hätte die ganze Oberschicht des Platzes abgetragen werden müssen.“ Doch auch er ist froh, dass der Verein nun wieder mitten im Ort spielt.
Eine Gruppe fühlte sich dagegen durch den Umbau mächtig hintergangen: die Groß-Karbener Jugendlichen. „Der Bolzplatz hier ist doch keine Alternative“, schimpft der elfjährige Marius.