Nach mehr als einem Jahr ist die Spitze der Kurt-Schumacher-Schule wieder voll besetzt. Rechtzeitig zum Start ins neue Schuljahr hat die Schule einen neuen Vize-Chef. Damit ist die Grundlage gelegt, dass die Schule zur Ruhe kommen kann. Einige Baustellen sind jedoch offen, und ein neues Problem deutet sich an.
Karben. Ältere Schüler und einige Lehrer an der Karbener Kurt-Schumacher-Schule (KSS) werden sich die Augen reiben. Denn ihr neuer Vize-Schulleiter ist ein wohlbekannter Mann: Simon Claus (40). Von 2006 bis 2013 wirkte er an der „Kurt“, erst als Referendar, zuletzt fürs Ganztagsangebot zuständig. Bekannt ist der Lehrer für Mathe und Erdkunde auch für sein Hobby: Schach. Eine AG dazu rief er ins Leben, erzielte viele Erfolge. „Die AG möchte ich wieder ins Leben rufen“, kündigt Claus an.
Zunächst aber wartet ganz anderes auf ihn. Mit Interims-Schulleiter Stephan Mierendorff tüftelt er am neuen Stundenplan. „Es geht volle Pulle los“, sagt Claus. Auch wenn der Kollege schon reichlich Vorarbeit geleistet hat. Erst vorige Woche erhielt Claus seine offizielle Beauftragung vom Schulamt.
Mit voller Kraft ist Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper in ihre neue Aufgabe gestartet. Seit April leitet sie die Gesamtschule samt Oberstufe. „Die ersten Monate waren schon sehr stressig“, räumt sie ein. Leicht gemacht habe ihr den Start die Schulgemeinde. „Ich habe mich sehr gut aufgenommen gefühlt.“
Regeln für alle
Wenngleich sie sich an einige Aufgaben noch gewöhnen müsse. „Ich bin hier mit Disziplinarfragen stärker konfrontiert“ – schlicht, weil es an der Gesamtschule mit ihren drei Schulformen ein breiteres Spektrum an Schülern gebe als an ihrer vorherigen Schule, dem Friedberger Augustinergymnasium.
Offen und herzlich ist die Schulleiterin von ihrem Wesen her. Da sei es eine Herausforderung, „böse zu schauen und das konsequent durchzuziehen“. Aber den Schülern müsse eben klargemacht werden, dass sich alle an Regeln halten müssen. Andernfalls droht auch mal „soziale Arbeit für die Schulgemeinde“, sprich: den Schulhof saubermachen mit dem Hausmeister.
An der Schule sind die Zeiten großer Veränderungen vorüber – der Umstieg aufs Turbo-Abi, dann zurück zur neunjährigen Gymnasialschulzeit. Die G9er sind jetzt in Klasse acht. Nun kann vertieft gearbeitet werden: Auf Initiative der Elternschaft setzt die „Kurt“ ein Konzept zur Medienerziehung um. Nutzen und Gefahren von Handys, Computern und Internet werden in den Klassen thematisiert.
Auch sollen mehr „außerschulische Lernorte“ genutzt werden. Bisher sei das nach Neigung des Fachlehrers geschehen, wenn Literatur in Weimar oder Naturwissenschaften in einem Uni-Labor nachgespürt wurde. „Das waren punktuelle Angebote“, so die Direktorin. „Wir wollen es kanalisieren, damit es alle Schüler machen können.“
Sehr erfolgreich laufe die Arbeit mit den stets 20 bis 30 Flüchtlingskindern. In der Klasse „Deutsch als Fremdsprache“ werden sie herangeführt, danach in Klassen integriert. Auch die Inklusion von Schülern mit „emotional-sozialem Entwicklungsbedarf“ funktioniere, sagt Ursula Hebel-Zipper. Förderlehrer der Bad Vilbeler Brunnenschule kommen zusätzlich in den Unterricht.
Altbau überhitzt
Weil das Personal aber nicht ausreiche, würden mehrere solcher Schüler in eine Klasse integriert. Im Gegenzug seien die Klassen mit 15 Schülern viel kleiner als normal mit 25 bis 30 Schülern. „Durch die deutlich besseren Bedingungen hat kein Schüler einen Nachteil“, betont die Schulleiterin. Auch kritische Eltern überzeuge das.
Nach der neuen Direktorin und ihrem Vize hofft man an der „Kurt“ nun darauf, dass im neuen Schulhalbjahr auch die beiden Leitungsstellen des Haupt- und Realschulzweigs wieder besetzt werden. Vier Lehrer haben diese Arbeit interimsweise unter sich aufgeteilt.
Denn die nächsten großen Aufgaben stehen an. Vor allem auf die Außensanierung des Altbaus wartet die Schule. „Eine Dämmung dort wäre wirklich wichtig“, sagt die Schulleiterin. Im Sommer sei die Hitze im Sechzigerjahrebau enorm.
Wegen der lauten Arbeiten im Baugebiet nebenan könnten oft die Fenster nicht geöffnet werden. Und Lehrer könnten die neu installierten Beamer nicht nutzen, weil sich die Räume nicht abdunkeln lassen.
„Da muss unbedingt etwas geschehen“, findet Ursula Hebel-Zipper. Dieser Tage will sie beim Wetteraukreis auf baldige Abhilfe drängen. Denn 2017 gab es erstmals seit Jahren während der Sommerferien keine größeren Bauarbeiten. Seit längerem werden die Gebäude der Schule nach und nach saniert.
Dabei drängt wohl bald erneut Platzmangel. „Es sind steigende Schülerzahlen prognostiziert“, sagt die Direktorin. „Wir müssen über neue Klassenräume nachdenken.“ Eine Ursache: Wegen G 9 sind viele Schüler wieder ein Jahr länger an der Schule. Zugleich gebe es viele Zuzüge in Karbens diverse Neubaugebiete.
Schülerzahlen steigen
Nicht nur viele Schüler kamen am Montag zurück in ihre „Kurt“. Sondern auch der neue Vize-Schulleiter. „Es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man viele Kollegen schon gut kennt“, findet Simon Claus. Den Kontakt nach Karben ließ er außerdem nicht abbrechen.
„Als ich vor vier Jahren wegging, waren alle Leitungspositionen besetzt und es deutete sich nicht an, dass sich das bald ändert“, erinnert er sich. Doch Claus wollte sich weiterentwickeln. Nach Eschenburg (Lahn-Dill) ging er, wurde pädagogischer Leiter einer Gesamtschule.
In Karben will Claus wieder in einer kleinen Wohnung unter der Woche residieren und übers Wochenende nach Dillenburg heimfahren. Die Abwechslung wird er wohl nötig haben. Reichlich Arbeit prasselt auf ihn ein. „Vieles“, sagt er, „ist einfach ganz neu.“ (den)