Als die Sanierung der Groß-Karbener Ortsdurchfahrt bekannt wurde, hat wohl kaum jemand unmittelbar an die Stolpersteine im Ortsteil gedacht. Bei Irma Mattner und Hartmut Polzer hingegen schrillten sofort die Alarmglocken. Nun nutzen sie die Zeit zur Politur.
Karben. In kleinen Kreisen bewegt Hartmut Polzer die feine Stahlwolle über den Stein. Ein wenig Politur aus der Tube, die feinste zu kaufende Stahlwolle, ein wenig Muskelkraft: Das sind in diesen Tagen die Werkzeuge des Stolperstein-Initiators. „Ach, glänzt der wieder schön“, lobt Partnerin Irma Mattner bei einem Blick auf das Ergebnis. Die beiden haben sich an diesem Abend den Stein, der an Adolf Strauss erinnert, vorgenommen – doch vor ihnen liegen noch einige andere.
Auch die Stolpersteine sind von der Sanierung der Ortsdurchfahrt in Groß-Karben betroffen: Während den Bauarbeiten in der Heldenberger Straße mussten zwölf Steine samt der großen „Stolperschwelle“ der Synagoge entfernt werden. Im zweiten Bauabschnitt entlang der Bahnhofstraße werden sogar 18 Stolpersteine betroffen sein. „Das war das Zentrum des jüdischen Lebens in Karben“, erklärt Polzer.
Ortsbeirat fragt nach
Bei den Initiatoren der Gedenksteine war das einer der ersten Gedanken, der nach dem Bekanntwerden der Sanierung aufkam: „Wir haben sofort auf die Stolpersteine hingewiesen“, so Polzer. Doch die beiden waren nicht die einzigen: Auch im Ortsbeirat habe es eine Anfrage zum Verbleib der Steine gegeben, erzählt er.
Polzer und Mattner nutzen die Zeit nun, den Steinen neuen Glanz zu verleihen. Denn schon hat sich über das Messing ein fast dunkelgrauer Schleier gelegt. Jetzt, da die Steine ohnehin aus dem Pflaster genommen werden mussten, kann Polzer diesen auf seiner Werkbank in komfortabler Höhe einfach entfernen. „Wenn die Steine liegen, ist die Pflege nicht ganz so einfach“, erklärt er.
Bereits im September wird in der Heldenberger Straße das Resultat der Pflege zu sehen sein. Polzer ist dafür auch in Kontakt mit der Baufirma – etwa um sicherzustellen, dass alle Steine wieder am korrekten Ort verlegt werden. Das Einsetzen erfolgt erst, wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. „Im letzten Schritt, der Planierung, könnten die Steine durch die Rüttlung sonst beschädigt werden“, sagt Polzer. Die neue Montage findet dann so statt wie die einstige Verlegung – nur ohne Zeremonie.
Für die Zukunft würden sich Polzer und Mattner wünschen, dass der Glanz regelmäßiger erneuert wird. „Für ältere Menschen ist das aber schwierig“, weiß der 69-Jährige. Daher bemühen sich die Initiatoren seit Jahren um Bürger, Vereine oder Schulklassen, die bei der Pflege helfen. (jkö)