Noch immer nutzen viele Autofahrer die Verbindung K 10 zwischen Dortelweil und Kloppenheim, statt den Umweg über die Bundesstraße zu nehmen. Doch die Strecke ist gefährlich, auch wenn sie offiziell nicht als Unfallschwerpunkt gilt.
Bad Vilbel. 25 Unfälle in gut dreieinhalb Jahren, einer davon mit tödlichem Ausgang: Immer wieder kracht es auf der Kreisstraße 10 zwischen Dortelweil und Kloppenheim. Die SPD im Ortsbeirat Dortelweil will sich dieser Problematik annehmen nach Möglichkeiten suchen, mehr Sicherheit auf dieser Strecke zu erreichen.
Rückblick: Am 17. Dezember 2015 ereignete sich auf der Straße ein schwerer Unfall. Noch an der Unfallstelle starb eine 54-Jährige aus Bad Vilbel. Sie war gegen 16.30 Uhr mit ihrer 84-jährigen Mutter in einem Hyundai zwischen Kloppenheim und Dortelweil unterwegs, als ihr Wagen mit dem Volvo eines Bad Vilbelers kollidierte. Der 33-Jährige hatte laut Polizei ein anderes Fahrzeug in einer langgezogenen Linkskurve überholt, hatte dabei die Kontrolle verloren und war beim Wiedereinscheren in den Hyundai gekracht. Die 84-Jährige erlitt schwere Verletzungen, der 33-Jährige wurde leicht verletzt. Die Straße war bis in den Abend hinein voll gesperrt.
Riskantes Überholen
Zu hohe Geschwindigkeit und Überholen an unübersichtlichen Stellen sind für die Wetterauer Polizei – neben Wildunfällen – Unfallursache Nummer eins auf dieser Strecke. Zu diesem Schluss kommt Polizeioberkommissar Eugen Bockmeier vom regionalen Verkehrsdienst Wetterau, der die Unfälle zwischen Jahresbeginn 2014 und Juni 2017 analysiert hat.
Insgesamt untersucht hat Bockmeier 19 Wildunfälle und sechs Unfälle, bei denen die Fahrer von der Fahrbahn abgekommen oder auf ein anderes Fahrzeug aufgefahren sind. Von der Fahrbahn abgekommen sind einige Fahrer in der Linkskurve in Richtung Kloppenheim auf nasser Straße.
Bockmeier: „Zu den örtlichen Gegebenheiten ist anzumerken, dass die Fahrstreifenbegrenzung ab dem Aussiedlerhof Am Römerhof bis zum Ortseingang Kloppenheim in Form einer durchgehenden Linie ausgeführt ist. Diese Fahrstreifenbegrenzung darf nicht überfahren werden. Daraus ergibt sich auf diesem Streckenabschnitt ein Überholverbot.“ Auf der Strecke gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern.
Ständig beherrschbar
Doch Bockmeier schränkt ein: „Diese Geschwindigkeit gilt jedoch nicht uneingeschränkt.“ Denn laut Straßenverkehrsordnung muss unabhängig vom Tempo das Fahrzeug von dem Lenker ständig beherrschbar bleiben. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.
„In Kurvenbereichen, insbesondere bei nasser Fahrbahn, hat der Fahrzeugführer seine Geschwindigkeit so anzupassen, dass er die Kurve sicher durchfahren kann.“ Dass dies aber nicht immer geschehe, darin sieht Bockmeier die Ursache für die Unfälle.
„Wir sind der Auffassung, dass die Strecke zum Rasen verleitet und der mutmaßliche Gegenverkehr über lange Strecken nicht erkennbar ist“, schildert der Dortelweiler SPD-Vorsitzende Rainer Fich seine Eindrücke. Auch empfinde er, dass die Anzahl und Schwere der Unfälle an dieser Stelle außergewöhnlich hoch sei. Auch wenn es sich nicht um einen offiziellen Unfallschwerpunkt handele, so sei für ihn der Gefahrenpunkt unverkennbar. Denn schließlich werde auch nicht jeder Unfall gemeldet, so dass es eine gewisse Dunkelziffer gebe.
„Wir wollen nun alle beteiligten Stellen einbinden“, sagt Fich. Dazu will er Gespräche mit der Bad Vilbeler Straßenverkehrsbehörde und dem Verkehrsdezernenten Sebastian Wysocki (CDU) führen, aber auch mit der Polizei in Bad Vilbel und Friedberg und der Regionalplanung beim Wetteraukreis.
Eine mögliche Lösung hat Fich noch nicht parat, will das den Experten überlassen. „Klar ist aber, dass die unübersichtliche Linkskurve in Richtung Kloppenheim entschärft werden sollte.“ Ein Tempolimit sei für ihn vorstellbar.
Wenig optimistisch
Beim Regionalen Verkehrsdienst Wetterau mit Sitz in Butzbach ist man nicht sonderlich optimistisch. So testete etwa eine Gruppe studierender Polizisten im vergangenen Jahr eine neue Art von Warntafeln, auf denen zu lesen war, wie viele Wildunfälle sich auf der jeweiligen Strecke im vergangenen Jahr ereignet haben. Viel gebracht habe das aber nicht.
Deswegen rät Polizeioberkommissar Bernd Junker vom Verkehrsdienst zu einem Paket an vorbeugenden Möglichkeiten. Abgemähte Straßengräben helfen dabei, Wild früher zu erkennen, und auch abschreckende Duftmarken, letzteres aber nur für eine gewisse Zeit. Am wirksamsten sei es, wenn die Autofahrer vor allem bei Dunkelheit langsamer fahren und den Straßenrand im Auge behalten.